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Ich wollte schon letztens nach Hause. Ich brauchte mein Handy und ich sollte mich auch mal Dad blicken lassen. Ich hatte mich bald zwei Wochen nicht bei Orlando und Jina gemeldet. Dabei versprach ich, so oft wie möglich zu schreiben. Aber ich wusste ja nicht, dass so viel passieren würde, in so kurzer Zeit. Und das ich über Wochenende bleiben würde war auch nicht geplant. Sonst hätte ich mich gemeldet. Da ich bei Dad vielleicht mal zur Ruhe gekommen wäre. Ich hoffte, Chase würde mit mir fahren.

Als wir in der Garage rumhingen, da Chase sein Bike wieder in Ordnung bringen wollte, versuchte ich ihn zu fragen. Es fiel mir schwer, da Chase nicht irgendwer war. Und Dad das irgendwann auch erklären musste, das der Sohn seines Chefs mein Freund ist. Und nicht nur das. Adrian und ich haben auch schon eine starke Bindung zueinander aufgebaut. Bestimmt merkwürdig für Dad, dass ich die Familie nicht so entgegen trete  wie er es gehofft hatte. Einfach einen Job annehmen und mal keine Scheiße bauen.

"Hey, bist du anwesend?" Sprach mich Chase etwas lauter an. Ich war wohl komplett in Gedanken versunken.

"Halb. Ich ..." Gott, wie sage ich ihn das nur? Er wartete auf weitere Worte. Es kam aber nichts.

"Sag!" Er legte das Werkzeug weg und schaute mich fordernd an.

"Ich will nach Hause." Was rede ich da?! Das klingt so falsch. Und er fasste es auch so auf. Sein Blick verriet alles.

"Nein, nicht was du denkst. Handy holen. Muss mich mal bei meinen alten Freunden melden." Es ist raus. Die Bedenken mit Dad behielt ich aber für mich. Er sollte davon nicht beeinflusst werden. Sich benehmen, als wüsste er nichts. Nicht an sowas denken.

"Nur Handy?" Worauf wollte er hinaus? Was sollte ich noch holen. Er wischte sich die Hände ab und kam näher zur Werkbank, auf der ich saß. Lässig stützte er sich am Schrank über mir ab und blickte zu mir runter. Der Geruch von Öl vermischt mit ihm war irgendwie heiß. Ein bisschen seines Aftershaves, oder was auch immer das ist, was an ihm so gut roch, kam auch noch leicht mit durch und machten dies zu einem unwiderstehlichen Duftcocktail.

"Bei mir wäre mehr Platz, als nur fürs Handy." Und dann war mir klar was er meinte. Und es überraschte mich extrem, dass ausgerechnet er das sagte und noch damit anfing.

"Ich ... habe ..." ich schluckte schwer und versuchte noch mal anzusetzten.

"Ich ... Ich habe eh nicht viel."
Er grinste. Zog keck sein Mundwinkel in die Höhe und fuhr sich durchs Haar. Dann nahm er mich an die Hand und zog mich mit.

"Na dann. Noch besser." Perplex ließ ich mich hinterher ziehen. Als würde er es nicht mehr erwarten können, meine Sachen zu holen. Dabei wollte ich mich erstmal drauf vorbereiten, überlegen, wie ich das Dad erklären sollte. Aber das war wohl wieder typisch Chase. Ohne überlegen. Einfach  handeln. Spontanität. Ich liebte sowas ja, aber nicht wenn es um meinen Dad ging. Da wir uns immer noch nicht richtig annähren konnten. Und jetzt soll ich ihn noch erklären, dass mein neuer Freund, einer der Crowd Brüder ist? Das wird lustig.

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Ich war vollkommen nervös. Dad wird es gar nicht gutheißen. Und ich wusste ja nicht wie sich Chase benehmen würde.

"Was los?" Fragte Chase, als er meine angespannte Haltung bemerkte. Völlig verkrampft saß ich neben ihn. Konnte rs nicht verbergen.

"Denkst du, ich bin nicht gut genug für sein Töchterlein?" Scherzte er. Aber ich fand das alles weniger Witzig.

"Nein. Eher umgekehrt." Das ließ ihn stutzig werden.

"Was?" Mehr brachte er vor Verwirrung nicht hervor.

"Du bist ein Sohn seines Chefs. Ich bin schon froh, dass ich Dad nicht im Hotel begegnet bin, als ich mit Adrian da war. Ich weiß ja nicht mal im welchen Dad arbeitet. Hätte auch schief gehen können ... Ich ..." Ich holte kurz tief Luft. Unterbrach mich damit, um meine Gedanken zu sortieren.

"Wir haben nicht mehr so ein Verhältnis, wie man es gern als Vater und Tochter hätte. Du hast es ja beim ersten Essen mitbekommen. Ich weiß zwar nicht woher die das wusste, aber ich denke, von deinem Vater und er wohl von meinem. Anders kann ich mir das nicht erklären. Er war nicht begeistert, als ich bei euch arbeiten sollte. Es ist ..." Er schien noch verwirrter, als er es schon war und unterbrach mich.

"Warte! Mal von vorne. Versteh gerade nicht die zusammenhänge. Was deine Sorgen sind und was weiß wer?" Ich erzählte ihn die Story mit Dad und mir. Wie wir uns nach Mums Tod stritten. Weshalb ich wieder hier bin und was er sagte, bevor ich für die beiden arbeitete. Er hörte aufmerksam zu und verstand warum ich so nervös war. Eigentlich sollte er ohne Wissen mit mir zu Hause auftauchen. Aber ich wollte ihm das alles auch nicht vorenthalten.

"Mir egal was er denkt. Eure Story hat mit mir nichts zu tun. Du hast halt Fehler gemacht, wie er bestimmt auch, die aber lange zurückliegen. Es war wohl für euch beide schwer. Und es gehören immer zwei zu einem Streit. Beide Seiten müssen Verzeihen. Du hast es schon ... jetzt ist er dran." Erstaunt starrte ich ihn an. Wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich gab immer mir allein die Schuld an dem was passierte, aber vielleicht haben wir beide Mist gebaut? Und wenn, Dad würde es wohl nie zugeben. Vielleicht sehe ich keine Fehler, weil ich Dad zu sehr liebte und es mir im Endeffekt leid tat, was ich sagte und das ich einfach verschwand.

"Ihr solltet beide aufhören darüber nachzudenken. Mein Vater und ich hatten eine Menge Probleme, trotzdem traut er mir und unterstützt mich. Obwohl ich ihm sogar den Tot wünschte. Ich gab ihm die Schuld an Mutters tot. Ich war noch viel jünger als du, als sie starb. Jeder macht Fehler und sagt, oder tut Dinge, die vielleicht nicht wirklich überlegt sind. Aber man sollte entweder drüber hinwegsehen, oder drüber reden. Sich daran aufhalten, ist verschwendete Zeit." Er erstaunte mich immer mehr. Solche Worte und vorallem so viele aufeinmal, waren selten bei ihm. Vorallem, da er selbst nicht danach handelte. Aber er schaffte es, dass ich mich beruhigte und stimmte dem zu was er sagte. Ob Dad das aber auch do sehen würde?

One of You!Where stories live. Discover now