Kapitel 8

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KAPITEL 8

Irgendwann Mitte der Woche in der 2. Dezemberwoche

 

„Louis? Wieso hast du sowas Komisches auf deinem Kopf?”, fragte Harry verwundert.

„Ich versuche, meine innere Spiritualität weiterzuentwickeln.“, antwortete Louis ruhig und öffnete ein Auge. Er saß mitten im Wohnzimmer auf dem Boden, hatte die Beine überkreuzt, die Augen geschlossen und seine Hände lagen wie bei Buddha auf seinem Schoß. Seine nackten Füße waren beinahe lila also Gott weiß wie lange dieser Idiot schon da saß.

Harry hob seine Augenbrauen noch höher. „Indem du dir so ein komisches Hühnchen auf den Kopf klebst?“

„Ich hatte keine Feder.“, meinte Louis, als wäre das offensichtlich. „Und jetzt psst, du schärfst meine Weichheit.“

„Deine Weichheit schärfen..?“, wiederholte Harry verwirrt und fragte sich, ob sein Freund verrückt geworden war. „Louis, du siehst viel zu viel fern. Steh auf; wir gehen raus, bevor du noch etwas machst, das sogar für dich zu verrückt ist.“

Louis Augen öffneten sich und er grinste auf einmal wie ein Verrückter. „Okay!“ Dann stand er auch schon auf seinen Füßen und suchte seine Schuhe, während Harry noch immer verwundert stehen blieb.

~*~

Zwanzig Minuten später…

Das war das erste Mal seit drei Wochen, dass Louis wirklich wieder aus dem Haus ging. Und wahrscheinlich war es auch das erste Mal seit der Infektion, dass er wieder aus dem Haus ging, mal abgesehen davon, als er sich die Haare hatte schneiden lassen, nach Doncaster gegangen war, und seiner Arbeit hatte nachgehen müssen. Die Freude in seinem Gesicht ließ Harry etwas schuldig fühlen. Louis hatte sich wie in einem Gefängnis fühlen müssen - aber er hatte sich nie beschwert. Aber Louis mochte es ja nicht, sich zu beschweren, und wenn er es dann einmal tat, musste man sich wirklich Sorgen machen. Diese positive Energie war etwas, das Harry an seinem besten Freund liebte, aber gleichzeitig auch irritierend fand.

Harry hatte darauf bestanden, dass Louis einen Mantel und Boots trug. Es war Mitte Dezember und ziemlich kalt draußen. Louis zog sich aber noch immer so an, als wäre es Sommer, denn er trug hochgekrempelte Hosen und Espandrillos. Glücklichweise hatte er Harry aber gleich zugestimmt, wahrscheinlich damit Harry nicht sagen würde, dass er doch nicht mit ihm weggehen würde. Er hatte sich sogar eine schwarze Beanie und ein Paar Handschuhe angezogen. Sie wollten aber nirgendwo besonders hingehen - einfach nur etwas spazieren gehen. Es wäre ein bisschen Freiheit für beide, da der nahegelegene Wald einer der wenigen Orte war, an dem keine Fans auftauchten. Sie konnten sich entspannen und einfach nur miteinander reden, was sie schon lange nicht mehr hatten tun können.

Harry hatte sich seinen Parka angezogen und schloss die Haustür hinter den beiden, ehe er seinem Freund hinterherjoggte. Dann liefen sie auf den Bürgersteig und fielen beinahe hin, da der Boden leis eisig war. Sie kicherten wie Idioten, rannten auf der Straße entlang und versteckten sich hin und wieder wie James Bond hinter Autos, damit sie nicht von Personen erkannt werden würden. Die nächste Straße war eine Hauptstraße, welche sie entlanggehen mussten. Also liefen sie am Rand entlang und sie liefen schnell, sodass sie für kurze Zeit nicht reden konnten, und schließlich ganz außer Atem waren, als sie die Stable Lane erreicht hatten. Die Straße war lang und am Rande standen einige Farmen, die typisch englisch waren. Die Hecken und Gräser glänzten vor lauter Tau und Eis und die Eisschicht am Boden brach unter ihren Schritten. Es war noch nicht einmal elf Uhr morgens, aber der Himmel war dunkel und trüb. Die zwei liefen nun ein etwas langsameres Tempo, da sie nun alleine waren und nebeneinander herlaufen konnten - wobei sich ihre Ärmel hin und wieder berührten. Louis war derjenige, der das Gespräch begann - über Pandas. Er mochte Pandas nun seit sechs Monaten, seit sie während der Tour im Zoo von Edinburgh gewesen waren und er dort zwei Pandas aus China gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund war Louis total fasziniert von ihnen gewesen und war alle Dreiviertelstunde zu ihrem Gehege gegangen. Deshalb hatte Zayn ihm einen Pandahut aus dem Shop gekauft. Louis hatte diesen für zwei Monate jeden Tag getragen, bis Liam ihn in die Waschmaschine geschmissen hatte. Leider hatte der Panda nicht bei 60° gewaschen werden dürften und war geschrumpft. Louis hatte eine Art kleine Beerdigung im Garten gemacht - so war er einfach - und hatte für eine Woche nicht mehr mit Liam gesprochen. Vier Monate später und Louis redete noch immer über Pandas - über eine Dokumentation, die er gestern gesehen hatte. Harry hörte zu und kommentierte es hin und wieder. Manchmal mochte er es einfach, nur Louis zuzuhören - egal über was - denn Louis machte sogar die langweiligsten Themen spannend.

Room 317Where stories live. Discover now