(17) Wo bleibt die Magie?

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Ich versucht mich immer und immer wieder durch diesen Traum zu kämpfen, aber versagte kläglich darin meine Aufgabe, die ich anscheinend lösen musste, um aus ihnen entfliehen zu können, zu bewältigen. Ich stand immer wieder der selben Herausforderung im Wege, die sich dann weiterentwickelte und schließlich in einer Tragödie endete. Jedes Mal aufs Neue durchlebte ich es und begann mich mehr und mehr zu fragen, was ich eigentlich tun musste, damit es endlich aufhörte.

Mein Körper fühlte sich bei jedem weiteren Durchgang stets schlapper an und ich vernahm wie Müdigkeit und Trägkeit meinen Körper unaufhaltsam einnahmen. Wie sollte ich das bloß stoppen? Viele weitere Runden würde ich nicht durchhalten, bevor ich zusammenbrechen würde. Ich brauchte eine Pause und einen großen Schluck Wasser. 

Endlich nahm ich wahr, wie mich jemand zurückholte und ich schwer atmend und völlig verschwitzt wieder zu mir kam. Meine Hände waren noch immer in den Halterung stabilisiert und ich versuchte langsam meine Augen zu öffnen. 

"Wie weit ist sie?", erklang plötzlich eine Stimme, die vermutlich Valentin gehören musste. Das Dröhnen in meinem Kopf und meinen Ohren war zu laut, um irgendetwas wirklich aufzunehmen und zu verarbeiten.

"Es ist noch ein langer Weg vor ihr. Sie konnte noch keinerlei Erfahrungen mit ihrer Gabe machen und muss erstmal den Zugang dazu finden, bevor wir sie gezielt trainieren können", antwortete Tekin, ein Freund von Magnus. Dieser wäre sicherlich nicht erfreut, wenn er wissen würde, was hier abgeht. Aber vielleicht war das ja auch mein Weg hier heraus. Er kannte mich und wusste von Magnus Recherche. Also warum hatte er sich dazu entschieden die Seiten zu wechseln oder gehörte er schon immer insgeheim zu Valentin?

"Averie, hörst du mich?", fragte er mich plötzlich und ich schlug wieder etwas die Augen auf. Sein Gesicht war mir so bekannt und ich konnte es einfach nicht fassen, dass er es war, der mich durch die Qualen schickte. Oder zumindest geleitete und nichts dagegen tat.

"Sie braucht eine Pause. Die Suche nach der Bedeutung ist unfassbar anstrengend", meinte er und ich vernahm Schritte, die auf mich zugingen. Kam Valentin etwa um nach mir zu sehen?

"Wie kraftlos ist sie?", fragte er plötzlich und sofort schaltete sich Magnuses Freund Tekin ein:

"Naja, das Gegenmittel muss erstmal seine volle Wirkung entfalten können und unter diesen Bedingungen wird es das nicht können. Geben Sie ihr eine Stunde"

Darauf folgte keine Antwort, sondern lediglich erklangen Schritte, die den Raum verließen und die Geräusche der Tür, die geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. In mir machte sich große Erleichterung breit. Zumindest ihn war ich vorerst los. 

"Was für ein Gegenmittel?", murmelte ich erschöpft. Ich versuchte irgendwie die ganze Situation zu verstehen.

"Ich habe dir bei deinem letzten Besuch bei Magnus ein Getränk gegeben, dass dich nach einigen Stunden immer kraftloser machen sollte, damit wir dich besser mitnehmen können", erklärte er sehr sachlich und es wirkte nicht eine Sekunde so, als würde er sich über seine Worte Gedanken machen. Als wäre es normal seinen Mitmenschen Dinge unterzujubeln.

"Averie, ich werde deinem Körper jetzt helfen, damit er sich besser heilen kann und dir dann etwas Zeit zum Schlafen oder Ausruhen geben. So wie ich Valentin kenne, wird er in spätestens 40 min wieder hier sein, weil er viel zu ungeduldig ist", fuhr Tekin fort, bevor ich spürte wie er Magie benutzte um meine Energiereserven aufzufüllen und mich dann in Frieden lies und ebenfalls ging. 

Meine Gedanken schweiften automatisch zu Izzy, Jace, Clary und Alec. War ihnen mein Fehlen wohl schon aufgefallen und was würden sie dann tun? Ich hoffte, dass sie nichts dummes oder unüberlegtes taten, was sie schlussendlich alle in Gefahr brachte. Aber mein Körper und Geist waren jetzt schon erschöpft und noch zweifelte ich daran, dass ich mich allein hier heraus kämpfen könnte, weshalb ich leicht verzweifelt versuchte meine Tränen zu unterdrücken und etwas Ruhe zu finden, bevor er mich wieder zurück in meinen Albtraum schicken würde.


Clary p.o.v.

Wir hatten es endlich geschafft die Gefahr zu beseitigen, sodass ich wieder zurück zu Averie gehen wollte um nach ihr zu sehen. Soweit ich zählen konnte, hatten alle Eindringlinge uns im Foyer gestellt und wurden dort an Ort und Stelle unschädlich gemacht, obwohl uns der Stromausfall kurz gestört hatte, so hatten wir es doch gut hinbekommen alle Eindringlinge zu erledigen. Nun hoffte ich nur, dass sich Averie nicht durch ihre Neugier und ihren Helferinstinkt dazu hatte verleiten lassen, etwas unüberlegtes zu tun.

Ich strümte den Gang entlang und wollte gerade in den Trainingsraum einbiegen, als mir ein verwirrter Jace entgegenkam. Seine Stirn war in Falten gelegt und es schien sich in seinen Augen mehr als nur die offensichtliche Verwirrung wiederzuspiegeln, sodass ich sofort wusste, was er kurz darauf fragte:

"Hast du Averie gesehen? Sie ist nicht mehr hier. Meintest du nicht, dass sie hier bleiben sollte"

Mein Herz sank, obwohl ich diese Worte bereits vermutet hatte und ich blickte ihn hoffnungsvoll an. Wusste er wirklich nicht wo sie war? Oder spielte er mir nur etwas vor?

"Wir müssen sie finden", sagte ich sofort und stürmte den Gang weiter entlang, während ich nach ihr rief. Meine Augen wanderten unaufhörsam durch alle Räume. Ich stieß alle Türen und guckte in jedes Versteck, in das sie sich eventuell zurückgezogen haben könnte. Jedes Mal aufs Neue baute sich etwas Hoffnung in mir auf, wenn ich eine Tür öffnete und jedes Mal wurde sie wieder zerschmettert, wenn der Raum leer war. Schließlich kehrte ich wieder in den Trainingsraum zurück, in dem wir sie zurückgelassen hatten, nur um einen dort stehenden Alec zu sehen.

"Alec? Hast du Averie gesehen?", fragte ich sofort, doch erkannte ebenso schnell an seiner Reaktion, dass auch diese Antwort nicht positiv ausfallen würde.

"Nein. Sie ist nicht mehr hier. Es wurde ein Portal erschaffen im Trainingsraum und es gibt bloß eine Person, die genau hier zu genau diesem Zeitpunkt ein Portal erschaffen würde", meinte er trocken, doch ich wusste, dass es ihm näher ging als er es versuchte zu zeigen.

"Valentin", murmelte ich und spürte wie sich Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete. Er hatte es oft versucht und nun hatte er es tatsächlich geschafft. Er hatte sich Averie geholt. Nur warum konnte uns noch immer niemand sagen. Die Nachforschungen, die Magnus mit seinem Freund Tekin angestellt hatte, hatten keine wirklichen Erkenntnisse erbracht. Wir konnten lediglich darüber spekulieren was es war, weshalb Valentin Averie so unbedingt wollte und alles in Bewegung setzte, um sein Ziel zu erreichen. 

Und vor allem konnte noch keiner von uns die Auswirkungen, die diese Tatsache auf unser Team und die gesammte Schattenwelt haben würde und die Auswirkungen für Averie selbst vorhersagen. Das einzige, was für uns alle klar war, war, dass wir sie so schnell wie möglich von Valentin wegholen mussten. Denn was auch immer er von ihr wollte, wenn sie es ihm nicht freiwillig gab, womit ihrer Einstellung nach schwerlich mit zu rechnen war, dann würde er erneut alles in Bewegung setzen um es zu bekommen. Und das das nicht gut für Averie enden würde, konnten wir allesamt mit Gewissheit sagen.

HunterWhere stories live. Discover now