𝗢𝗢𝟮%! 𝗞𝗜𝗦𝗦𝗜𝗡𝗚 𝗬𝗔 𝗛𝗢𝗠𝗜𝗘

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Vielleicht steht Mark nicht nur auf Frauen, aber es genügt Johnny denken zu lassen, dass es nicht schwul wäre seinen besten Freund rein aus Verzweiflung zu küssen.

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CONTENTWARNUNG: internalisierte Homophobie, Sprachwechsel zwischen Englisch und Deutsch, viel zu häufiger Gebrauch von ›dude‹ 🙈
WÖRTER: 1'243
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Egal wie oft Mark sich darauf vorbereitete es endlich seinem besten Freund (den er damals im Kindergarten kennengelernt hatte) zu erzählen, traute er sich am Ende des Tages nie. Wieso war hetero sein so normalisiert? Konnte man nicht einfach die Person, die man liebte mit nachhause nehmen ohne der Erwartung, dass es das andere Geschlecht sei?

Johnny musste einfach darüber bescheid wissen, immerhin waren sie beste Freunde und erzählten sich 99% der Dinge. Marks Sexualität sollte nicht zu dem geheimen 1% gehören. Besonders weil er sich nicht vorstellen konnte, dass es Johnny stören würde und dennoch machte es ihm so schlimme Angst. Was wenn Johnny ihn doch genau deswegen von sich abstossen würde? Er wollte Johnny nicht verlieren, er war wirklich immer für Mark da und nie spielte es eine Rolle ob die Situation schwachsinnig oder ernst war.

Wieder einmal versuchte er die Gedanken in seinem Kopf zu vernichten.

Johnny würde ihn akzeptieren, er hatte doch keinen Grund es nicht zu tun. Den Älteren kümmerte es nicht, ob zwei Männer Liebe für einander empfanden. Er hatte nicht einen einzigen Grund komisch darauf zu reagieren und das würde er sicherlich auch nicht tun. Weder zu Mark, noch zu jemand anderes.

Doch trotzdem endete dieser Tag wie auch viele andere, mit einem frustrierten und verzweifelten Mark. Wie so oft drückte er sein Gesicht in sein Kissen und liess den Tränen ihren freien Lauf. Wieso ist er überhaupt Bisexuell, anstatt sich wie jede normale Person auf das andere Geschlecht beschränkt hingezogen zu fühlen?

Obwohl eigentlich noch so viel mehr solcher Bemerkungen über sich selbst folgten, hörte er noch schnell genug mit diesen Gedanken auf, denn das Aufschliessen der Eingangstür erregte seine Aufmerksamkeit und spülte in einem Augenblick die ganzen negativen Gedanken weg. In seinem Gehirn lief nämlich nur noch eins: Johnny ist hier, verhalt dich wie immer und vermassel es bloss nicht!

Glücklicherweise waren seine Augen noch nicht dermassen angeschwollen, dass man etwas bemerken würde, weshalb die beinahe getrockneten Tränen auf seinen Wangen wegzuwischen genügte. Oder zumindest hoffte er das dies ausreichen würde.

»Mark, I'm home!«, ertönte Johnnys Stimme — gedämpft von der geschlossenen Türe — bereits aus dem Wohnzimmer.

Der Kanadier atmete einige Male tief durch, bevor er seine Zimmertür aufriss und sich ins Wohnzimmer begab. Seine Schritte waren hastig und würden die zwei Studenten anstatt in einer Wohnung in einem Haus wohnen, wäre er wohl schon böse die Treppe runter gestürzt. »Und gestorben«, murmelte der Junge leise zu sich selbst. Ihm wäre dies lieber, als den Älteren kurz nach seinem kleinen Zusammenbruch zu sehen. Er wusste nicht was er auf Johnnys Fragen diesbezüglich antworten sollte, falls diese überhaupt fallen sollten. Die Geschwindigkeit von Marks Gang liess nach, sobald er sich in der Reichweite des Anderen befand. Er erblickte ihn und zwang ein Hey aus sich heraus.

Verdammt, Mark wollte jetzt keine Konversation führen und wie der Tag des gut aussehenden Jungen verlaufen war interessierte ihn — anders als sonst — recht wenig. Aber Mark war ein guter Mensch, also fragte er wie jedes Mal wenn er Johnny wieder zu Gesicht bekam: »Wie war dein Tag, dude?«

Unerwarteterweise begann er nicht mit seiner sonst so langen Erzählung und antwortete hingegen: »Wie sonst auch.« Er nahm seine Kaffeetasse von der Kaffemaschine (die Mark wahrscheinlich nicht gehört hatte, weil er sich mittlerweile an die Töne die, die Zubereitung erforderte gewöhnt hatte) und trank einen Schluck. Etwas besorgt sah der deutlich kleinere zu dem Jungen neben sich hoch. Normalerweise genoss er es dem Jüngeren über seinen Tag vollzuquatschen, dementsprechend vermutete Mark irgendetwas sei vorgefallen.

»Dude, the fuck happened?«, fragte er somit direkt. Dabei vergass er, dass sein Kumpel zu den Jungs gehörte, die nur über ihre Leiche schwäche zeigen würde, weshalb nicht mehr folgte als: »Nothing.« Augenverdrehend seufzte der Kanadier und schenkte Johnny daraufhin einen genervten Blick. Mark drehte ihn an der Schulter in seine Richtung, um tief in seine Augen schauen zu können. »Oh doch, aber du bist zu stur um es zuzugeben«, behauptete er anschliessend und die Weise wie Johnny seinen Blick mied reichte aus um zu wissen, dass er Recht hatte.

»Wie wäre es wenn ich dich auf andere Gedanken bringe?« Mark wusste nicht woher dies plötzlich kam und wieso er es für eine gute Idee hielt, aber er hatte das Gefühl die Worte auszusprechen bevor sein Verstand etwas dagegen unternehmen konnte.

Geschockt sah Johnny zu ihm und wisperte mit einer rauen Stimme: »Dude. What the fuck?« Der Schock stand im klar und deutlich im Gesicht. Zurecht, was hatte sein Kumpel denn bitteschön für einen Schwachsinn vorgeschlagen? »Wir— Dude! No one's getting a dick up his ass! Nur... wir könnten rummachen«, versuchte Mark das Beste aus der Situation herauszuholen, schliesslich meinte er damit auch von Anfang an rummachen und niemals Geschlechtsverkehr.

Johnny mochte ein Mann sein, aber er würde nicht mit ihm schlafen. Er war sein verdammter bester Freund! Dies zu tun wäre ihm (und selbstverständlich Johnny) viel zu unangenehm. Wieso ihm das Küssen jedoch nicht unangenehm schien, war ihm selbst ein Rätsel.

Keiner der Beiden war aufgefallen wie nahe sie sich plötzlich waren, bis Johnny sich von Mark distanzierte und von da aus unsicher sagte: »Ich weiss nich—« Er zog den Sauerstoff tief in seine Lungen ein, als er die kleine Hand des Jüngeren an seinem Nacken spürte. »C'mon es ist nur ein Kuss«, behauptete Mark mit einem niedlichen Schmollen auf seinen schmalen Lippen.

Dies schien die entscheidende Tat zu sein, mit der Johnny endlich brach und sich dazu entschied, den Anderen zu sich zuziehen, um ihre Lippen vorsichtig in einen Kuss zu verwickeln.

Der Ältere war so ein verdammt guter Küsser — langsam und sachte, aber dennoch ein wenig stürmisch bewegte er seine Lippen gegen die von Mark. Genannter löste sich von Johnny, um Luft zuschnappen und amüsiert von sich zugeben: »Damn, wer hätte gedacht, dass du so schnell nachgibst.« Mit seiner Zunge befeuchtete er seine Oberlippe und im Nu lagen seine Lippen wieder auf Johnnys. Obwohl nicht viel Speichel auf seiner Lippe haftete, verschmierte er im Bruchteil einer Sekunde die Lippen des Amerikaners damit voll.

»Welches Mädchen hat dir das Herz gebrochen?«, fragte der Kanadier neugierig, während dieses mal Johnny nach Luft schnappte. Er sah in sein ruiniertes Gesicht, — in die geweiteten dunklen Pupillen, die feuchten vollen Lippen und den rot ton über seinen Wangen — was Mark immer noch als süss empfand. Bevor er sich wieder für einen Kuss nach vorne lehnte, antwortete er: »Keines, wieso?« Nach dem verhältnismässig kurzen Kuss, blickte er Mark in die Augen und wartete auffordernd auf eine Antwort seinerseits.

»Du küsst mich gerade und machen Typen das nicht wenn sie total verzweifelt sind und abserviert wurden?«, neckte er den Grösseren mit einem Grinsen auf den Lippen, die gerade noch von Johnny geküsst worden waren. Für diese Bemerkung kassierte er einen Schlag auf seiner Schulter, woraufhin ein genervtes brummen folgte. Johnnys Hand fand ihren Weg zu Marks Kiefer, übte dann nicht all zu starken Druck auf diesen aus, um einen Kussmund geformt zubekommen. Seine Augen funkelten ihn dominierend an — was dazu führte, dass Mark blitzartig Gänsehaut bekam — jedoch beklagte er sich dann deutlich weniger dominant und viel eher beleidigt: »You're also a guy and you talk way too much so shut your stupid mouth.«

Die miserable Ansage des Amerikaners an den Jüngeren, entlockte ein lautes Lachen aus Letzterem. Johnny war niedlich, so so verdammt niedlich. Ein weiteres Mal bewegten sie ihre Lippen gegeneinander und das definitiv nicht das letzte mal in dieser sternklaren Nacht.

ROLLER COASTER.Where stories live. Discover now