Atlantis

14 2 0
                                    

Eine Frau liegt abends im Bett neben ihrem Mann. Wie so oft ist sie unglücklich, da ihrem Leben einfach der "Kick" fehlt. Sie liebt zwar ihrem Mann und alles aber Hausfrau zu sein ist ihr einfach nicht genug, sie träumt von Abenteuer. Doch wenn sie das ihrem Mann erzählt, versteht er sie zwar, will und kann aber dennoch nichts dran ändern.

Mit diesen Gedanken schläft sie schließlich ein  doch der Traum den sie haben wird, wird sie so schnell nicht mehr loslassen: sie ist unter Wasser, wie beim tauchen umgeben von dunkelblauen Wogen, und doch bekommt sie Luft. Auf einmal erscheint eine Frau vor ihr, in etwa im selben Alter und die beiden sehen sich sogar ein klein wenig ähnlich. Die Fremde ist auffällig gekleidet, ein mittelalterlich angehauchtes Kleid und ein teurer Haarreif gehört dazu.

Doch dabei bleibt es nicht, denn jetzt fängt sie auch noch an zu sprechen. Dumpf und doch glasklar tönt ihre Stimme durch das Wasser:
"Ich weiß von deinen Sorgen und ich möchte dir deshalb einen Tausch anbieten. Ich bin die Königin von Atlantis aber mein Reich ist dem Untergang näher als je zuvor. Doch ich kann es nicht mehr retten, ich bin nicht stark genug und möchte einfach nur ein normales Leben führen. Deshalb werden wir unsere Körper tauschen, bis das Schicksal von Atlantis besiegelt ist.
Morgen wenn ihr wie jedes Jahr zum traditionellen Ostereierlosen geht, wirst du die Nummer 5 bekommen. In der Nacht darauf wird es geschehen."

Ohne ein weiteres Wort taucht die Königin mit einem kräftigen Zug davon und die Frau wacht schweißgebadet wieder auf.

Ihr Mann ist auch noch wach und so erzählt sie ihm von der seltsamen Begegnung. Irgendwie hat sie das Gefühl, dass es tatsächlich mehr als nur ein Traum war und auch wenn sie etwas Angst bekommt so hat sie doch ein freudiges Kribbeln im Bauch.
Ihr Mann tut es als seltsamen Traum ab, freut sich jedoch, dass seine Frau endlich ein bisschen Aufregung genießt.

Am nächsten Tag geht das Paar wie jedes Jahr zum Ostereierlosen. Das ist eine Besonderheit in ihrer Stadt, bei der jeder Teilnehmer ein ausgeblasenes Ei mit einer bestimmten Nummer lost, in dem sich glückskeksartig ein kleiner Zettel mit einer Lebensweisheit befindet.

Die Frau ist schon ganz aufgeregt, irgenwie weiß sie schon, dass sie die 5 losen wird und es passiert tatsächlich! Schnell holt sie ihr Ei ab und hält ihrem Mann zur Bestätigung die Nummer vor die Nase.
"Siehst du, es ist wahr! Heute Nacht wird es passieren!" Murmelt sie aufgeregt doch ihr Mann tut es wieder als Zufall ab. Bei gerade mal 50 Eiern könne schon mal die Zahl auftauchen, auf die man gewartet hat. In Wahrheit hat er aber doch langsam ein mulmiges Gefühl. Wenn der Tausch tatsächlich eintreten würde, wäre er total überfordert. Aber das ist ja eh nur Humbug!

Seine Frau hat jetzt auch den Zettel auseinandergefaltet und liest den Spruch laut vor: "Akzeptiere dein Schicksal und genieße das Leben!?"
Da lacht ihr Mann laut los: "Siehst du, doch kein Atlantis, der Zettel sagt es ja wohl mehr als deutlich."
Doch der Frau bleiben weiterhin Zweifel, schließlich war nirgends die Rede davon, dass auf dem Zettel was sinnvolles stehen muss.

Als sie sich schließlich abends schlafen legt, verabschiedet sie sich sicherheitshalber von ihrem Mann und er macht sich zum ersten Mal nicht darüber lustig. Anscheinend hat er doch mehr Zweifel als gedacht.

Die beiden schlafen schließlich ein und die Stunden vergehen, bis der Mann irgendwann gegen 3 von dem Quietschen des Bettes geweckt wird. Verschlafen dreht er sich um und sieht, wie seine Frau auf allen Vieren auf dem Bett herumhüpft.

"Was zur Hölle tust du da?" fährt er sie nicht gerade freundlich an.
"Oh Sie sind wach. Ich fand es unschicklich Sie zu berühren, da wollte ich Sie lieber so aufwecken. Außerdem ist dieses Bett so unglaublich weich! Entschuldigen Sie, ich bin die Königin von Atlantis."
Auch wenn sich das Ganze eher nach einem schlechten Scherz seiner Frau anhört, schenkte er dem Gerede erschreckenderweise sofort Glauben. Die Frau neben ihm sah zwar so aus wie seine Frau- aber das Verhalten, die Sprache, die Gesten, das war nicht sie!

Im gleichen Atemzug macht seine Frau die Erfahrung, in einem anderen Körper aufzuwachen, auch wenn er ihrem sehr ähnlich war. Hier ist es bereits draußen hell und sie kann zunächst in Ruhe ihre nächste Umgebung erkunden.

Sie liegt alleine in einem großen, sehr harten Bett und sie dankt Gott, dass kein fremder Mann neben ihr liegt. Vielleicht ist die arme Königin Witwe. Das Zimmer ist an sich sehr schön eingerichtet, an den weißen Wänden ist Stuck und der Parkettboden glänzt wie frisch gebohnert.

Bevor sie sich weiter umsehen kann, klopft es an der Tür- Frühstück für die Königin!
Offensichtlich ein Diener fährt mit einem Rolltisch voller Köstlichkeiten herein und stellt ihn direkt neben ihrem Bett ab. Sie dankt ihm natürlich und wird dann auch schon wieder alleine gelassen.
Kurz überlegt sie, ob sie nicht zuerst das Reich retten müsste, entscheidet sich dann aber doch zunächst für das Frühstück, mit leerem Magen gewinnt es sich schließlich nicht leichter!

(Leider endet der Traum hier)

Träume oder: Was mein Gehirn nachts so produziertWhere stories live. Discover now