Nachdem Sasuke so furchtbar unnachgiebig gewesen war und ich nicht die kleinste Information aus ihm bekommen hatte, war ich wutentbrannt in den nächsten Aufzug gestiegen. Die OP-Säle waren auf der vierten Etage, also hatte ich einen kleinen Moment im Lift für mich allein, in dem ich zornig gegen eine der Wände getreten und mich dann wieder gefangen hatte. Der Patient hatte mich gebraucht. Er wäre sonst gestorben. Um Sasuke und meine Gefühle konnte ich mich in einen paar Stunden noch kümmern, also war ich schnurstracks in den OP gegangen.
Seitdem war nun schon ein halber Tag vergangen. Die Operation war erst vor etwa einer Stunde beendet gewesen und ich hatte in dieser Nacht weder Schlaf noch Ruhe bekommen. Und etwas zu Essen sah ich nun auch zum ersten Mal an diesem Tag.
"Und?" Ino sah mich mit großen Augen an. Wer hätte gedacht, dass sie heute eine verheiratete plastische Chirurgin wäre.
"Was und?", fragte ich monoton zurück. Wir waren nun schon seit vielen Jahren beste Freundinnen, deswegen wusste sie genau, dass meine abweisende Art nicht ihr galt, sondern der ganzen Welt um sie herum.
Sie schnaubte genervt und verdrehte die Augen. "Die Schusswunde von heute Nacht. Wer sind die Typen? Vor allen Dingen der reiche Schwarzhaarige aus dem Wartebereich.", sagte Ino ungeduldig.
"Du bist selber reich. Und verheiratet.", erinnerte ich sie und nickte auf ihre linke Hand, an dessen Ringfinger zwei ziemlich teure Ringe steckten. Der Verlobungsring, den Sai ihr vor zwei Jahren gegeben hatte und den Ehering, den sie seit etwa einem Jahr trug.
"Ja, ja. Das weiß ich doch. Aber Neugierde wird wohl noch erlaubt sein.", warf sie schnippisch ein.
Sie stocherte in ihrem Salat herum, während sie auf meine Antwort wartete. In diesem Krankenhaus passierten nicht ganz so viele dieser spannenden Fälle, wie sie es im Fernsehen zeigten, da war ein reicher Angeschossener des Highlight des Monats, vielleicht sogar Jahres. "Glaub es oder nicht, der Schwarzhaarige ist Sasuke Uchiha."
Sie schwieg mich für eine geschlagene Ewigkeit einfach nur an. Ich glaube, sie blinzelte nicht mal.
"Du verarschst mich."
"Ich wünschte, es wäre so.", erwiderte ich und biss in mein Sandwich.
Sie brauchte wieder eine Sekunde, um die kleinen Rädchen in ihrem Kopf sich drehen zu lassen. "Moment, Moment. Du meinst den Sasuke Uchiha? Deinen Sasuke Uchiha? Aus dem Internat?", versicherte sie sich.
Die Ungläubigkeit konnte ich ihr keinesfalls verübeln. Es waren schon über fünf Jahre, in denen ich nichts mehr von ihm gehört hatte. Außer natürlich wenn irgendwelche Zeitungen Artikel seiner Errungenschaften und Erfolge brachten. Trotzdem war ihre Fragerei ein wenig dumm. "Wie viele kennen wir denn sonst noch?", fragte ich sarkastisch. Eine unschöne Eigenschaft, die ich mir über die Jahre angewöhnt hatte und jetzt nicht mehr loswerden wollte. Die Welt war ein klein wenig schöner, wenn ich meinen Frust durch Sarkasmus loswerden konnte.
Ino lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und ließ den drögen Salat auf dem weißen Tisch der Cafeteria stehen. "Du verarschst mich.", wiederholte sie.
Da viel mir erst richtig auf, was die da gesagt hatte. "Außerdem ist er nicht mein Sasuke Uchiha."
"Ach, nein?", entgegnete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich mochte gar nicht, dass sie sich an diese Vergangenheit klammerte. "Ich meine mich noch an die Sommerferien nach unserem Abschluss erinnern zu können und wie sehr er dein Sasuke Uchiha war." Nach meinem kühlen Todesblick lenkte sie schnell ein. "Oder auch nicht."
"Wir waren Kinder, Ino.", erinnerte ich sie. Wie alt war ich gewesen? Sechzehn. Das war nichts. Mein erster Kuss, mein erstes Mal richtig Herzklopfen. Dieses absolut absurde Gespräch in der Nacht auf dem Sportplatz damals. Ich hätte sowieso nicht gedacht, dass ich Sasuke nach diesem einem Jahr Internat jemals wiedersehen würde.
"Na, ja, jetzt seit ihr es nicht mehr." Inzwischen war der Salat völlig von Inos Essensplan gewichen und sie biss genüsslich in einen Muffin. Das war nun schon die siebzehnte Diät in sechs Monaten, die sie am zweiten Tag abbrach. Meiner Meinung nach musste sie eh nicht abnehmen. Der Tonfall gefiel mir allerdings immer noch nicht.
"Lass das!", sagte ich mit so viel Nachdruck, dass sie kurz innehielt. Diese zweideutigen Andeutungen führten zu einer ganz bestimmten Zukunft, die sie sich ganz schnell wieder aus ihrem hübschen Köpfchen schlagen musste.
"Was denn?"
"Egal, was es ist. Hör auf damit. Hör am besten einfach auf zu denken."
Ich ließ sie sitzen und brachte noch mein Tablett weg, bevor ich aus dem großen Saal marschierte, meine Assistenzärzte auf der Neugeborenen-Station aufgabelte und mich auf den Weg zu meinem Patienten machte.
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Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm
FanfictionDie Konoha Highschool - ein eher schwieriges Kapitel meines Lebens. In meinen Tagen dort ist einiges geschehen, doch nicht alles verlief zum Guten. Es ist nun schon über sieben Jahre her, doch manche Dämonen verfolgen mich immer noch. Teil 1: Swot...