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Ich saß wieder am Pool mit einer Flasche Alkohol, die ich aus der Küche klaute. Es war mitten in der Nacht. Ich wollte nicht mehr warten. Hatte alles aufgegeben und wollte es beenden. Ich stellte mich an den Rand. Leerte die Flasche und wollte mich in den Pool fallen lassen. Aber ich fiel hintenüber und knallte mit dem Kopf auf und verlor das Bewusstsein.

Als ich aufwachte, hörte ich ein Motorgeräusch. Chase! Das ist ein Motorrad! Ich versuchte aufzustehen. Es ging aber nicht. Ich fasste mir an den Kopf. Er schmerzte. Blut. Oh scheiße! Ich kroch ein Stück über den Rasen und rutschte dabei in die Scherben der Flasche. Die sich seitlich  in den Körper bohrten. Ich merkte es nicht. Erst, als sie sehr tief eindrangen. Sich unter meine Haut schoben. Wie hundert kleine Messer. Meine Hüften und der Schenkel brannten. Ich schmiss mich auf den Rücken und wollte schreien, aber es kam kaum ein Ton. Nur erbrochenes, woran ich dann zu aller Übel fast noch erstickte. Ich schaffte es schnell auf die andere Seite. So das es rauslief. Dann wurde ich abermals ohnmächtig.

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Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem großen Bett. Das Zimmer kannte ich irgendwo her. Dann fiel mir es ein. Chase! Es war sein Zimmer. Warum war ich hier? Ich schnellte hoch, was leider nicht so gut war. Ich fiel vor schmerz wieder zurück. Plötzlich hörte ich Stimmen. Ich wollte sehen, wer das war. Ich versuchte aus dem Bett zu steigen und fiel dabei fast aus diesem. Langsam schleppte ich mich zu Tür, aber zu langsam bevor ich sie erreichen konnte verließ mich die Kraft kurz ich musste inne halten. Dann wurde die Tür geöffnet und Adrian schaute mich an. Aber er war in den Augenblick nebensächlich. Ich sah Chase kurz hinter ihm, wie er mit jemanden Sprach. Sein Blick war ziemlich wütend und gleichzeitig bedrückt. Er lief fort, als er merkte, dass ich ihn erblickte. Er war wohl nicht darauf gefasst, dass Adrian die Tür öffnete, oder das ich davor stand.

"Wie oft willst du es noch versuchen? Muss ich dich jetzt anketten? Leg dich gefälligst hin!" Schimpfte Adrian und versuchte dabei sich zusammenzureißen, was ihm kaum noch gelang.

"Chase ..." kam nur als einzige Antwort. Dann brach ich zusammen. Konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Adrian zögerte für Sekunden, was ich nie gedacht hätte. Ich muss ihn sehr verletzt haben.

"Verzeih mir. Bitte." Wimmerte ich leise. Legte dabei die arme um ihn, als er sich zu mir runterbeugte.

"Ich will mehr von dir wissen. Ich bleibe und habe Zeit. Ich nehme sie mir, um dich endlich verstehen zu können." Sprach er fast schon verzweifelt. Er drückte mich auch an sich und hob mich dann hoch.

Tränen liefen mir übers Gesicht. So elendig ging es mir noch nie. Nicht mal bei Dad.

"Chase?" Wieder sein Name. Diesmal aber als Frage formuliert.

"Ihn lässt du besser erstmal in Ruhe. Er ist etwas aufgebracht ... gelinde gesagt." Er setzte mich aufs Bett ab und deckte mich zu. Dann setzte er sich daneben.

"Warum fällt es dir so schwer ohne Vorurteile zu sein? Du hast jetzt ja gemerkt wie weh das tun kann. Und was ist mit Freundschaft? Vertrauen? Beides in Kombination? Es ist ... merkwürdig wie du dich äußerst und im Gegenteil benimmst. Ich werde daraus nicht schlau. Als wäre da so etwas wie ein ... ein Schutzschild. Oder Schutzfilter. Ich kann es nicht erklären? Erzähl mir alles!" Erst wusste ich nicht so recht, aber Adrian bedeutete mir viel und ich vertraute ihn eigentlich hundertprozentig. Deswegen wusste ich selbst manchmal nicht warum ich so reagierte.

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Ich erzählte ihm tatsächlich alles. Gutes, mittelständiges Elternhaus. Aber keine Freunde. Ich habe mich selbst ausgegrenzt, was mich wohl zum Mobbingopfer machte. Ich war der Sonderling. Ab der achten Klasse legte sich das aber allmählich und ab Mitte der neunten interessierten sich Jungs für mich. Meist nur für das eine. Jeder wurde abgewiesen. Die Schule flog zum Schluss nur an mir vorbei. Dann kam die Lehre, da ich mir unter die beste war, wurde ich wieder gemobbt und einige wollten das ausnutzen. Ich fing an mich noch mehr auszugtenzen und schmiss die Lehre sogar. Wollte arbeiten. Da mir die Lehre nichts war. Dann starb Mum. Und ich zog weg, da Dad und ich, immer mehr stritten. Ohne Rückhalt, Freunde, Familie, oder Aussicht auf einen Job. Lebte einige Zeit auf der Straße. Traf meinen Ex, Jordan, der oft in der Spielothek rumhang. Durch diesen Zufall bekam ich meinen Job. Suchte dann eine Wohnung, wo ich Orlando traf und zog dort mit meinem Ex ein. Aber alles ging wieder schief. Boss Arsch, Ex Arsch. Und schwupps. Wieder alles auf Null. Drei Jahre für nichts.

"Das war nur die Kurzfassung." Fügte ich hinzu. Er war etwas geschockt.

"Das reicht auch für den Anfang. Hattest du nur deinen Ex? Was ist mit den One Nightstands, von denen du erzählt hast?"

"Das Interessiert dich jetzt?" Dabei schaute ich mit Hochgezogener Augenbraue etwas skeptisch.

"Tschuldige. Ich ... Ja, irgendwie schon." Gab er aber offen zu.

"Die Lehre." Gab ich knapp wieder.

"Ich war ehrlich gesagt auch mal verliebt, aber das ging schief. Kurz vor Ende der Schulzeit. Und, falls du fragen willst, ich wies alle ab, da ich früher Romatikerin war. Ich wollte den richtigen. Dem egal ist wer und wie ich bin. Dem ich nicht peinlich bin. Der mich kennenlernen wollte, ohne Hintergedanken. Sie ..."

"Mussten dich verdienen?" Ich nickte.

"Du bist tatsächlich wie genacht für Chase." Lächelte er.

"Natürlich war ich auch in Jordan verliebt. Nach langem wieder ... Ich dachte er ist es. Aber ... durch ihn wurde der Traum meiner romantischen Vorstellung komplett vernichtet. Und ich wollte daran nichz mehr glauben. Bis ich euch ... bis ich Chase traf." Dabei musste ich lächeln. Nur der Gedanke an ihn machte mich glücklich. Weil ich wusste, er ist hier und ich kann ihn bald wieder in die Arme schließen.

One of You!Where stories live. Discover now