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Ich lege meine Arme um ihn und verdammt, es fühlt sich gut an.
*
Lilli

So unwohl, wie heute, habe ich mich noch nie gefühlt. Dabei steht mir das Unangenehme noch bevor.
„Wie kannst du so gut auf diesen Schuhen laufen, wenn du sie nie trägst?", fragt Emelie. Ich muss lächeln, als ich die Eifersucht aus ihrer Stimme höre. „Tja, ich bin ein Naturtalent.", lache ich. Ist gelogen, also das Lachen. Dass ich es schaffe aufrecht zu laufen auf diesen Teilen, grenzt an ein Wunder. Aber dass ich mir meine Knöchel brechen könnte, ist mein kleinstes Problem. Emelie und Sophia begleiten mich bis zu diesem Restaurant, dann gehen sie wieder und wenn ich ihnen schreibe, kommen sie mich wieder abholen. Wir haben uns entschieden zu laufen. Und um ehrlich zu sein, bin ich froh darüber. Die frische Luft tut gut, auch wenn ich meine Gedanken nicht abschalten kann.

Das wird schon. Es wird nicht passieren. Alles was ich hier mache, ist unnötig Panik zu schieben. Ich habe mich beinahe selbst umgebracht, als ich Feuer eingesetzt habe, das hier ist eine Kleinigkeit dagegen. Immer wieder wiederhole ich diese Sätze, bis ich sie schließlich auch glaube.
Dieser Glaube hält zumindest, bis ich vor dem Restaurant stehe. „Du kannst das.", Sophia lächelt mich aufmunternd an und umarmt mich. „Markus wird schon heute bereuen, dass er dich verlassen hat!", grinst Emelie. Ich nicke und atme tief durch.
„Schreib und, wenn du uns brauchst.", sagt Sophia noch. „Wenn es nötig sein sollte, können wir auch so einiges verschwinden lassen.", Emelie zwinkert mir noch einmal zu. Dann laufen die beiden den Weg zurück.

Unschlüssig sehe ich durch die Glasscheibe. Von hier aus kann ich niemanden sehen. Ob ich zu früh bin? Ich lese die Einladung noch einmal durch. Zehn Uhr und wenn man der Uhr im Restaurant glauben kann, ist es zehn vor zehn.
Während ich noch am überlegen bin, ob ich reingehen soll oder nicht, kommen auch Leon und Maxi. „Du siehst gut aus.", sagt Blossom, die Maxi anscheinend begleitet hat. Ich sehe an mir herunter.
Emelie hat sich für eine hellblaue Jeans entschieden, die ziemlich eng sitzt. Ein weißes Top, das ein Stück meines Bauches freigibt, die roten High Heels und natürlich die Lederjacke. Blossom betrachte die Jacke und beginnt zu grinsen. „Du Jacke kenne ich noch!", sagt sie, „Was ein Wunder, dass du da noch reinpasst.".
„Ich bin auch nicht wirklich größer geworden.", entgegne ich grinsend.

Blossom verabschiedet sich und ich gehe, zusammen mit Maxi und Leon, rein.
Eine Bedienung kommt sofort auf uns zu und bringt uns zum Tisch. Miriam lächelt uns an und begrüßt uns alle mit einer herzlichen Umarmung. „Es freut mich euch wiederzusehen.", sagt sie und ihr Lächeln wird breiter. „Ja, uns auch.", erwidere ich. Ich weiß nicht, ob mein Lächeln überzeugend wirkt. Denn eigentlich wäre ich lieber zuhause. Stattdessen setzen wir uns.
Der Tisch umfasst zehn Plätze. Ich sitze an der Ecke, Maxi neben mir und Leon hat sich vor mich gesetzt. Neben Leon der Platz ist noch frei. Miriam sitzt am anderen Ende des Tisches und Markus ist nicht da. Neben Maxi nimmt Paar platz, welches um die Mitte vierzig wirkt. Maxi scheint sie zu kennen, so unterhalten sich ein wenig. Ich konzentriere mich darauf auf meinen Teller zu sehen und das Gefühl herunterzuschlucken, dass ich nicht hier hin gehöre.

Neben mir steht Maxi auf und als ich aufblicke, umarmt er bereits Markus. Ich sehe kurz zu Leon, der auf seine Lippen beißt. Er scheint sich auch nicht wirklich wohl zu fühlen. Aber er steht auf und umarmt Markus. „Schön, dass ihr gekommen seid.", begrüßt Markus die beiden. Ich bin noch dabei zu überlegen, was ich machen soll. Soll ich ihn auch umarmen oder soll ich sitzen bleiben? Ich könnte auch einfach wieder gehen, ich meine das letzte Mal habe ich auch bewiesen, wie gut ich darin bin!
„Lilli.", Markus klingt überrascht, mich zu sehen. Unschlüssig stehe ich auf und Markus zieht mich in eine Umarmung. Ich lege meine Arme um ihn und verdammt, es fühlt sich gut an. Durch den dünnen Stoff seines Hemdes spüre ich seine Wärme. Ich atme seinen Duft ein. Das Deo was er nutzt ist ein anderes als früher. Früher hat es mir besser gefallen. Er lässt mich wieder los und geht auf das Paar zu, welches neben Maxi sitzt.
„Der stinkt.", flüstert Leon mir zu. Grinsend sehe ich zu ihm. „Das ist nicht er, sondern das Deo.", erkläre ich ihn leise. Er zuckt lediglich mit den Schultern und begibt sich wieder auf seinen Platz.
Als ich mich setze, beugt sich Leon zu mir vor. „Das ist doch egal. Es stinkt.", flüstert er.

Die alte Dame, die sich neben ihn setzt, sieht ihn verwirrt an. Das muss die Oma von Markus sein. Sie setzt sich und Leon rutscht wieder zurück auf seinen Platz. „Den Scheiß hat sie ihm gekauft. Das ist widerlich.", flüstert sie in unsere Richtung. Nur mit Mühe können Leon und ich uns ein Lachen verkneifen. Es reicht aber, um die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Verwirrte Blicke liegen auf uns, die die Omi gekonnt ignoriert. Sie legt sich eine Serviette auf den Schoß und blickt sich um.
„Was guckt ihr denn so? Darf eine alte Dame keinen Spaß mehr machen?", ruft sie aus. Sofort blicken alle weg.

Die Oma beugt sich zu Leon rüber. „Miriam und ihre Familie sind schrecklich formell. Da hat mein Enkel eine schreckliche Wahl getroffen.", sagt sie leise. Leon grinst. „Kann ich nur bestätigen. Ich kenne seine Ex. Sie ist der Wahnsinn. Ich verstehe nicht, warum er sie gegen sie eingetauscht hat.", sagt er leise. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, während die Oma laut anfängt zu lachen und somit wieder alle Blicke auf sich zieht.
Ein Mann, augenscheinlich der Vater von Miriam, steht Kopfschüttelnd da und verschränkt seine Arme. Er flüstert einer Frau was zu und dreht sich weg. „Sag ich ja. Schrecklich diese Familie.", flüstert die Oma.

„Kommt, Kinder. Hier fühlt man sich beobachtet. Das Essen beginnt sowieso erst in einer Stunde, dann können wir ruhig noch eine Runde im Garten des Hauses drehen.", sagt die Omi und steht auf. Unschlüssig sehe ich zu Leon, der schulterzuckend aufsteht. Ich folge den beiden durch eine Tür, die in einen Garten führt.
Draußen setzen wir uns auf eine Bank. „Wie heißt ihr, Kinder?", fragt die alte Dame und steckt sich eine Zigarette an. „Leon. Und das ist Lilli.", stellt Leon uns beide vor. Die Dame wirkt nachdenklich. „Ist Lilli eine Kurzform?", fragt sie. Ich nicke, „Mein vollständiger Name ist Lilian- Eve."
„Das ist dein Name? Ich dachte du heißt einfach Lilli.", sagt Leon verwirrt. Ich zucke mit meinen Schultern. „So heiße ich auch.", entgegne ich. „Ein schrecklicher Name. Bleib bei Lilli.", sagt die Oma. Lachend nicke ich.
„Ich bin Rose.", stellt sich nun Rose vor.

„Sie beide mögen Miriam sich nicht.", stellt Rose fest. Automatisch drehe ich mich um, um sicherzustellen, dass keiner in den Garten kommt. „Nicht wirklich.", antwortet Leon. Rose nickt. „Wer ist den die Kleine, von der du vorhin gesprochen hast?", fragt Rose. Ich sehe zu Leon, der völlig entspannt neben ihr sitzt und grinst. „Ein wirklich cooles Mädchen und zufälligerweise eine der besten Freundin meiner Freundin.", erklärt Leon. Rose wird hellhörig. „Sie sollte zur Hochzeit kommen, vielleicht kann sie dem Jungen mal den Kopf zurecht rücken.", sagt Rose. Leon lacht, „Sie wird kommen."

„Da seid ihr ja. Die anderen suchen euch bereit, wie wollen essen.", gibt Maxi und Bescheid. „Ach, dann bringen wir das mal hinter uns.", sagt Rose genervt und drückt sich hoch. Sie läuft langsamer, als vorhin. Und Leon und ich laufen grinsend neben ihr her.

*
Sprecht oder lest Rose bitte englisch, klingt besser.
Im übrigen bald kaufe ich mir wahrscheinlich mein erstes Auto. Wenn das nicht klappt, heule ich. Ein besseres Angebot als das findet man nicht oft.

If love could feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt