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Ich will das ganze hinter mich bringen und dann weiter Leben.
*
Lilli

Am nächsten Morgen stehe ich wie gewohnt um sechs Uhr morgens auf und mache mich fertig. Müde schleppe ich mich ins Wohnzimmer. „Was machst du?", fragt Emelie, die völlig entspannt auf der Couch und ließt ein Buch. Ich deute auf die Tür. Emelie lacht. „Nein, Nein, Nein. Ich habe angerufen. Du gehst da nicht mehr hin.", sagt sie. Verwirrt sehe ich zu ihr. Erst dann realisiere ich, dass ich gestern zugesagt habe, dass ich Markus suchen werde.

Seufzend lasse ich mich neben Emelie auf die Couch fahren. „Ich wusste, dass du das vergessen würdest. Deswegen habe ich mir einen Wecker gestellt, um die eine peinliche Situation zu ersparen.", sagt Emelie und blättert eine Seite weiter. Ich lächele sie müde, aber auch dankbar an.
Wir sitzen schweigend nebeneinander, bis wir aus Sophia's Zimmer schreie hören.
Wir stehen auf und gehen zu ihr ins Zimmer. Mittlerweile kennen wir das und wissen, was wir tun müssen. Wir wecken sie, wodurch sie sich erschreckt. Lächelnd steige ich zu ihr ins Bett. Emelie legt sich auf die andere Seite. Sophia schläft schnell wieder ein. Sie schlägt unruhig, auch wenn wir da sind. Aber sie schreit nicht mehr. „Du musst um neun Uhr fertig sein.", flüstert Emelie und gähnt. Auch sie schläft ein. Ich liege einfach da und starre an die Decke. In Sophia's Zimmer brennt immer ein kleines Licht.

Ich denke an Markus und dieses Mal holt mich der Schmerz ein. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als er mich verlassen hat. Wenn ich daran denke, tut es noch immer weh. Früher tat es immer weh, zu jeder Zeit.
Nach einer Zeit stehe ich wieder auf. Leise verlasse ich das Zimmer. Ich muss noch packen, allerdings weiß ich nicht, wie lange ich weg sein werde. Ich seufze, als ich vor meinen geöffneten Kleiderschrank stehe. Ich ziehe drei Jeans heraus, zwei Jogginghosen, zwei Pullis und einige Shirts. Zusammen mit Pflegeartikeln packe ich die Sachen in eine Tasche.

Ich lasse mich wieder auf die Couch sinken. Es ist halb neun und allmählich werde ich angespannt. Ich habe mich gerade an diese Wohnung gewöhnt, habe Menschen um mich, die mir am meisten bedeuten. Ich hatte Arbeit und jetzt will ich das ganze wieder hinter mir lassen. Ich werde nicht für immer fort gehen, aber es fällt mir schwer. Es ist mir schwer gefallen nach Grünwald zu ziehen, weil Hamburg das einzige war, was ich kannte.
Es viel mir schwer ins Internat zu gehen, weil ich ein Stück von Markus bei mir behalten wollte und das gab es nur in Grünwald. Meine persönliche Hölle.
Im Internat habe ich mich irgendwie sicher gefühlt, weil mich dort niemand verletzt hat. Auch wenn ich es dort gehasst habe, fiel es mir schwer weg zu gehen. In die Nähe von Köln zu ziehen war eine große Entscheidung, die mir Angst gemacht hat.
Und jetzt habe ich mich beinahe eingelebt und werde es einer guten halben Stunde wieder verlassen. Und das für einen Typen, der mich verlassen hat.

Es klingelt. Schnell stehe ich auf und öffne die Tür. Dann schnappe ich mir meine Tasche und jogge die Treppe hinunter. Ich hoffe, dass die anderen beiden nicht wach geworden sind.
Unten warten bereits Juli und Maxi. Aber statt dem Auto, sind sie mit den Motorrädern da. Neben Maxi steht Blossom, die auf mich zugestürmt kommt. Sie schließt mich in ihre Arme und auch wenn ich sauer sein will, freue ich mich sie wieder zu sehen. Also umarme ich sie ebenfalls.
„Ich habe dich so vermisst.", sagt sie, als sie mich loslässt. Sie begutachtet mich und grinst, als ihr meine Haare auffallen. „Braun? Und seit wann hast du ein Nasenpiercing?", fragt sie überrascht. Ich zucke lediglich mit meinen Schultern.

Juli reicht mir einen Helm und nimmt mir meine Tasche ab. „Denk an meine Ohrfeige!", ruft Emelie aus dem Fenster. Sie winkt uns nach, als ich hinter Blossom aufgestiegen bin und wir davon fahren.

Je weiter wir uns entfernen, desto größer wird die Anspannung. Das ganze hier hab ich nicht durchgeplant. Wie soll ich Markus gegenüberstehen? Wie soll ich mich verhalten? Unter die Anspannung mischt sich Angst. Das ganze hier ist verrückt und nicht durchgeplant, aber so läuft mein Leben. Noch nie hatte ich einen Plan gehabt. Also, warum heute?
Mit diesem Gedanken entspanne ich mich ein wenig.
Ich klappe das Visier hoch und sehe mich um. Wir fahren auf einem kleinen Feldweg. Links von uns sind Felder und auch eine Kuhweide konnte ich sehen. Rechts ist ein Wald.
Wirklich in der Natur war ich das letzte mal, vor zwei Jahren. Unbewusst habe ich es vermisst.

Wir fahren durch eine Stadt und halten vor einem Haus. Maxi steigt ab und klopft an der Tür. Aber statt der Tür, öffnet sich das Garagentor. Heraus kommen zwei Motorräder. Die Fahrer nehmen ihre Helme ab und lächeln uns zu. Maxi geht auf sie zu und erst dann erkenne ich Raban und Joschka. „Wie in alten Zeiten.", sagt Joschka. Maxi beginnt zu lachen. „Nicht ganz.", entgegnet er, schlägt mit den Jungs ein. Ich frage mich, wo Terry und Marry sind.
„Jetzt fehlen nur noch Vanessa und Leon.", grinst Juli. „Die holen Klette und Nerv. Wir treffen uns weiter östlich von hier.", sagt Maxi.
Und ohne ein weiteres Wort fahren wir weiter.

Lange fahren wir nicht. Wir halten vor einem Wald und steigen ab. Joschka ist der erste, der auf mich zukommt. „Schön dich wieder zu sehen.", grinst er, als er mich umarmt. Sie alle machen es mir schwer weiter auf sie sauer zu sein. Ich wollte sie einfach ignorieren und mir in der Zeit planen, was ich machen werde, wenn ich Markus sehe.
Aber wenn ich mal einen Plan habe, dann geht der meistens schief.

Es dauert einen Moment, in denen mich Raban und Joschka mit Fragen bombardieren, bis sie merken, dass ich nicht antworten werde.
„Du sprichst nicht mehr.", stellt Joschka schließlich fest und sieht zu Boden. Er lächelt mich schwach an und geht. Ein kleiner Teil in mir will ihm antworten, aber ich bekämpfe ihn. Dafür bin ich nicht hier.
Ich werde nicht bei ihnen bleiben und ich werde auch nicht den Kontakt zu ihnen aufrechterhalten. Und dieses Mal will ich mich daran halten. Das letzte mal ist es für mich schlimm gewesen. Das wird sich nicht wiederholen.

„Wie lange brauchen die denn?", beschwert sich Juli, der sich mittlerweile in den Dreck gesetzt hat. Ich setze mich einige Meter von ihm entfernt hin und schlinge meine Arme um meinen Körper. „Sie müssten bald kommen.", sagt Maxi.
Es ist still, so als hätten alle hier ihre Stimme verloren. Die Wahrheit ist, dass sie sich alle nicht mehr nahe stehen. Sie haben sich aufgelöst und ich weiß nicht, ob und wie sie im Kontakt gestanden haben. Es ist, als hätten sie sich nichts mehr zu erzählen.
Blossom lehnt sich an Maxi, der seinen Arm um sie legt. Juli zerbricht einen Stock. Juli und Raban sehen sich um. Und ich sitze abseits von allen und umarme meine Beine.

In der Ferne hört man Motorgeräusche. Kurz danach sieht man Motorräder. Vanessa, Leon, Klette und Nerv kommen vor uns zum stehen. Grinsend springt Juli auf. Ich sehe ihnen dabei zu, wie sie sich begrüßen. Als Vanessa mich entdeckt, sieht sie mich unschlüssig an. Sie kommt auf mich zu. Ihr Blick drückt mir tausende Entschuldigungen auf, aber ich will sie nicht.
Ich stehe auf, als sie einen Meter vor mir zum stehen kommt. „Lilli, ich wollte nicht...", ich unterbreche sie indem ich meine Hand hebe und mit meinem Kopf schüttel. Ich will keine Erklärung hören. Die von Juli reicht mir. Ich will das ganze hinter mich bringen und dann weiter Leben.

Von all dem hier erhoffe ich mir nicht mehr, als dass ich mit allem abschließen kann. Ich will nicht mehr traurig oder wütend sein. Ich will, dass mir all die Erinnerungen egal sind und nicht mehr präsent.
Vielleicht bin ich auf Vanessa mehr sauer, als auf die anderen. Sie hat mich zum zweiten Mal verlassen und während sie beim ersten Mal mit ihrem Vater wegzog, hat sie mich beim zweiten Mal freiwillig verlassen. Ich hätte sie gebraucht. Ich glaubte, dass sie wieder für mich da sein würde. Dass uns nichts mehr trennen könnte. Aber ich habe mich getäuscht und darüber will ich nicht hinwegsehen.

„Du hast wieder aufgehört zu reden.", stellt sie fest. Ich sehe an ihr vorbei. „Das ist also dein Plan. Wieder still sein und alles zu verdrängen was war.", sagt sie lauter. Geschockt sehe ich zu ihr. Fast schon beleidigt sieht sie mich an. Ich trete einen Schritt zurück. „Du kannst nicht einfach aufhören zu reden und uns ewig mit deinem schweigen bestrafen. Wir wollten das alles auch nicht, Lilli.", spricht sie weiter. Mit Mühe bekämpfe ich die Tränen, während Vanessa mir immer weiter Dinge an den Kopf wirft.
„Vanessa.", ermahnt sie Juli. Doch Vanessa schnaubt nur und dreht sich um. „Ich dachte, wir wären Freunde.", sagt sie leise.

Ich kneife meine Augen zusammen und wiedersehe den Drang ihr Sachen an den Kopf zu werfen. Ob mit meinen Worten, oder mit Steinen. Vanessa hat nicht das Recht, mir irgendwelche Sachen auf so eine Art an den Kopf zu werfen.
*
Ich war wegen einer Information auf die wilden Kerle Wiki und bin verwirrt.
Leon's Alter in den Filmen:
9 in DWK1
12 in DWK 2
14 in DWK 3
15 in DWK 4
16 in DWK 5
26 in DWK 6

Markus Alter in den Filmen:
(Gibt anscheinend kein Alter im ersten Film)
12 in DWK 2
13 in DWK 3
14 in DWK 4
15 in DWK 5
23 in DWK 6
Das ist alles kopiert, nicht abgeschrieben.
Aber wie können beide im zweiten Teil 12 Jahre alte sein aber im letzten ist Leon 26 und Markus 23? Ich raff das nicht. Hat Markus sich irgendwann einfach entschieden nicht mehr älter zu werden oder was?

If love could feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt