(13) Rückkehr mit Anhängsel

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Nachdem wir wieder im Institut waren, hatten wir uns zusammen, mitten in der Nacht, in die Küche gesetzt und uns mit Heißgetränken versorgt, bevor wir bis zum Morgengrauen uns über alles mögliche unterhalten haben. Alec gab mir einen kleinen Überblick über die magische Welt, in der ich nun fortan leben würde. Seine Worte malten die Geschichten der Vampire, Werwölfe, Celies, der Hexenmeister, des Rates und all den anderen magischen Dingen wie Portalen und Stele. Er erzählte mir von seiner Kindheit, die er zusammen mit Izzy und Jace trainierend vebracht hatte, von seinen Eltern und vor allem von seiner anfänglichen Abneigung Clary gegenüber.

Ich war überrascht, dass er plötzlich so gesprächig war, aber genoss es einfach mich mal ganz frei mit ihm unterhalten zu können.

"Ich dachte immer, dass der Sinn meines Lebens ist, dass ich meine Pflicht als Shadowhunter erfülle", sagte er und nahm einen Schluck von seinem Tee.

"Aber?", fragte ich und sah ihn dabei gespannt auf seine Antwort an.

"Nichts aber. Ich bin immer noch der Meinung, aber ich denke, dass jetzt auch mehr dazu gehört, als nur seine Pflicht als Shadowhunter zu erfüllen. Ich möchte auch ein guter Freund und Sohn sein. Ich möchte, dass mein Wirken irgendeinen Profit für andere hat. Also für alle anderen und ich möchte das nicht nur als Shadowhunter erreichen, sondern auch als Mensch", führte er seine Gedanken fort, woraufhin ich anerkennend nickte.

"Ich finde, dass das nach einem sehr guten Plan klingt", entgegnete ich und lächelte ihn an, bevor ich auch einen Schluck von meinem Tee nahm und einen Blick auf die Uhr warf.

"Oh nein, es ist schon fast 6 Uhr. Du solltest dich unbedingt nochmal schlafen legen, Alec, damit du wieder fit fürs Training bist", sagte ich mit einem leicht sarkastischen Unterton, der mir einen leicht Schlag auf den Oberarm einkassierte.

"Ja schon klar. Wir sehen uns dann gleich", sagte Alec, bevor er von seinem Stuhl hüpfte und seinen Becher wegstellte. 

"In 15 Minuten im Trainingsraum", sagte er, zwinkerte mir grinsend zu und verschwand dann aus der Tür. Was für ein abgedrehtes Bild. Auch wenn diese Nacht und die Gespräche schön gewesen waren, so konnte ich noch immer nicht fassen, dass Alec sich so sehr mir gegenüber geöffnet hatte.

Schnell trank ich den letzten Schluck Tee aus, wusch die Tasse kurz, bevor ich sie wieder zurück an ihren angestammten Platz stellte und mich dann auf den Weg machte, um mich fürs Training fertig zu machen. Mit einer Punktlandung kam ich im Trainingsraum an und sah Alec, der bereits mit seinem Bogen in kürzester Zeit alle Zielscheiben fast perfekt traf. Erstaunt hob ich beide Augenbrauen an. Aber was hatte ich erwartet. Er hatte mir erst vor wenigen Stunden erzählt, dass er schon seit seiner frühsten Kindheit zum Kämpfen erzogen wurde und an unterschiedlichen Waffen ausgebildet wurde.

"Wow, du hast es echt drauf", sagte ich anerkennend, was ihm ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte, bevor er mir meinen Bogen in die Hand drückte und mich dazu brachte es weiter zu üben.

"Da seit ihr zwei ja, ich hab euch schon gesucht", sagte plötzlich eine Stimme hinter uns, sodass wir uns umdrehten. Jace stand nun im Trainingsraum und sah ziemlich abgekämpft aus, als er auf uns zuschritt.

"Tekin ist hier und möchte mit Averie sprechen", sagte er und blieb dann vor uns stehen.

"Ich werde erst mit ihm sprechen", preschte Alec vor und ließ mir keine Zeit mich dagegen auszusprechen. Er hatte gesagt, dass er ihm nicht vertraute, aber das ging jetzt zu weit.

"Na was hast du denn mit meinem Parabetai gemacht?", meinte Jace grinsend und bedachte mich mit einem belustigten Blick.

"Gar nichts. Er vertraut Tekin nur nicht. Was ist eigentlich mit den anderen, kommen die auch noch?", versuchte ich das Gesprächsthema etwas umzulenken, was Jace wieder mit einem Lächeln quittierte.

"Ja, Izzy und Clary sind noch draußen bei Tekin und ich sollte nur kommen, um euch Bescheid zu sagen", erklärte er.

"Und wie war eure Mission?", fragte ich und ließ den Bogen noch etwas weiter sinken.

"Hoffentlich hat sie gut funktioniert. So genau kann man das manchmal nicht sagen, aber ich habe ein gutes Gefühl. Und ihr zwei? Habt ihr schön die letzten Tage trainiert?", fragte er grinsend, woraufhin ich gespielt genervt seufzte und dann sagte:

"Ich kann jetzt Bogenschießen, naja zumindest ein bisschen"

"Du hättest doch nicht so unfreundlich sein müssen, Alec. Er will uns doch nur helfen", erklang Izzys laute Stimme, die nun gemeinsam mit ihrem Bruder und einer völlig erschöpft dreinblickenden Clary den Trainingsraum betrat.

"Er hat noch nichts herausgefunden und ich traue ihm einfach nicht. Da werde ich ihm sicherlich nicht gestatten sich im Institut aufzuhalten", entgegnete Alec geladen und stampfte dann auf Jace und mich zu.

"Du verhälst dich wie ein bockiges Kind. Er versucht uns doch nur zu helfen herauszufinden, was Valentin von Averie will", sprach Izzy im selben Ton mit ihrem Bruder.

"Ganz ruhig. Was auch immer es ist, er wird es ganz sicher nicht von mir bekommen, also haben wir Zeit, um das herauszufinden", versuchte ich die aufgehitzte Stimmung etwas zu beruhigen, was auch mehr oder weniger gut funktionierte.

"Ich finde trotzdem, dass du maßlos übertreibst, Alec. Wir alle haben Averie gern, aber er will ihr doch nichts Böses", sprach Izzy nun sanfter, wohl auch darum bemüht, dass die Stimmung einigermaßen entspannt blieb.

"Das kannst du nicht wissen", murmelte Alec, bevor er sich seinen Bogen schnappte und damit einen Pfeil nach dem anderen auf die Ziele schoss. 

"Wie geht es euch?", fragte ich und sah die drei an.

"Erschöpft und froh wieder Zuhause zu sein", sagte Clary und lehnte sich an Jace, der sie sofort in seine Arme zog. 

"Das glaube ich. Wollt ihr erst noch etwas essen, bevor ihr euch schlafen legt?", erkundigte ich mich und versuchte bereits mir ein Gericht auszudenken, dass ich für sie machen könnte, als Izzy antwortete.

"Nein danke, wir haben kurz bevor wir dort los sind noch etwas zu essen gehabt. Ich will jetzt nur noch ins Bett", erzählte sie, wobei sie versuchte sich ein Gähnen zu unterdrücken.

"Wir beide auch. Aber vielen Dank, Averie. Pass gut auf Alec auf, damit er nicht noch umkommt vor Sorge um dich", meinte Jace grinsend, woraufhin ich nur überrascht, "Was?", sagte.

"Man sieht schon aus hundert Meter Entfernung, dass sich da was zwischen euch beiden anbahnt, also pass bitte auf ihn auf. Wenn er emotional ist, dann verliert er manchmal etwas die Kontrolle", fügte er hinzu, bevor die drei den Trainingsraum verließen und mich etwas überfordert zurückließen.

Jace meinte doch nicht, dass sich etwas romantisches zwischen uns anbahnte oder doch? Denn diesen Eindruck hatte ich noch nicht gehabt. Alec und ich verstanden uns inzwischen echt gut, aber mehr als Freundschaft würde ich das nicht nennen. Ich mochte ihn gerne, also wirklich gerne, aber ich hatte andere Sorgen als meine Gefühle für Alec. Ich musste noch immer herausfinden, was mein Albtraum bedeutete, warum Valentin hinter mir her war und wie genau das mit meiner Vergangenheit zusammenhängen könnte. Ich war selbst viel zu verwirrt, um mich jetzt auf meine eigenen Gefühle konzentrieren zu können. Nur eins war mir klar: es gab welche, ob ich es anerkennen wollte oder nicht. Aber wie war es bei ihm?


HunterWhere stories live. Discover now