7.Hochzeit

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Ihr mittlerweile allabendlicher Schlaftrunk hatte sie sogar in dieser Nacht in einen traumlosen Ruhezustand versetzt. Das war schon wirklich bemerkenswert, da sie selbst ihre Nervosität kaum in Worte fassen konnte. Die Prozedur, welche sie noch vor wenigen Stunden überstehen musste, hatte dies nicht besser gemacht. Als Zissa gerade in ihr Bett steigen wollte, betrat noch einmal ihre Mutter ihr Zimmer. Sofort erhob sie sich wieder und blickte Druella fragend an.

„In der morgigen Nacht darfst du dir keine Fehler erlauben. Deine wichtigste Aufgabe wird es sein, deinen Mann zufrieden zu stellen. Ich mache mir keine Sorgen, dass er wissen wird, was zu tun ist. Du wirst ihm schlichtweg gehorchen. Hast du das verstanden?"

In Narzissa verkrampfte sich alles, doch sie nickte steif.

„Des Weiteren sind deine Vorbereitungen noch nicht ganz abgeschlossen. Zieh dich aus."

Sie spurte ohne nachzufragen. Ihrer Mutter zu widersprechen hatte ohnehin keinen Zweck. Völlig unbeholfen stand sie nackt vor ihrer Mutter und bedeckte mit ihren Armen das nötigste.

„Ich warne dich, es wäre sehr unklug dich morgen auch so zu zieren."

Sie zückte ihren Zauberstab. Zissa schrak unwillkürlich zusammen, doch ihre Mutter reagierte nicht darauf, murmelte lediglich einige Worte und fuhr dann mit dem Zauberstab am Körper ihrer Tochter entlang. Narzissa verspürte ein leichtes Kribbeln und dort, wo der Stab die berührte, wurde ihre Haut ganz heiß. Immer noch verstand sie den Sinn dieser Prozedur nicht, doch als sie dann einen Blick auf die Stellen warf, an denen ihre Mutter bereits den Zauber gewirkt hatte, sah sie, wozu das alles gut war: Jedes noch so kleinste Härchen auf ihrem Körper verschwand. Druella führte ihren Zauberstab über Zissas gesamten Leib, unterhalb des Kopfes. Sie fühlte sich schrecklich bloßgestellt. 

Nun weckte sie zum letzten Mal die schneidende Stimme ihrer Mutter. Sofort war Narzissa hellwach und öffnete schlagartig die Augen. Ihr Puls schnellte auch jetzt direkt nach dem Aufwachen auf eine unangenehme Geschwindigkeit und wie schon so oft in letzter Zeit überkam Narzissa die Übelkeit. Sie schluckte den säuerlichen Geschmack in ihrem Mund hinunter. Es war so weit. 

Die kommenden Stunden nahm Narzissa bloß getrübt wahr. Als wäre sie nur ein unbeteiligter Zuschauer in einem prachtvollen Theater. Sobald sie aus der Dusche kam, war sie umgeben von Menschen die an ihr rumzupften, ihr Stoff überstreiften und sie einschnürten. Sie selbst nutzte die letzten Stunden vor ihrer Trauung um sich zu sammeln. Dieses Schicksal war ihr von Geburt an vorbestimmt gewesen und trotzdem hatte es sie viel zu schnell eingeholt. Wieder zu sich kam sie erst, als sie ihr Spiegelbild betrachtete. Man hatte sie alleine gelassen, fertig angezogen, frisiert und geschminkt. So würde sie also vor den Altar treten. Das, was sie sah, entlockte ihr das erste Lächeln dieses Tages. Genau so hatte sie es sich immer vorgestellt. Alles saß perfekt und die Blicke aller Gäste waren ihr sicher. Ihr eigener Anblick half ihr, sich auf ihre Rolle zu konzentrieren. Bald würde sie die Frau des Erben des wohl mächtigsten Familienimperiums sein. Es gab bestimmt schlimmeres. In Sekundenschnelle schaffte sie es, einen sanften Gesichtsausdruck aufzusetzen. Ganz, wie es sich für eine Braut gebührte. Noch einmal kontrollierte sie ihre Haltung und war erstaunt, wie würdevoll sie doch wirkte. Dann verließ sie zum letzten Mal ihr Kinderzimmer, ohne sich noch einmal umzublicken.

*

Die Trauung würde in einer eigens für diesen Anlass restaurierten, alten Kathedrale auf einem abgelegenen Hügel stattfinden. Eine recht ausgefallene Ortsauswahl, wie Lucius fand. Aber extravagant sollte es ja auch durchaus sein, immerhin heiratete nicht irgendwer, sondern ein Malfoy. Die Gäste strömten bereits durch das große Eingangsportal hinein und auch Lucius hatte seinen Platz am Ende des Ganges eingenommen. Neben ihm stand Rodolphus, der den Part des Trauzeugen übernehmen würde. Seine zukünftigen Schwiegereltern saßen in der ersten Reihe neben seinen Eltern, er hatte sie bereits begrüßt. Dann wurde es still. Die Gespräche verstummten, ein eigens engagierter Pianist begann Liszts „Liebestraum" zu spielen, das Portal wurde erneut geöffnet und Narzissa trat ein. Sein Trauzeuge zischte ihm ein anerkennendes „Nicht schlecht!" zu. Lucius bis eben noch aufgesetztes Lächeln verwandelte sich schlagartig in ein zufriedenes Grinsen. Umso näher sie ihm kam und er sie immer genauer betrachten konnte, desto erregter wurde er. Ihre makellose, elfenbeinfarbene Haut wirkte durch den weißen Stoff ihres Kleides noch heller. Er konnte nicht darum herum, sich erneut vorzustellen, wie er von diesem zarten Körper Besitz ergriff, jeden Zentimeter ihrer Haut anfasste und sie sich unterwürfig machte. Der Anblick, den sie ihm in diesem Moment bot, so rein wie ein Engel, ließ seine Lust ihn fast übermannen. Doch er übte sich selbstverständlich in der ihm anerzogenen Zurückhaltung, begnügte sich damit ihre zierliche Hand in seine zu nehmen. Ihr Ausdruck war beherrscht, das gefiel ihm. Das Zeremoniell schien ewig zu dauern. Doch dann war es endlich soweit und sie sollten sich das Jawort geben. Er war gespannt, ob sie zögern würde, doch diese Blöße gab sie sich nicht. Sie beide beantworteten die Frage des Pfarrers mit einem Ja. 

The noble house of Malfoy //Lucissa FFWhere stories live. Discover now