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Es schien als würden mir tausend Steine vom Herzen fallen, als ein Hirsch das Dickicht verließ. Er bewegte sich in fließenden Bewegungen auf das Wasser zu, imposant und wahrscheinlich auch nicht ungefährlich, doch er wirkte friedlich. Er beugte seinen Kopf nach unten, um zu trinken und ich sah einige Lianen an seinem Geweih hängen, die ihn aussehen ließen wie eine Kreatur die gerade einer Geschichte entsprungen war. Ich entschied mich nach kurzer Zeit mich ihm zu nähern und glitt vorsichtig durch das Wasser nach vorne. Er bewegte sich nicht. Ich trieb einige Sekunden vor ihm im Wasser bevor ich die Hand hob und vorsichtig über den Kopf des Hirsches Strich. Mein Arm schien im Licht zu leuchten und einige Wassertropfen perlten am Pelz des Tieres ab, der um einiges weicher war als erwartet. Ich lehnte entspannt meine Stirn gegen die seine und schloss die Augen, während die wärme des Körpers unter dem Fell in meine Knochen sickerte und ich den Vollkommenen Gesängen des Waldes lauschte die so laut wirkten und doch fast Still erschienen. Nach einigen Minuten in denen ich so verweilte entschloss ich das es Zeit war, den See zu verlassen. Ich Schwamm zu der Stelle an der ich auch hineingekommen war und zog mich ans Ufer. Der Hirsch blieb. Bei meiner Kleidung musste ich feststellen, dass ich nichts hatte um mich abzutrocknen und so blieb mir nichts anderes übrig als das Kleid sofort anzuziehen. Der weiße Stoff wurde bei der Berührung mit meiner Nassen haut leicht durchsichtig und schmiegte sich unweigerlich eng um meinen Körper. Da der Hirsch noch immer da war, ging ich zu ihm anstatt mich zurück zum Lager zu bewegen. Ich strich kurz über das Fell auf seinem Rücken und ließ mich dann Neben ihm nieder. Ich liebte das Gefühl der Pflanzen unter meinen Händen und zu meiner Überraschung legte sich der Hirsch nach kurzer Zeit neben mich und bettete seinen Kopf auf dem Waldboden vor ihm. In der Ruhe des Moments, begann ich ein Lied zu summen das mir noch von meiner Mutter in Erinnerung geblieben war. Erneut überkam mich die Melancholie die mich immer beim Gedanken an sie Heimsuchte. Die Bilder der Hinrichtung spielten wieder in meinem Kopf. Die seltsamen Blicke der Leute im Dorf die Wochen danach. Unmöglich zu erkennen, ob sie mich und Lizzy bemitleideten oder Verurteilten, für das Geschehene. Die anderen Jungen und Mädchen, die uns damit aufzogen das wir ebenfalls so enden würden, da der verrat in unserem Blut läge. Zumindest mit mir schienen sie Recht gehabt zu haben. Ich segelte mit Piraten. Hochverrätern. Und ich genoss es, doch trotzdem lastete der Schatten der Vergangenheit auf mir. Ich lehnte mich leicht gegen die Seite des Hirsches der davon nicht gestört schien. Eine einzelne Träne verließ mein Auge und tropfte auf das Fell des Tieres.

Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meinem Rücken, ich zuckte unweigerlich zusammen und drehte mich verschreckt herum. Auch der Kopf des Hirsches war in die höhe geschossen und zu dem Mann gedreht der vor uns stand.

Es dauerte einige Sekunden bis ich ihn erkannte, da sein Gesicht mit Schatten verhangen war. Jack. Die Erleichterung war mir offensichtlich anzusehen, denn er lächelte belustigt. Der Hirsch war in der Zwischenzeit aufgestanden und in den Wald verschwunden und ich wusste das ich diese Nacht nicht vergessen würde.

Als Jack sich neben mir niederließ, bemerkte er meine Tränen offensichtlich, denn er hob seine Hand und strich mir eine von ihnen sanft von meiner Wange und legte seinen anderen Arm um meine Schulter.

„Ist etwas passiert?" Er sah mich mit besorgtem Blick an, ich schüttelte einfach den Kopf. Er atmete einmal tief durch als ob er etwas unglaublich Schweres tun müsste doch er sah mich einfach nur an. Seine Augen schienen bis in mein innerstes zu dringen, meinen Geist zu durchsuchen, nach der Antwort auf seine Frage. Es funktionierte, denn ich hatte nach wenigen Sekunden das Bedürfnis ihm zu erzählen was mir zusetzte.

„Ich..." Ich pausierte kurz, versuchte nicht in Tränen auszubrechen, was mir umso schwerer fiel, wenn er mich so ansah, versuchte den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken. „Ich musste nur an meine Mutter denken." Ich sah das Mitleid in seinen Augen glänzen, als er mich mit einer kurzen Bewegung eng an sich zog. Nachdem er einen kurzen Kuss auf meinen Scheitel gedrückt hatte, legte er sein Kinn auf meinen Kopf uns begann einfach meinen Rücken mit einer Hand auf und abzufahren, während er mich in der Sicherheit seiner Arme willkommen hieß. Seine wärme grub sich einen Weg durch meine Rippen, direkt in mein Herz und ich stellte erneut fest, dass dieser Mann mich zuhause fühlen ließ. Es war als würde er ein Loch in meinem Herzen füllen, dass ich zuvor nicht bemerkt hatte.

Als es begann zu dämmern, standen wir schließlich auf um uns zurück an den Strand zu begeben. Mein Kleid war getrocknet und die Vögel erwachten zum Leben, während wir das Stille Gewässer hinter uns ließen und uns wieder dem geplanten Hochverrat widmeten. Der Magische Moment war vorbei. Doch ich würde ihn in meinem Herzen verwahren und vielleicht eines Tages zurückkehren.

Als ich am frühen Nachmittag fertig umgezogen einige hundert Meter vor dem Schlosstor stand, wurde ich von Nervosität gepackt. Alles was schiefgehen könnte spielte sich tausendfach vor meinen Augen ab. Wir könnten sterben... er könnte sterben, ich könnte alles verlieren was ich hatte.

Mit diesem Gedanken Schritt ich in Richtung des Tores. 

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932 Wörter

Is it okay to Love him? (Jack Sparrow FF) Aktuell in Überarbeitung Where stories live. Discover now