Kapitel 7

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KAPITEL 7

Jungs,

Wenn ihr das hier lest, werde ich schon weg sein, und es tut mir leid, dass ich euch nicht Auf Wiedersehen gesagt habe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich sagen soll, außer, dass ich der Meinung bin, dass wir alle wussten, dass das hier einmal kommen würde. Es ist wirklich nicht so plötzlich, wie ihr vielleicht denkt - ich habe schon länger darüber nachgedacht, aber unsere Freundschaft hat mich immer davon abgehalten. Ich denke, ich war egoistisch. Ich hätte nicht gedacht, dass ich stark genug sein werde, um zu gehen, aber jetzt habe ich endlich meine Kraft gefunden.

Wie auch immer, ich werde natürlich noch den Vertrag einhalten, aber im Januar werde ich den neuen nicht unterschreiben. Bis dahin brauche ich ein wenig Zeit für mich, weil ich ja nicht einfach nur eine tolle Band, sondern auch wundervolle Freunde hinter mir lassen werde. Im Laufe der Woche werde ich mein restliches Gepäck holen und dann werde ich Simon wissen lassen, wann ich wieder auftreten kann. Also ich denke, wir sehen uns irgendwann im Dezember wieder.

Euer Louis

Harry seufzte und faltete den Brief wieder zusammen. Er hatte ihn nun schon 26-Mal gelesen, während er hier in London King’s Cross auf den Zug wartete, der um 11:10 Uhr nach Doncaster fahren würde. Er hatte immer noch keine Ahnung, wie er all das wieder in Ordnung bringen sollte - und außerdem war es schwer, aufzupassen, dass ihn niemand erkannte. Er begann, ziemlich unter seiner dicken Jacke zu schwitzen und war froh, dass er ein erste-Klasse-Ticket hatte, sodass er wenigstens ein klein wenig Privatsphäre hatte, auch wenn ihn manche komisch anschauten. Entweder sie erkannten ihn, oder sie fragten sich, was ein Teenager in der ersten Klasse zu suchen hatte, er wusste es nicht. Solange sie ihn in Ruhe ließen war es ihm egal.

Es war nicht schwer gewesen, zu erraten, wohin Louis gegangen war. Das Problem, wenn man sich so nahe stand, war, dass es keine Geheimnisse mehr gab. Man musste nur clever nachdenken, und schon hatte man Zugang in den Kopf des anderen. Harry hatte aber geschummelt, denn er hatte auf Louis Konto nachgeschaut (er wusste den Zugangscode). Das war das erste, und hoffentlich letzte, Mal, dass er das Vertrauen seines Freundes so ausnutzen würde. Das gute an den Onlinekontos war, dass man eine Geldüberweisung fast sofort sah. Um 4:32 Uhr in der früh hatte Louis zwei Tickets bestellt. Dann hatte er sich in Louis E-Mail-Konto eingeloggt und gesehen, dass die Tickets für Doncaster waren. Es war nicht überraschend, dass Louis nach Hause gehen würde. Louis war ihnen schon immer sehr nahe gestanden. Harry hoffte nur, dass Louis Eltern nicht die Polizei rufen würden, wenn er an der Haustür klingeln würde. Sie beschützten ihren Sohn sehr, nicht, dass Harry sie dafür beschuldigen würde.

Ding Dong. „Ladies und Gentlemen, in kurzer Zeit kommen wir am Grantham Bahnhof an. Ich erinnere alle Passagiere dazu, ihr Gepäck zu holen und ihre Tickets vorzuzeigen. Danke. Grantham Banhof nächster Halt.“

Harry seufzte; er hatte nun mehr als den halben Weg hinter sich und noch immer keine Idee.

~*~

Um 1:46 Uhr zog er sich den Rucksack auf die Schulter und sah dem Taxi beim Wegfahren zu. Dann drehte er sich um und starrte zu Louis Haus. Sein Herz schlug verdammt schnell, und er hatte noch immer keine Ahnung, was er sagen sollte. Es war ja nicht so, dass er Louis die Wahrheit sagen konnte - für ein paar Minuten hatte er den Gedanken gemocht, dass er seinen Freund mehr als einen normalen Freund mochte, doch dann war er beinahe ausgeflippt. Louis würde ihn entweder auslachen oder ins Gesicht schlagen.

Seufzend zog er sich seinen Hut aus, fuhr sich durch die Locken und lief dann den Weg zur Haustür. Er benötigte sechs Versuche, um die Klingel schließlich zu betätigen. In dem Moment, in dem es dann klingelte, begann Harrys Herz noch schneller zu schlagen und er fühlte sich wie elektrisiert. Drinnen echote das Geräusch von kindischen Stimmen und er wusste, dass es Louis kleinere Schwestern waren. Sie waren alle immer aufgedreht und tanzten nun sicher, da die Klingel ertönt war. Er konnte nicht anders, als zu lächeln, da er sie sehr gern hatte.

Room 317Where stories live. Discover now