Tag 10

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Den Tag hatte Hoseok den stillen Jungen kaum gesehen. Hyunuk longierte schon die ganze Zeit und lieber hätte es Hoseok selbst getan, doch er kam nicht dazu. Die Büroarbeit rief und er musste neues Futter bestellen. Auch den Tierarzt hatte er zu kontaktieren.

Das Pärchen hatte sich dazu bereit erklärt heute Abend zu kochen und war mit zwei Pferden losgeritten. Sie wollten noch eine große Runde reiten, bevor sie etwas einkaufen würden.

Hoseok war es nur recht gewesen. So hatte er sich auf seine Büroarbeit konzentrieren können. Sehnsüchtig war sein Blick immer wieder hinaus geglitten.

Doch nun endlich hatte er es geschafft. Es war weit nach dem Abendessen. Hyunuk hatte ihm sein Teller gebracht, damit der Pferdewirt nicht unterbrochen wurde. Die Sonne war schon am Untergehen und erleuchtete den Himmel in einem sanften rot.

Hoseok seufzte und hob seinen Kopf als er einen Schemen bei der Koppel ausmachte. Von der Größe her, müsste das Yoongi sein. Erstaunt betrachtete Hoseok die Scene.

Der stille Junge stand da, vor ihm Ikarus und Emma. Der Wallach tippelte unruhig auf der Stelle, während der Schecke erst vorsichtig näher kam. Yoongi schien eindeutig Angst zu haben. Die Pferde begannen seine Körpersprache zurück zu sprechen, die Unsicherheit.

Hoseok lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, während er laut näher trat. Yoongi drehte sich erschrocken zu ihm um und blickte ertappt drein. „Die Sonne ist schön wenn sie untergeht nicht wahr?", fragte Hoseok und lächelte den Jüngeren an.

Langsam hob und senkte sich der Kopf des Jungen. Er schien ganz vergessen zu haben, dass er sonst keine Reaktion zeigte und Hoseok lächelte noch eine Spur breiter. Ihm ging das Herz auf. Es war schön eine Reaktion von Yoongi zu erhalten. Und wenn es nur ein Nicken war. Es fühlte sich an, als würde der Jüngere ihm vertrauen.

„Soll ich dir ein wenig von den beiden erzählen?", fragte der Pferdewirt und deutete auf die beiden Ponys. Nun erhielt er kein Nicken, aber auch kein Kopfschütteln. Yoongi stand da und schaute ihn aus den ausdruckslosen Augen an wie immer. „Das ist Ikarus.", stellte er den Schecken vor und täschelte dessen Nase.

„Auf ihm habe ich reiten gelernt. Er ist ein wahrlich altes Eisen. Wir lassen nur noch ganz kleine Kinder auf ihn reiten. Ansonsten darf er hier seine alten Tage genießen.", erzählte Hoseok und klopfte sanft den Hals von Ikraus ab. Man sah ihm die Liebe zu dem Tier an. Eine Liebe die sprühte.

„Der Falbe heißt Emmaraldero. Aber jeder nennt ihn Emma. Ist eben viel einfacher.", leicht lachte Hoseok und gab dem stämmigen Wallach einen bedeutenden Blick. Dann schaute er wieder zum Jungen. Er betrachtete die Pferde. Insbesondere den Falben.

Sein gläsernes Gesicht war entspannt. Seine Augen leuchteten Matt, so als hätten sie in totaler Dunkelheit schon längst aufgegeben nach Licht zu suchen. Seine Haut, viel zu blass und makellos, hatte nun durch die Untergehenden Sonne einen sanften roten Schein. Er war schön. Hoseok stellte das leise für sich fest.

Überrascht sah er jedoch etwas, das Yoongi ganz unbewusst zu machen schien. Seine Lippen bewegten sich. Formten Buchstaben und ein Wort, doch kein Laut kam dabei hervor. Sie waren stumm gesagt. Zu gerne hätte Hoseok die Stimme des anderen nun gehört. Worte, die nur für seine Ohren hier bestimmt waren.

„Du kannst ihn ruhig anfassen.", ermutigte er den Jüngeren. Die matten Augen wandten sich an ihn, schauten ihn groß und zweifelnd an. Da war Angst. Irgendwas schien Yoongi an ihm zu suchen. Zumindest fühlte sich der Blick danach an. Sanft lächelte der Pferdewirt. „Nur zu. Sie beißen nicht."

Yoongi streckte zögerlich seine Hand aus. Hoseok hatte erwartet, dass der schweigsame Junge sich nun trauen würde, doch er warf den Tieren nur noch einmal einen Blick zu. Dann drehte er sich um und flüchtete ins Haus.


Silence Of The Past  - Sope-Where stories live. Discover now