(65) Ist meine Zeit bereits verstrichen?

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Mein Herz machte einen Sprung, als seine Worte langsam in meinem Gehirn ankamen. Sie würden die anderen unters Gras befördern? Das musste ich doch irgendwie verhindern können.

Ich sprang auf und hetzte Alexander hinterher, allerdings hatte er bereits die Tür hinter sich abgeschlossen. Verzweifelt rüttelte ich dennoch am Türgriff und hämmerte gegen die Tür, um auf diese Tatsache noch irgendeinen Einfluss nehmen zu können. Aber jede Mühe war umsonst. 

Tränen sammelten sich in meinen Augen und strömten ohne Unterlass über meine Wangen. Sie konnten nicht sterben. Wen hatte ich dann noch, wenn sie alle Menschen umbringen würden, die mir wichtig waren? Wie sollte ich das erneut überstehen? Nach dem Tod meiner Eltern war ich bereits in ein tiefes Loch gefallen, aber nun alle Menschen zu verlieren und ob nun aktiv oder passiv mit ihrem Tod in Verbindung zu stehen, brach mir beim bloßen Gedanken daran bereits das Herz. 

Aber ich konnte nicht zurück ins tiefe Loch fallen. Was es auch kosten würde, ich durfte nicht die Kraft zum Weitermachen verlieren. Wenn ich nur schnell genug arbeitete, könnte ich hoffentlich Valentins Plan durchkreuzen und würde ihn davon abhalten meine Freunde umzubringen.

Mit flinken Händen wischte ich meine Wangen trocken und versuchte mich soweit zu beruhigen, dass meine Augen keine Notwendigkeit mehr sahen noch weitere Flüssigkeit auszuschütten. Und dann musste ich mich in Geduld üben. In meinem Kopf ratterte es zwar, was die Zeit hoffentlich schneller verstreichen lies, aber um mich herum passierte eine ganze Weile gar nichts. Auch der Krach außerhalb des Raumes war verstummt. 

Schließlich öffnete sich die Tür zu meiner fensterlosen Zelle erneut und Alexander blickte hinein. 

"Ich soll dich für das nächste Training holen", erklärte er möglichst emotionslos klingend, aber ich schien ihn immer noch zu beschäftigen. 

"Alles in Ordnung bei dir?", erkundigte ich mich als ich auf ihn zuging. Mein Ventil hatte ich bereits geöffnet und war gespannt auf die mögliche Diskrepanz zwischen dem Gesagten und dem Gedachten. Menschen waren gut darin bei einer solchen Frage eine große Diskrepanz in diesem Gebiet zu erzeugen. 

Es ist wie damals 

"Alles gut", antwortete er und ergriff dann meinen Arm. Allerdings drückte er längst nicht mehr so extrem zu wie er es sonst immer getan hatte. Er hatte sich auf allen Ebenen verändert. Ich musste wirklich vorsichtig sein mit meinen Gedanken. 

"Was war eben los?", wollte ich von ihm wissen, was einen Schleier von Mitgefühl über sein Gesicht legte.

"Sie wurden gerufen", erklärte er ohne zu spezifisch zu werden, sodass ich erneut nachfragte:

"Wer wurde gerufen?"

"Die Einheit, die.. die sich um den Fuchs kümmern soll"

Verdammt, war meine Zeit bereits verstrichen? Jetzt war es für jegliche Aktionen vielleicht schon zu spät. Aber noch hatte ich meine Hoffnung nicht verloren. Die anderen waren Meister in dem, was sie taten. Zwar würde Valentin auch nicht seine schlechtesten Kämpfer schicken, aber dennoch würden Alec, Izzy, Clary und Jace diese sicherlich besiegen können, oder?


Alecs p.o.v.

"Und wie geht es dir jetzt?", erkundigte sich Elyssia bei mir, während wir drei mit unseren Waffen um die Schultern auf dem Weg zum Restaurant waren. 

Forschend sah ich sie an und antwortete schließlich: "Ganz gut und dir?"

Izzy blickte uns beide abwechselnd an und schien ebenfalls nicht ganz zu verstehen, was das Ganze gerade sollte. Elyssia allerdings grinste und schlug mir dann gespielt auf den Arm:

HunterWhere stories live. Discover now