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Jedesmal wenn ich Lilli sehe, sehe ich meine Zukunft.
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Markus

Ich beobachte Lilli genau, während sie sich mein Shirt auszieht. Ich sehe ihren Bauch, der so wie ihre Arme und Beine mit Narben gezeichnet ist. Ich weiß, dass Lilli sich die Schuld an dem ganzen gibt. Die Wahrheit ist, dass es meine Schuld war. Wäre ich nicht zu ihr gelaufen, hätte sie nicht ihre Kontrolle verloren. Ich hatte Angst um sie. Ich sah, wie Flammen aus ihren Händen kamen. Ich sah, wie Jonah ihr näher kam und ich sah die Felsbrocken. Ich hätte für sie die Steine abbekommen. Ich wäre für sie gestorben.

Ich richte meinen Blick auf ihr Gesicht, als sie das Shirt über den Kopf zieht. Lilli wirft es auf den Steg und steigt aus ihren Schuhen. Die Socken stopft sie in die Schuhe. Ich sehe in den Wald, während sie sich die Hose auszieht.
Ich sehe erst wieder zu ihr, als sie es mir erlaubt. „Okay.", sagt sie. Lilli setzt sich vor mich, ihre Beine lässt sie zwischen meinen Armen ins Wasser. Sie zuckt, als ihre Haut das kühle Wasser erreicht. Sie streicht sich eine Strähne hinters Ohr und krallt sich dann in das Holz. Ich nehme ihre Hände und ziehe sie langsam zu mir herunter. Ihre Hände lege ich auf meinen Schultern ab. Es ist süß, wie sie versucht ihre Hände nicht zu verkrampfen. Ich lächle ihr zu, als ich meine Hand um ihre Hüfte lege. Langsam ziehe ich sie zu mir ins Wasser. Sie kneift ihre Augen zusammen und drückt ihre Nägel in mein Fleisch, als sie weiter ins Wasser sinkt. Sie legt ihre Arme um mich und drückt sich an mich. Ich lege meine Hände um ihren Rücken und seufze, als ich ihren Duft wahrnehme.

Wir treiben eine Zeit einfach im Wasser, während sie sich weiter an mich klammert. Mein Lächeln verschwindet nicht. „Okay.", sagt Lilli leise. Ihr Griff lockert sich. Sie legt ihre Hände wieder auf meine Schulter. Ich halte weiterhin meine Hände an ihrem Rücken. Ich grinse sie an. „Wie wäre es mit einem Tauchgang?", frage ich. Lilli lächelt und nickt. „Aber lass mich nicht los.", bittet sie mich. „Das werde ich nicht.", verspreche ich. „Drei.", ich zähle runter und beobachte Lilli's Reaktion. Sie drückt sich wieder näher an mich. „Zwei.", lachend drücke ich Lilli an mich. „Eins.", Lilli schließt ihre Augen und hält sich mit einer Hand die Nase zu, während die zweite weiterhin auf meiner Schulter ruht. Ich tauche ab und ziehe Lilli mit mit. Das Wasser brennt in meinen Augen, aber ich will Lilli sehen. Sie atmet einen Teil der Luft wieder aus, aber sie bleibt Unterwasser. Wir zusammen tauchen nach einigen Sekunden auf. Lilli streicht sich das Haar aus ihrem Gesicht und öffnet lachend ihre Augen.

Es ist ewig her, seit ich Lilli so ausgelassen gesehen habe. Ich genieße ihr Lachen und ihre Augen, die mich freudig anschauen. Mich, der es am wenigsten verdient hat. Ich bereue es zutiefst Lilli verlassen habe. Ich dachte, ich würde das richtige manchen. Aber ich habe den größten Fehler begangen. Ich habe Lilli wehgetan, ich hätte für sie da sein sollen.
Lilli legt ihre Arme locker um meinen Nacken und sieht mich noch immer grinsend an.
Wir sehen uns in die Augen. Ich verliere mich in ihnen und ziehe sie näher zu mir. Sie lässt es geschehen und legt ihre Hand auf meine Wange. Ich seufze unter ihrer Berührung. Ihre Lippen kommen meinen näher. Sanft legt sie ihre auf meine. Ich schließe meine Augen und Presse meine Lippen auf ihre. Sehnsüchtig küsse ich sie. Ich drücke sie so nah es geht an mich und seufze in den Kuss hinein. Sie zu küssen ist besser, als in meinen Erinnerungen. Ich habe es vermisst. Ich habe Ihre Umarmungen vermisst. Kacke nochmal, ich habe sie vermisst. Ich habe alles an ihr vermisst. Das alles lege ich in diesen Kuss, bis ich mich langsam von ihr löse.

Lilli betrachtet schweigend mein Gesicht und fährt mit ihrer Hand über meine Wange. Sie streicht meine nassen Haare aus meiner Stirn. Ich sehe sie dabei an. Sie wirkt gedankenverloren, aber entspannt. Ihre Beine schwingt sie unter Wasser hin und her. Ich ziehe sie näher zu mir und drücke ihr einen Kuss auf ihre Stirn. Ich nehme ihre Hand von meiner Wange und küsse ihre Knöchel. Lilli hat ihre Augen geschlossen. „Ich möchte dir noch was zeigen.", flüstere ich und ziehe sie mit mir zu dem Wasserfall.

Ich küsse ihre Schläfe. „Wir müssen noch einmal tauchen.", sage ich. Lilli nickt. Ich lasse sie los und greife nach ihrer Hand. Wir tauchen unter dem Wasserfall durch. Ihre Hände finden einen Felsen, an dem sie sich festhält, während ich aus dem Wasser steige. Ich reiche ihr meine Hand und ziehe sie aus dem Wasser. Das Wasser perlt von ihrer Haut und ich muss grinsen, als ich sie vor mir sehe. Lilli dreht sich um sich selbst und betrachtet die Höhle mit großen Augen. Diese Höhle sieht nach nichts Besonderem aus, aber ich verbinde viel mit ihr. Immer wenn meine Eltern und ich hier waren und ich Abstand gebraucht habe, bin ich hier her gegangen. Meine Eltern wissen bis heute nichts von der Höhle.

Jeder Schritt, den Lilli macht, hallt wieder. Sie streicht über den Stein. Ich sehe ihr zu. Ich betrachte ihren Körper, ihre Narben. Lilli war schon immer ziemlich dünn, aber ich weigere mich zu glauben, dass sie jemals so dünn war. Und je länger ich sie betrachte, desto mehr vermisse ich sie. Ich kann es kaum abwarten, bis ich sie wieder in meine Arme nehmen kann und weiß, dass sie wieder zu mir gehört. Ich lächle gedankenverloren. Lilli sieht es und lächelt zurück. Auch wenn sie entspannt wirkt, wirkt sie müde. Ich gehe auf sie zu und nehme ihre Hand. Lilli sieht auf unsere Hände und seufzt.

Ich werde Miriam die Zeit geben, die sie braucht. Ich werde bei ihr bleiben und sie auf ihren Weg begleiten. Es ist zu meiner Pflicht geworden, aber ich werde sie nie auf die Art lieben, wie ich Lilli liebe. Jedesmal wenn ich Lilli sehe, sehe ich meine Zukunft. Wenn ich in ihre Augen sehe, sehe ich all die Liebe, die sie mir schenkt. Diese Liebe, die ich verdient habe. Und genau diese Liebe will ich für immer spüren, auch wenn sie erst in ein paar Jahren gänzlich spüren werde. Ich küsse Lilli und lege all die Versprechen herein, die ich ihr gegeben habe. Ich küsse sie ein letztes Mal, bevor ich sie nach Hause bringen werde.

*
Wie kann es sein, dass ich gerade einen vollen Wäschekorb in den Keller gebracht habe und zwei nach oben geschleppt habe. Ich habe eine Kaufsucht entwickelt während Corona. Vor einem Jahr habe ich einen halb vollen Korb runtergebracht und dann war mein Schrank auch schon gefühlt leer.Ich hab's gecheckt, ich habe keine Schulden!
Also mit welchem Geld habe ich das alles bezahlt? Also nicht das ich mich beschweren will, mein Konto aber vielleicht schon.

Worüber ich mich beschweren will, aber mein Konto es ganz gut findet. Vielleicht erinnert ihr euch ja noch daran, als ich mal erwähnt habe, dass ich im November ein Tattoo Termin gehabt hätte, aber wegen Corona hat dieser nicht stattgefunden. Jetzt hatte ich seit letzter Woche einen Termin für Nächsten Freitag und am Montag schließt wieder alles. Ich raste aus.

Aber mal ein anderes Thema. Wie geil wäre es bitte, mit nem Laptop ins Feld oder so zu fahren die Rückbänke mit Kissen und so auszupolstern und einfach die wilden Kerle zu gucken?

If love could feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt