Kapitel 20

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KAPITEL 20

1 Jahr später...

Louis hatte vergessen, wie still es auf der Intensivstation war. Er blickte zu Harry und fragte sich, was ihm wohl durch den Kopf ging. Harry hatte wahrscheinlich schreckliche Erinnerungen an diesen Ort. Wie oft, hatte er mitansehen müssen, wie Louis gestorben war? Wie viele Nächte war er hier gesessen und hatte sich gefragt, ob er am nächsten Tag überhaupt noch kommen musste? Wie oft hatte er Gott gebeten, dass es einen Grund geben würde, am nächsten Tag wieder zu kommen?

Hillary war in der Krankenstation, als sie hereingekommen waren. Sie hatte sich nicht verändert. Ihre blonden Haare waren noch immer zu einem Pferdeschwanz gebunden und ihre Lippen rosarot. Sie grüßte beide mit einem großen Lächeln und umarmte sie. „Schön, euch zu sehen!", weinte sie. „Ihr seht so toll aus!" Janine hörte diese Geräusche und quietschte, ehe auch sie die beiden umarmte. Harry und Louis kicherten und umarmten sie zurück.

„Also, warum seid ihr hier?", hauchte sie und löste sich von Harry. „Ich dachte, ihr hättet euch geschworen, nie wieder hierher zukommen? Nicht, dass ich das nicht verstehen würde."

Harry blickte zu Louis. „Naja.", sagte er mit einem schüchternen Lächeln. „Wir dachten, nach allem, was ihr für uns getan habt, müssen wir euch danke sagen." Er griff in seine Tasche und holte einen Briefumschlag hervor. „Hoffentlich reicht das Geld für einen neuen Herzmonitor oder sonst etwas, das ihr braucht."

Hillary nahm den Briefumschlag mit einem Stirnrunzeln entgegen und öffnete ihn dann. Die Augen beider Frauen wurden groß, als sie den Scheck sahen.

„Wow...", hauchte Janine. „Das ist sehr viel Geld!" Hillarys Hand zitterte.

„Das ist das mindeste, was wir tun können.", meinte Harry.

„Wow.", flüsterte Hillary. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll."

„Du musst nichts sagen.", sagte Louis freundlich. „Aber ich frage mich, ist Raum 317 frei?" Er kicherte wegen den überraschten Ausdrücken auf ihren Gesichtern. „Irgendwie vermisse ich den Raum - als ich dort drin war, hatte ich auf eine verkorkste Art und Weise meinen Frieden. Ich hätte gerne noch eine letzte Erinnerung daran, ohne, dass jemand von uns im Bett liegt."

„Ja, ist er.", sagte Hillary. „Im Moment ist hier nicht so viel los. Geh ruhig rein und nimm dir Zeit. Ich gebe dies hier solange unserem Abteilungsleiter.", meinte sie und zeigte auf den Briefumschlag. „Aber bleibt dann noch da, ich denke unser Manager will dann noch mit euch darüber reden."

Louis dankte ihr und ergriff dann Harrys Hand, ehe er ihn zu dem allzu bekannten Raum führte. Harry war nicht so sicher, ob er gehen wollte, aber Louis zog ihn mit sich. Es war Louis und Harry würde ihm bis ans Ende der Welt folgen, wenn er ihn fragen würde.

Sie hielten vor der bekannten Tür an und die Aufschrift der Zahl 317 hatte noch immer den Kratzer darauf, wie vor sieben Jahren. Harry erinnerte sich daran. Er war 18 gewesen und es war kurz vor zwei an einem Donnerstagmorgen gewesen. Er hatte die Tür aufgedrückt und hatte Louis im Bett liegen sehen; blass, bewusstlos und so verdammt zerbrechlich; er hatte wie ein 10-Jähriger ausgesehen.

Harrys Brust zog sich bei der schrecklichen Erinnerung zusammen. Er konnte noch immer das Geräusch von den vielen Geräten hören und auch jenes, als Louis Herz aufgehört hatte, zu schlagen. Er schloss seine Augen.

Louis öffnete die Tür und der Raum war still. Harry öffnete seine Augen wieder. Der Raum hatte sich nicht verändert. Sie traten ein und Louis Finger umfassten die von Harry etwas stärker. Die Tür hinter ihnen schlug leicht zu und Harry zitterte.

Room 317Where stories live. Discover now