𝗢𝗢𝟭%! 𝗙𝗘𝗟𝗟 𝗙𝗢𝗥 𝗧𝗛𝗢𝗦𝗘 𝗘𝗬𝗘𝗦

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Die gegenseitig verdrängten Gefühle, die Jun sowie Minghao in einander's Nähe verspüren, kommen durch einen eher schwachsinnigen Vorfall unerwartet hoch.

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WÖRTER: 1'053
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»Glaubst du es jetzt eigentlich?«, fragte Minghao und setzte sich gelassen auf den Stuhl gegenüber Juns Leinwand, worauf Letzterer seinen Blick von seinem noch unvollständigen Ölgemälde einer Oase abwendete.

Mit der Erwartung, irgendein dümmlicher Tratsch mitgeteilt zubekommen, fragte er: »Was denn?« Und als Minghaos charakteristisches Grinsen sich ihm offenbarte, war Jun bereits bewusst, der Jüngere würde einen Scherz reissen, der noch viel dümmlicher war als jeder Tratsch. »Dass ich der schönste Junge der Welt bin«, gab der unbestreitbar bildhübscher Junge schliesslich breit grinsend von sich.

Trotz der Sicherheit, dass Minghao in der Tat so schön war, dass er womöglich in einem Geschichtsbuch zum Verkörpern der Jungs ihres Jahrhunderts landen könnte, würde Jun das niemals freiwillig laut aussprechen.

Es war viel zu unüblich und komisch, dem gleichen Geschlecht solche Komplimente zu geben, also keifte er: »Fick dich.« Die Worte entlockten weiteres Kichern aus Minghao, denn er war selbstbewusst genug, um nicht auf Juns Bestätigung angewiesen zu sein, womit die Bemerkung ohne Weiteres an ihn abprallte. Er wusste, er war toll und eine scherzhafte Beleidigung würde dies keineswegs ändern. Trotzdem wollte er sich revanchieren, stand wieder auf und lehnte sich gegen Juns Schulter, dabei sein Gemälde betrachtend. Für eine bessere Sicht, strich er sich seine hellbraunen Haare aus dem Gesicht.

Die Linien waren — so wie er seinen Freund kannte — nicht schwungvoll, sondern äusserst präzis aufgemalt worden, und unter den erkennbaren Farben verbarg sich bestimmt mindestens eine Schicht einer anderen Farbe (laut Jun brachte diese Methode die Farben besser zum Vorschein). »Das ist abstrakte Kunst, nicht wahr?« Fast schon zu schade ums Gemälde, merkte er dies an, worauf das zweite Fick dich fiel.

Minghao schlug den Älteren halbherzig auf die Schulter und schmollte: »Komm schon Junnie, der war nicht schlecht!« Darauf verdrehte dieser die Augen, konnte sich ein klitzekleines schmunzeln jedoch nicht verkneifen. »Aha!«, rief Minghao triumphierend, als er es erblickte. Um davon abzulenken stand Jun von seinem Stuhl auf und deutete mit einem Kopfnicken darauf hin, das Zimmer zu verlassen. Wortlos folgte ihm der andere Junge. Ihre verfügbare fünfminütige Pause kam Jun gerade bestens, weil er schon viel zu lange an dem Bild sass und eine Verschnaufpause dringend nötig hatte.

»Wie lief das Tanzen?«, erkundigte sich Jun, um Minghaos Schwerfach, nachdem Letzterer bereits einen Einblick in Juns bekommen hatte. Gefragter bückte sich und zog seine lockere Jeans bis zum Ende seines Unterschenkels hoch, um die kleine Schwellung daran zu zeigen.

Ein mitfühlendes Zischen verliess den Älteren, bevor er kommentierte: »Sieht übel aus.« Doch Minghao zuckte mit den Schultern und war vom Gegenteil überzeugt. »Sieht schlimmer aus als es wirklich ist«, sagte er schliesslich. Jun entschied sich dafür nicht weiter nachzufragen, denn wenn Minghao selbst meinte es wäre nicht schlimm, wollte er ihn auch nicht weiter ärgern. Zeitgleich kam ihm jedoch den perfekten Witz, welchen er nicht für sich behalten wollte, also haute er grinsend raus: »Das habe ich ja auch nie behauptet. Wenn ich sage du siehst übel aus, siehst du hässlich aus und nicht so, als würde es dir schlecht gehen.«

Aufgrund seines eigenen Witzes und Minghaos deshalb enttäuschten Blick lachte Jun laut auf. »Ach deine Witze sind witzig, aber meine nicht? Ich bin empört!«, bemerkte er daraufhin und stapfte gespielt wütend schneller durch den Schulflur. Mühelos holte Minghao ihn wieder auf und hielt Jun an seiner Schulter zum Halten. Sich an den Jüngeren rächen wollend, stiess er wahrheitsgemäss aus: »Das ist das dritte Mal heute, dass du mich da anfasst, Mister!«

Zwei vorbeigehende Schülerinnen sahen schockiert zu den zweien — aus dem Kontext gerissen, wirkte die Aussage ziemlich fragwürdig — was Juns Absicht war. Minghaos Gesicht entwich die Farbe und er murmelte: »Ich würde niemals—« Augenverdrehend fiel Jun ihm ins Wort: »Ich weiss, das war Rache du Vollidiot.« Minghaos Gesichtsmuskeln entspannten sich langsam wieder, ebenso wie der Rest seines Körpers, dennoch spuckte er grimmig aus: »Uncool, Mann.« Jun bewegte seine Beine wieder nach vorne und sagte: »Heul doch«, aber sobald er bemerkte, dass Minghao ihm nicht folgte, kam er zurück und entschuldigte sich für den grenzwertigen Witz.

»Komm mit«, sagte er, um das Thema nicht zu lange im Vordergrund zu behalten und zerrte den anderen einige Schritte weiter mit sich. Eigentlich wollte der Jüngere fragen, wohin, doch in dem Moment blieben sie vor einer der riesigen Fensterscheiben stehen. Wieso sie ausgerechnet hier richtig waren, bildete nur mehr Fragezeichen in Minghaos Gedanken.

Das schien Jun zu erkennen, also begann er auf sein Vorhaben hinzuweisen: »Kennst du das berühmte Kunstwerk › Creazione di Adamo ‹ ?« Der Tänzer schüttelte seinen Kopf, der Name hörte sich unglaublich fremd an. Kaum überrascht von Minghaos mangelnde Kenntnis, erklärte der Ältere weiter: »Das Bild mit den zwei Händen, die sich um einige Zentimeter nicht berühren.« Dabei gestikulierte er die eine Hand mit seiner eigenen, wodurch sein an den Handgelenken nicht zugeknöpftes Hemd herumflatterte. Mit der Erklärung und der Geste, wusste der (wie Jun ihn nennen würde) Unkultivierte auch endlich welches Bild gemeint war.

»Stellen wir es nach! Ich brauche ein neues Bild für mein Instagram und das würde sich perfekt einigen«, sagte Jun nachdem er sein Handy aus seiner Hosentasche gefischt hatte. Minghao begann wieder zu lächeln und setzte sich auf die recht breite Fensterbank, dann schlug er vor: »Die Bildunterschrift muss dann artsy boys and their constant passion for art oder so lauten.«

Jun — der zuvor jemanden, den er kannte, fürs schiessen der Fotos aufgehalten hatte — gesellte sich grinsend zu dem Jungen im altmodischen Strickpullover. Dessen ginstergelben, dunkelgrauen sowie hellblauen Muster passten nicht ins übliche Kleidungsschema des Tänzers, doch Jun fand es stand ihm. »Seid ihr ready, Jungs?«, fragte Hansol, obwohl er vermutlich schon längst einige Schnappschüsse der Zweien gemacht hatte. Sie gingen in Position, sahen sich dabei tief in die Augen und spürten, wie ihnen dabei wärmer wurde. Die romantische Anziehung, die sich seit längerer Zeit zwischen ihnen ausbreitete, konnten sie spätestens jetzt nicht mehr leugnen.

»Wie könnt ihr nur so verdammt fotogen sein?«, trennte das Jammern des Fotografen ihre Blicke, da sie beide zu ihm sahen. Ein kaum hörbares › Danke ‹ und eine Verbeugung von Jun (für das Fotografieren und das Kompliment), bevor er sein Gerät wieder an sich nahm.

Der Jüngere bedankte sich ebenfalls mit einer Verbeugung und als Hansol weit genug entfernt war, lehnte sich Minghao über Juns altbekannte Schulter und flüsterte: »Wie wäre es mit artsy boys find artsy stuff romantic

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⏰ Last updated: Apr 16, 2023 ⏰

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ROLLER COASTER.Where stories live. Discover now