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Ich hatte Angst, was passieren würde, wenn die Frau mit dem Namen Julia zurückkam. Und ich fragte mich immer noch, ob sie mich gehört hatte, als ich mit Lilly gesprochen hatte. Wäre das schlimm? Würde sie mich dafür bestrafen wollen? Aber ich hatte nur mit Lilly gesprochen, mit niemandem sonst. Vater hatte mir nie verboten, mit ihr zu sprechen. Ich hoffte, das war auch für die Menschen hier okay.

Lilly war natürlich wieder verschwunden und hatte mich alleine zurückgelassen. Warum hatte sie nicht bleiben können? Ich würde mich so viel sicherer fühlen, wenn sie bei mir wäre. Vielleicht würde ich dann weniger Fehler machen? Schließlich sorgte Lilly immer dafür, dass ich alles richtig machte. Wobei auch sie nicht wissen konnte, welche Regeln diese Menschen hier hatten. Ich hatte mich an meine Regeln halten wollen, war gehorsam aufgestanden, als sie das erste Mal in mein Zimmer gekommen waren, aber das hatten sie nicht gewollt. Sie wollten, dass ich liegen blieb. Und sie schienen auch nicht zu wollen, dass ich mir noch einmal selbst wehtat. Lilly hatte zwar vorgeschlagen, dass ich das noch einmal machen sollte, um die Menschen gnädig zu stimmen, aber ich wusste wirklich nicht, ob das richtig war. Sie hatten mir die Handschuhe angezogen, um es zu verhindern. Oder wollten sie nur verhindern, dass ich Vater glücklich machen konnte? Sollte ich mich vielleicht doch gegen ihren Willen verletzen, um zumindest Vater zufriedenzustellen? Immerhin hatte ich die Handschuhe seit dem Essen nicht mehr an. Jetzt könnte ich es tun! Aber leider wusste ich einfach nicht, ob es richtig war, und das machte mir große Angst. Es war vermutlich am besten, noch einmal mit Lilly darüber zu sprechen, wenn sie wieder auftauchte. Dann konnte sie sagen, was sie darüber dachte.

Im nächsten Moment zuckte mein Körper zusammen. Die Tür. Jemand hatte die Tür geöffnet! Meine Muskeln spannten sich an und ich drückte mich wie immer auf die linke Seite meines Bettes. Ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann. Was würde die Frau mitbringen? Sie hatte etwas von Bildern gesagt. Und davon, dass sie Antworten auf ein paar Fragen wollte. Wollte sie mich nun ausquetschen? Und was würde sie tun, wenn ich die Antworten auf ihre Fragen nicht kannte? Würde sie mich dann foltern?

Bangend starrte ich in die Richtung, aus der sie jeden Moment auftauchen würde. Und da war es bereits soweit. Verzweifelt drückte ich mich noch ein wenig mehr an die Bettkante und versuchte mich möglichst klein zu machen.

„Hey, da bin ich wieder", meinte Julia mit einem freundlichen Lächeln. „Kein Grund, Angst zu haben. Dr. Frank wollte auch wieder dabei sein, aber sie wird sich im Hintergrund halten. Also keine Sorge, nur ich werde mit dir sprechen. Ignoriere sie am besten einfach."

Sie zwinkerte mir zu und nachdem sie das letzte Wort gesagt hatte, wagte ich einen Blick zu der anderen Frau, zu Dr. Frank. Sie lächelte ebenfalls freundlich.

„Ganz genau", bestätigte sie. „Ignorier mich einfach. Ich setze mich hier auf die Seite."

Sie zeigte auf einen Stuhl, der direkt an der Wand stand, und setzte sich dorthin. Dann konnte ich wieder zu Julia sehen. Mit wild schlagendem Herzen wartete ich auf das, was sie mich fragen und mit mir machen wollte.

Zuerst setzte auch sie sich auf den Stuhl, der näher an meinem Bett stand. Dann erst sah ich, dass sie etwas in der Hand hielt. Waren das die Bilder, von denen sie gesprochen hatte? Hatte sie tatsächlich keine Peitsche mitgebracht? Keine Fesseln? Keinen Knebel? Hatte sie die Wahrheit gesagt? Ich spürte, wie mein Körper zu zittern begann.

„Also, es gibt etwas, über das wir sprechen müssen. Und ich weiß, dass das kein leichtes Thema für dich ist und dass es dir sehr schwerfallen könnte", begann Julia. Was konnte das nur bedeuten? „Ich habe dir wie gesagt ein paar Bilder mitgebracht, die ich dir gleich zeigen werde. Ich möchte gerne, dass du mir zuerst durch Nicken oder Kopfschütteln zeigst, ob du die Männer kennst. Meinst du, du schaffst das?"

Lost GirlWhere stories live. Discover now