Wunderheilmittel Pferd

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Ich hatte einen schlimmen Unfall im Sportunterricht. Als ich nach langer Zeit schließlich aus dem Krankenhaus zurückkam, war ich beinahe querschnittsgelähmt, konnte mit Mühe noch aufstehen aber alles andere war zu viel, die Beine steif und ohne Gefühl. Die Ärzte sagten, es würde - wenn es überhaupt klappt - ewig dauern bis ich wieder laufen kann.

Nach wenigen Tagen, ein wunderschön sonniger Herbsttag, ruft mich meine beste Freundin an, wie ich ist sie auch begeisterte Reiterin, und lädt mich ein, zu ihrer Reitbeteiligung mitzukommen. Ich stimme zu, ich hatte übrigens kein eigenes Pferd und bin immer nur im Unterricht mitgeritten.
Allerdings lässt mich mein strenger Vater (Alleinerziehend) nicht einfach so aus dem Haus, er hat angeblich Angst ich überanstrenge mich. Da er später eh noch weg zum Flugplatz will kommt er aber immerhin mit und unterhält sich dort gut mit dem Vater meiner Freundin über sein Hobby das Segelfliegen, ich werde zum Glück weitestgehend ignoriert. Ich schau meiner Freundin zu, wie sie das große, braune, sehr brave Pferd putzt und sattelt und helfe ihr wo ich kann. Doch da kommt sie plötzlich auf eine dumme Idee: ich soll doch mal drauf sitzen, ihr Pferd sei doch eh so brav. Nur mal eine Runde Schritt, geführt und sie würde mich zur Not auffangen.
Mein Vater war zum Glück sehr beschäftigt, also wagten wir es. Meine Freundin hob mich hoch aufs Pferd, wo ich allerdings eher lag als saß. Doch selbst so war es ein unbeschreibliches Gefühl, hatte ich doch mit dem Gedanken von Reiten längst abgeschlossen. Meine Freundin führte mich ein bisschen auf und ab, doch plötzlich ließ uns ein Schrei das Blut in den Adern gefrieren:"Komm sofort da runter, du brichst dir alle Knochen!!"
Meinen Vater konnte man über den ganzen Hof schreien hören und natürlich erschreckte sich da auch mein Reittier und zog ruckartig den Kopf nach oben, verbunden mit ein paar hektischen Schritten. Normalerweise nicht tragisch, doch so wie ich draufhing war es mehr als kritisch. Wie aus einem Reflex versuchte ich, mich aufzusetzen und die Beine lang zu machen und wie durch ein Wunder gelang es mir! Das Pferd war wieder ruhig, also wagte ich es, meinem Vater zuzurufen:" Schau mal, ich kann meine Beine bewegen!"
Meine Freundin war auch ganz baff und begeistert doch meinen Vater schien das nicht zu beeindrucken. Bei uns angekommen zog er mich vom Pferd und setzte mich zurück in den Rollstuhl. "Schluss damit, du bringst dich nur um, das war ein Zufall!" war alles, was er dazu zu sagen hatte. "Komm jetzt mit, wir fliegen noch eine Runde mit unserem Segelflieger, der Vater deiner Freundin kommt mit dem Doppeldecker auch mit."
"Aber Papa, schau doch, ich kann laufen!" Einen wackligen Schritt schaffte ich schon, jetzt wo ich meine Beine wieder spürte.

Doch mein Vater ignorierte das und zog mich zum Flugzeug, das er schon warmlaufen hat lassen. Sobald die Tür zu war, hoben wir schon ab, er war stinksauer und flog auch so. Es war viel los im Luftraum und als eine große Passagiermaschine von Lufthansa in die Quere kam, konnte er nur im letzten Moment ausweichen. Dem, der neben uns flog, erging es nicht so gut und er streifte die Riesen Maschine leicht mit einem Flügel. Am großen Flugzeug entstand nur ein Kratzer, der mittelgroße neben uns hatte den halben Flügel ab und trudelte umher. Jetzt kam auch der Vater meiner Freundin mit seinem Doppeldecker angeflogen und entsetzt beobachteten wir den verunfallten Flieger, wie er auf den Boden viel zu schnell zusteuerte. Im letzten Moment konnte er jedoch ablenken und eine Bruchlandung auf einem Hügel hinlegen. Es rauchte gehörig und der Pilot war bestimmt verletzt doch hatte es wahrscheinlich immerhin überlebt. Unser Begleiter im Doppeldecker landete auch sofort und eilte dem Verunglückten zur Hilfe, mein Vater flog jedoch einfach trotz meines Protests weiter.

Ende.

Träume oder: Was mein Gehirn nachts so produziertWhere stories live. Discover now