Kairi Uzumaki

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"Man Kiri, warum bist du immer so gemein?", beschwerte sich meine Schwester. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schmollte mich an, als wir durch die Baumkronen sprangen - zurück nach Amegakure.

"Ich bin eben die ältere von uns beiden, außerdem war es nur ein Witz." Gespielt genervt verdrehte ich die Augen und schmunzelte sie liebevoll an.

"Zwei Minuten! Du bist zwei Minuten älter!", lachte Yami nun.

Wir kamen gerade zurück von einer Mission. Amegakure war ein kleines Dorf, angeführt von Hanso dem Salamander. Eigentlich konnten wir diesen Typen nicht ausstehen, aber so verdienten wir unseren Unterhalt. Ähnlich wie in den großen Dörfern wollte er unbedingt eine Spezialeinheit, so wie die ANBU. Yami und ich hatten eine sehr gute Ninja-Ausbildung, weswegen wir schon lange zu seinen Favoriten zählten.

Dies hieß aber noch lange nicht, dass wir gut behandelt worden.

Amegakure litt schon lange unter seiner Tyrannei. Als wäre das noch nicht genug, wurde unser kleines Dorf ständig in die Kriege der großen Shinobi-Dörfer gezogen, da es genau mittig zwischen ihnen lag. Die Bewohner kannten quasi nichts anderes, als Leid und Zerstörung. So kamen auch unsere Eltern um, was für uns weniger traurig war, als es eigentlich sein sollte.

Sie waren beide Trinker und behandelten uns teilweise wie Dreck. Mich mehr als Yami, da ich sie immer beschützte und dementsprechend von den beiden als weniger umgänglich erachtet wurde. Die Familie unserer Mutter stammte aus Uzushigakure und floh nach Ame, als das Dorf zerstört wurde. Unser Vater gehörte dem Uchiha-Clan an, der ihn verstoßen hatte.

Wir fragten nie danach, wie sich kennenlernten, denn im Prinzip war es uns egal. Yami und ich haben von ihnen nie wirklich ein liebevolles zuhause oder elterliche Zuneigungen bekommen. Die beiden waren viel zu sehr mit trinken und streiten beschäftigt. Eigentlich war es stark zu bezweifeln, dass sie sich je liebten. Durch die beiden wurde mir irgendwann bewusst, wie vergänglich das Leben eigentlich war.

Ich erinnerte mich noch gut an den Streit, der damals mein Sharingan erweckte. Vater warf Mutter an den Kopf, dass alles ihre Schuld sei. Dass er wegen ihr von seinem Clan verstoßen wurde. Ihr verschmutztes Senju-Blut hätte sein Leben kaputt gemacht. Dabei machte sie nie ein Geheimnis daraus, er wusste also schon immer, dass sie es teilweise in sich hatte. Er war deutlich Betrunkener als sie, wankte hin und her, seine Worte waren kaum noch zu verstehen. Mutter ging dann auf ihn los und würgte ihn. Wir waren damals ungefähr fünf Jahre alt, als wir dabei zusahen, wie sie ihn fast umbrachte. Yami weinte schrecklich und flehte die beiden an aufzuhören, doch sie waren schon gar nicht mehr bei uns, verloren im Alkoholrausch.

Also griff ich ein. Ich rannte auf Mutter zu und biss ihr ins Bein, was sie aus ihrem Wahn zerrte. Ich merkte gar nicht, wie sich das Sharingan überhaupt aktivierte, dafür war ich viel zu aufgeregt. Sie sah zu mir herunter und kippte im nächsten Moment schon um. Erst als sie zuckend am Boden lag, setzte der unangenehme Druck in meinen Augen und der Schmerz in meinem Kopf ein. Von da an trainierte ich es.

Über die Jahre erlangte ich mehr Kontrolle und es entwickelte sich immer weiter, bis ich beim Mangekyō ankam. Im Gegensatz zu den anderen Dörfern, bot man unserem ganz andere Missionen an. Sie waren dreckig und moralisch eigentlich nicht vertretbar. Dies war ein großer Faktor, der mir meine Augenkünste verlieh.
In Yami entwickelte sich das Sharingan leider nie, dafür war sie eindeutig die Waffenspezialistin unter uns.

Wir wurden also in diese spezielle Einheit einberufen und absolvierten ursprünglich die Ausbildung zum Oi-Nin. Wir waren zwar unheimlich gut darin, mich zog es jedoch eher zur Abteilung für Spionage und Auftrags-Nins. Yami hatte wahrscheinlich nur meinetwegen gewechselt, denn eigentlich hasste sie den Krieg. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als den Frieden und hätte alles dafür getan.

In dieser Einheit wurden wir dann in unserem Dorf auch als Todes-Zwillinge bekannt. Wir waren das einzige Zweierteam, denn mehr brauchte es bei uns nicht. Wir waren über Jahre eingespielt und jede weitere Person hätte dies ruiniert. So schickte uns Hanso auch viel rum und nutzte uns als Maschinen für seine Machenschaften aus.

Hanso ließ die Genzen des Dorfes hartnäckig kontrollieren. Niemand durfte ohne Grund ein- oder ausreisen und auch die Aufenthaltsdauer musste jeweils bekanntgegeben werden. So bestand auch unsere letzte Mission daraus, Ninjas zu finden und auszuschalten, die ohne jegliche Regeln zu befolgen in Amegakure gesichtet und/ oder von dort geflüchtet waren. Die Verhältnisse waren einfach nur grottig.

"Kiri!", riss mich Yami aus meinen Gedanken.

"Entschuldige, was hast du gesagt?", fragte ich verdutzt nach.

"Ich habe dich gefragt, ob wir es heute endlich wagen sollen. Fliehen wir?", wiederholte sie mit einem hoffnungsvollen Blick. Yami wollte schon so lange aus Ame fliehen. Sie wollte in ein schönes Dorf mit Perspektiven. Ihr Traum war es immer frei und friedlich zu leben. Und dies war für sie in Amegakure nicht möglich, nicht mit Hanso.

"Ich bin dabei.", sagte ich lächelnd. "Wir erstatten Bericht und packen die nötigsten Sachen. In der Nacht verschwinden wir dann." Meine Worte ließen Yami regelrecht strahlen und das war alles, was für mich zählte. Wenn meine Schwester glücklich war, dann machte ich alles richtig.

Doch der vermeintliche Frieden dauerte nicht lange an. Hanso ließ uns anscheinend direkt als Nuke-Nins einstufen und wir wurden einige Monate nach unserem Verschwinden verfolgt. Immerhin durfte niemand außer ihm selbst seine beiden besten Ninjas haben. Als wären wir sein Eigentum.

Er schickte an die 15 Männer, um uns zu beseitigen. Yami und ich nahmen es problemlos mit mehreren Gegnern auf, aber das waren einfach zu viele. Es endete damit, dass ich gerade einen weiteren von ihnen besiegte und schon hörte ich Yamis verzweifelten Schrei.

Sie wurde auf die Knie gezwungen, einer stand hinter ihr und hielt zwei Katana über Kreuz hinter ihrem Nacken, der andere stand neben ihr und hatte sie an den Haaren gepackt. Ich drohte ihnen, doch sie lachten nur, wogen sich in dem Glauben die Überhand zu haben, da sie immer noch in der Mehrzahl waren.

Und dann, als ich schon von Drohungen zu flehen übergegangen war, zog der Mistkerl mit seinen Katana durch und enthauptete meine Schwester vor meinen Augen. Ihr Kopf und ihr Körper fielen mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Ich sank auf die Knie und betete in einem Genjutsu zu stecken.

Dann wurde ich ohnmächtig, die Welt um mich herum verdank langsam im Schwarz.

Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort lag. Nagato und Konan fanden mich, sie kamen auch aus Amegakure. Sie erschraken bei meinem Anblick und Nagato hielt mir ohne zu fragen ein Kunai auf Augenhöhe. In der Reflexion konnte ich erkennen, dass sich meine Augen verändert hatten. Das Tomoe Rinnegan hatte sich entwickelt.

Als ich mich umsah, fand ich die Körper der eigentlich verbliebenen Männer überall verteilt. Sie waren regelrecht zerfleischt worden. Nagato und Konan versicherten mir, dass sie es nicht waren. Ich musste während meines Blackouts wohl die Kontrolle verloren haben.

Der Anblick von Yamis Leiche ließ alles in mir zerbrechen. Umgebracht im zarten Alter von 19 Jahren. Meine wunderschöne Schwester, das Licht in meinem Leben - erloschen. Es gab nichts mehr wofür es sich zu Leben lohnte, denn ohne sie wollte ich nicht sein.

Nagato trug mich auf dem Rücken zurück nach Amegakure. Er hatte Hansos Tyrannei wohl ein Ende gesetzt und ihn getötet. Die beiden beobachteten mich die erste Zeit, erlebten meinen Absturz mit. Nagato machte mich zu seiner Schülerin, brachte mir alles über das Rinnegan bei und wie ich es kontrollieren konnte. Er gab mir Aufträge, gab mir Ablenkung, einen Sinn.

Und so wurde ich zu einem kaltblütigen Auftrags-Nin. Ich versank in diesem Loch aus Aggressionen, Hass und Rachegelüsten.

Seit jeher war ich nun der Überlebende Todes-Zwilling. Und die Menschen fürchteten sich vor mir.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Where stories live. Discover now