We all live in a yellow submarine

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Auf der Welt bricht eine Sintflut aus. Mehrere Millionen Menschen werden in ein riesiges uboot evakuiert, darunter zum Glück auch ich. Zunächst weiß keiner, was mit den anderen Menschen passiert, viele sterben. Doch irgendwann bekommen wir die Meldung, dass zumindest noch ein zweites, etwas kleineres uboot existiert und befüllt wird. Es gibt sogar Gerüchte über ein drittes, doch die werden nie bestätigt werden. Alle anderen Milliarden Menschen müssen ertrinken...
Selbstverständlich herrscht überall Ausnahmezustand; bei der Regierung in unserem Boot scheinen aber soweit alle sicher zu sein, es wird versucht, alle am Leben zu erhalten und gleich zu behandeln.

Doch die Meldungen häufen sich, dass beim anderen Boot eine Diktatur herrscht, Putin hat das Zepter übernommen und aufgrund der schwindenden Ressourcen werden nach und nach Menschen aussortiert. Sie verschwinden einfach, gehen wahrscheinlich tot über Bord. Zunächst werden die untersten Gesellschaftsschichten eliminiert, die Obdachlosen und Prostituierten. Doch hier scheint noch kein Ende in Sicht. Die verbliebenen werden auch immer schlechter behandelt, Lebensmittel werden gestrichen oder rationiert und die Meinungsfreiheit wird aufgehoben. Wer sich gegen die Regierung äußert, wird früher oder später verschwinden.

Die Infos schlagen auch bei uns die Runde, immerhin haben viele von uns Freunde und Verwandte dort und die Telekommunikation funktioniert gottseidank noch.
Da die uboote sehr nah beieinander tauchen, ist es theoretisch möglich, immer mal wieder zwischen ihnen zu wechseln. Wenn sie etwa alle ein oder zwei Tage gerade besonders nah sind, kann man theoretisch einfach hinschwimmen. Praktisch ist das nicht gerne gesehen, auch nicht ganz ungefährlich, aber für Besuche bisher geduldet. Man darf nur nicht dauerhaft wechseln, um das Personengleichgewicht nicht zu gefährden.
Doch Putin verbietet nach kurzer Zeit, dass seine Einwohner das Boot verlassen. So müssen die vom anderen ihre Freunde dort besuchen und bringen dabei auch häufig Dinge mit, die in Boot 2 inzwischen nicht mehr verfügbar sind, wie Bananen oder Shampoo. Doch auch das missfällt Putin immer mehr.

Eines Tages erzählt mir mein Kumpel Leon, der sehr viele Freunde und Verwandte auf dem anderen Boot hat, dass nun auch die Kommunikationswege von Putin immer mehr gekappt werden. Außerdem wurde angekündigt, dass auch weitere Berufsgruppen eliminiert werden, welche weiß er leider auch nicht.

Ich mache mir große Sorgen um Ray, meinen guten Kumpel und zum Glück einzigen Kontakt auf dem anderen Boot. Er ist Geigen-Solist und ich bin mir nicht sicher, wie wichtig Putin Kunst und Kultur ansieht. Da ich ihn nicht mehr erreichen kann, entschließe ich mich letztendlich, ihm einen Besuch abzustatten. Inzwischen wird von unserer Regierung strengstens davon abgeraten, zu reisen, man denkt, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Putin die Grenzen komplett sperren lässt und "Ausländer" werden dann sicherlich sofort eliminiert. Aber ich riskiere es, muss sehen, wie es um Ray steht und ihn im Notfall herausschmuggeln.

Am Abend sind die Boote wieder nah und ich trete zusammen mit einigen wenigen anderen mutigen die Reise an. Alles läuft zunächst nach Plan. Ray freut sich sehr über den Besuch und wir unterhalten uns in seiner Koje ein wenig über die neue Verordnung. Glücklicherweise scheinen Musiker weiterhin verschont zu bleiben, wie lange das so bleibt, ist aber nicht absehbar.
Doch dann kommt eine Durchsage durchs Boot: das was bereits erwartet wurde, tritt nun ein, Besuche werden illegal und Ausländer stehen ab sofort auf der Eliminationsliste. Ab sofort.
Entsetzt sehen wir uns an und machen uns so schnell wie möglich auf den Weg. Wenn ich hier entdeckt und als Ausländer entlarvt werde, bekomme ich die Todesstrafe.

Gerade als Ray mich zum Ausstieg begleiten möchte, laufen wir zufällig Putin höchstpersönlich über den Weg. Wir versuchen, uns so unauffällig wie möglich zu verhalten doch Putin hält uns zu unserem Entsetzen auf. Wir beide denken schon, ich wurde als Ausländer erkannt, da fängt Putin an, über Musik zu reden. Er kennt wohl meinen berühmten Geigerkumpel und möchte, dass der ihm mal was vorspielt. Ray kann natürlich nicht nein dazu sagen und holt seine Geige. Mit gemischten Gefühlen warte ich neben Putin. Es scheint, als dass die Musiker noch eine Weile sicher sind, doch was wird aus mir, wenn meine Identität auffliegt? Der Smalltalk mit Putin läuft zum Glück problemlos ab aber... flirtet der etwa mit mir!?
Erleichtert stelle ich fest, dass Ray zurückkommt, die Geige unter dem Arm. Wir gehen in einen Raum, nur wir 3 und die 2 Security von Putin, und Ray beginnt zu spielen, einen wunderschönen Walzer. Da es hier unterschwellig um unser Leben geht, gibt er alles und das hört man auch.

Putin ist begeistert und mitgerissen. Im einen Moment steht er noch bewundernd da, im nächsten ergreift er meine Hand und fängt an, mit mir zu tanzen. Meine vorsichtigen Versuche, ihn davon abzubringen (ich kann leider nicht tanzen... vielleicht lieber ein ander Mal?...) fruchten leider nicht und ich tanze wohl oder übel unbeholfen mit. Am Ende des Stückes will ich schon erleichtert zurückweichen, da versucht Putin mich plötzlich zu küssen. Instinktiv weiche ich im letzten Moment aus, sodass der Kuss zum Glück nur auf die Wange geht. Doch was das für Konsequenzen nach sich ziehen könnte, wird mir erst jetzt bewusst. Panisch blicke ich zu Putin, der lacht aber zum Glück nur:"Die Dame ziert sich beim ersten Treffen wohl noch ein bisschen und will es spannend machen, das gefällt mir. Dann gibt es den Kuss eben bei unserem nächsten Treffen morgen! Bis dahin kannst du hier bleiben. Ray, Sie können gehen, danke für das Privatkonzert. Ich weiß das zu schätzen und Sie können davon ausgehen, dass ich die Musiker in der nächsten Verordnung positiv berücksichtigen werde."

Fazit: Ray ist zunächst raus aus der Schlinge und Putin scheint zum Glück nicht zu ahnen, dass ich Ausländerin bin. Dafür will er mich anscheinend hier als sein gottverdammtes Spielzeug halten und es sieht nicht danach aus, als gäbe es eine Möglichkeit, mich hier herauszubringen. Kurz gesagt- ich bin am Arsch.

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⏰ Last updated: Mar 04, 2021 ⏰

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Träume oder: Was mein Gehirn nachts so produziertWhere stories live. Discover now