Tag 17

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Ein Ponyrücken kann auch entzücken.

- Oder so ähnlich.

Gerade saß ich auf dem Gatter. Die Sonne war am Aufgehen. Hoseok war auch schon wach.

Er füttert gerade die Schweine.

Die Sonnenstrahlen prickelten auf meiner Haut, wischten alle negativen Gedanken hinfort.

Ich hatte gute Laune und wollte sie mir nicht durch den Scheißdreck in meiner Vergangenheit wieder zerstören lassen.

Ich schaute dem Fohlen dabei zu wie es durch die Gegend sprang und die Mutter aufforderte mit ihm zu spielen. So unbeschwert.

Mein Herz wurde schwer. Zu gerne wäre ich auch unbeschwert. So wie dieses Kind dort. Aber immer war etwas in mir, dass mir das verwehrte.

Gestern hatte ich mich dazu entschlossen das bisschen Freiheit anzunehmen. Egal was die Tage noch kommen würde, ich würde es aus vollen Zügen genießen. Bis ich wieder ins Gefängnis musste. In das Gefängnis meiner selbst.

Hoseok war liebevoll. Ich mochte ihn, bei ihm fühlte ich mich genauso wohl wie bei Emma.

Ich fühlte mich geborgen, beschützt. Gestern hatte er zweiteres bewiesen. Er hatte mich vor so komischen Erwachsenen beschützt. Vor dieser verschrobenen Bande Individuen. Sie sollten mich nicht Kind nennen und sich erstmal selber fragen was sie auf dem Hof dürfen, hatte er ihnen verärgert zugerufen.

Mein Blick hatte wohl gesagt, was ich ihn stumm gefragt hatte, denn er hat darauf klar geantwortet das ich für ihn kein Kind bin.

Ich bin kein Kind für ihn. Kein unverantwortliches Kind, kein Kind das nur Spielen mag. Hoseok nahm mich ernst, auch wenn ich das schon vorher gewusst hatte, da hatte er es mir nochmal bewiesen.

Auch vor Hyunuk hatte er mich am Abend beschützt, als dieser wieder auf meiner Stummheit herum reiten wollte.

Ich wusste doch selbst nicht mal genau warum kein Laut aus meiner Kehle kam. Es war so.
Er hatte sie mitgerissen.

Mit sich in sein Gefängnis genommen.

Nachdem er mein inneres Ich noch weiter zerschmettert hatte.

Ich fühlte mich, als wäre ein Stück von mir wieder da. Eines, das ich längst vergessen hatte.

Ein lebendiges Stück.

Emma hatte gelebt. Der Pony Körper unter mir hatte sich bewegt und ich hatte ihn gespürt. Er war weich und warm und trug mich ohne Mühe davon.

Ich hatte gefühlt.

Freude.

Vertrauen.

Hoffnung.

Und Leben.

Emma unter mir hatte gelebt. Er hat mich lebendig fühlen lassen.

Er hat mich komplettiert.

Er.

Mich.

Wir.

Wir und Hoseok.

Und Hoseok hatte gelacht. Er hatte sich gefreut, dass ich mich getraut hatte. Er hatte gelacht, als Emma urplötzlich in den Galopp fiel.

Es hatte mir Spaß gemacht. Hoseok so lachen zu sehen, hatte mein Herz berührt und mir ein sanftes Lächeln auf die Lippen gezaubert. Und als er das sah hatte er gestrahlt.

Der Pferdewirt war ein Sonnenschein. Zumindest mein Sonnenschein. Und Emma mein Mondschein. Mein Funke in der Nacht.

Heute wollte ich wieder reiten. Auch wenn sich meine Beine noch ganz wabbelig anfühlten, ich wollte wieder auf den Rücken von Emma.

Ja, ja, ein Ponyrücken kann entzücken und den Weg zur Freiheit überbrücken.

Oder so ähnlich.

Silence Of The Past  - Sope-Where stories live. Discover now