KAPITEL 5

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J I M I N

Ich schluckte, erhob mich vom Stuhl und lief zurück auf den Gang, nachdem ich mich vom Schuldirektor verabschiedet hatte. Als ich einen Druck auf meiner Schulter spürte, hielt ich an, nur um den wütenden Gesichtsausdruck von Yoongi zu sehen. „Was denkst du dir eigentlich dabei?!", fragte er und schien aufgebracht, bevor ich seine Hand von meinem Körper wegschlug. „Ich tue dir nur was gutes", äffte ich die Worte des Direktors nach, wobei ich nach dem Aussprechen ein schlechtes Gewissen verspürte. Ich wollte den Direktor nicht verspotten, doch Yoongi ging mir mit seiner Art gewaltig auf den Senkel. Ich sah Yoongi dabei zu, wie sein Gesicht mehr und mehr Röte annahm, als würde sein Kopf rauchen und kurz vorm Explodieren stehen.

Seine Wut auf die jetzige Situation hätte er aber auch nicht besser ausdrücken können, dachte ich nur. „Du Bastard man.." knurrte er und ich hätte mich nicht gewundert, wenn er auf mich losgegangen wäre. Ich ignorierte seine Worte, drehte mich um und setzte meinen angefangen Weg fort, doch ein zweites Mal, wurde ich gezwungen, anzuhalten. War er wirklich so auf Streit aus? „Damit kommst du jetzt nicht davon, glaub mir. Für wen hältst du dich eigentlich?", „Ehm..für deinen zukünftigen Nachhilfelehrer?", fragte ich nur provokant und bekam als Antwort nur einen verdutzten Blick von meinem Mitschüler. „Und jetzt, bitte ich dich, endlich aufzuhören mich die ganze Zeit anzufassen!" Er fing an zu lachen und sah sich in der Gegend um.

Dann kam er auf mich zu, ignorierte meine Aussage und kam immer näher auf mich zu, packte mich erneut an meinem Arm, mit welchem er mich gegen einer der vielen Spinde schubste. Durch meinen Rücken zog sich ein ziehendes Gefühl. „Pass ja auf, was du von dir gibst, du halbe Portion!" Seine Hände stütze er neben meinem Kopf ab, blickte mir schon fast hasserfüllt in die Augen, als wollte er mir so seinen Hass zeigen und ich keine Chance hatte, es zu übersehen. Plötzlich packte er meinen Kragen meines Pullovers und fing an, mir leicht die Luft abzudrücken, wodurch ich in Panik geriet. Zwar war es nicht total doll und ich verspürte kaum einen Hauch von Schmerz, doch ich hatte unglaubliche Panik.

Das Gesicht von Yoongi verwandelte sich in das von meinem Vater und ich glaubte, verrückt zu werden. Ich wollte weinen, doch dieses Vergnügen wollte ich ihm nicht geben. Nicht so und nicht von mir. In meinem inneren Augen spielten sich ähnliche Szenen in Endlosschleife ab.

Meine Zimmertür, die eben noch verschlossen schien, flog ruckartig auf und knallte an die dahinter stehende Wand. Geschockt hielt ich in meinem Tun inne, hob meinen Kopf und sah Richtung Tür. Ich griff mit meinen Finger automatisch um eines meiner daneben liegenden Bücher, von denen ich glaubte, sie würden mir die Angst, die durch meinen gesamten Körper strömte, entziehen. Er kam mit kleinen Schritten auf mich zu, die Stille die dadurch entstand, war unerträglich.

Vor mir blieb er stehen und sah mich abwertend von oben an. Dieser Blick, den ich jeden Tag bekam, an welchen ich gewöhnt war. Dieser Blick, der die Antwort und das Vorhaben welches man schon herauslesen konnte in sich trug. Solange er mich in Stille ansah, desto mehr würde man glauben, er wäre die Ruhe in Person. Doch, ich wollte nicht wissen, welcher Tornado aus Wut durch seinen Körper fuhr, indem er mir nur ins Gesicht blicken musste. Indem er das wissen hatte, dass ich mit ihm unter einem Dach wohnte.

Ich schluckte, hoffte er würde einfach wieder gehen. Nein, ich bekam sogar Hoffnung das er den Entschluss fand, mich zu akzeptieren. Doch, das änderte sich schlagartig, als er seine Hand hob, sie auf mein Gesicht treffen ließ, mich am Hals packte, woraufhin mein Stift zu Boden fiel und ich vor Panik meine Hände auf seine Handgelenke legte. Es erstaunte mich, dass er diese Kraft hatte, mich für einige Minuten zappeln zu lassen und mich so dabei ansehen konnte.

Ich zappelte soviel ich konnte, aber die Panik befiel mein Gehirn und ich versuchte trotz der Abschnürung meiner Kehle zu atmen. Ich wollte gerade aufhören mich zu wehren, ihm seinen Spaß lassen, aufgeben, ich war einfach zu schwach. Doch, er nahm seine Hände zurück und ließ mich achtlos auf den Boden fallen. „Ich hasse dein ekelhaftes Gesicht", war das einzige was er sagte, mir schon fast entgegen spuckte, so sehr ekelte ich ihn an, ehe er den Raum verließ und mich still weinend liegen ließ. Dabei war es einer der harmlosen Tage.

Ich packte Yoongis Handgelenk und versuchte mit aller Kraft meine Nägel in seine weiße Haut zu drücken. Doch, ihm schien dies nicht wirklich was auszumachen und er nahm seinen Blick von mir, weshalb ich diesem verwirrt folgte. Ihn schien etwas abzulenken und wir beide sahen auf meinen freigelegten Arm, mein Ärmel war leicht runtergerutscht.

Erneut bekam ich Panik und trat aus Reflex, den ich wirklich nicht ausüben wollte, gegen seinen Schritt. Er ließ mich ruckartig los und fing an, schmerzhaft aufzustöhnen, taumelte zurück und sah mich mit wütendem Gesicht an. „Dir ist echt nicht mehr zu helfen!", warf er mir zu, ehe er in die Richtung der Treppe lief und aus meinem Sichtfeld verschwand. Das er nicht wusste, dass er mit seinem Satz so viel Wahrheit aussprach und Recht besaß, ließ mich zittern.

Man konnte mir nicht helfen, nicht in meiner Situation, nicht mit meiner Art, nicht mit meiner Familie. Man sah es mir anscheinend an, denn selbst Yoongi hatte es bemerkt, ohne etwas wissen zu müssen. Er musste mich nur ansehen und er erkannte sofort, was für ein Mensch ich war. Es war nur eine erneute Bestätigung. Ich war mir nicht sicher, warum wir uns gegenüber so verhielten, aber eins wusste ich.

Es fing alles an, als ich mich vor meinen Eltern geoutet hatte. Denn vorher waren wir nur zwei normale Klassenkameraden, die nichts miteinander zutun hatten und nun waren wir fast schon wie Feinde. Anscheinend wollte mir der Himmel somit zeigen, was für ein schlechter Mensch ich doch in Wahrheit war und macht sich so über mich lustig. Aber verübeln konnte ich ihm das nicht, denn ich war ja selbst schuld und ich somit wusste, dass es eindeutig nicht an Yoongi lag.

Ich rutschte die Schließfächer herunter, wodurch ich das kalte Metall an meinem Rücken durch meinen Pullover spüren konnte, was mich kurz erschaudern ließ. Die Tränen zurückhaltend durch meine erneute Erkenntnis. Dann sah ich auf meinen Arm, der einen frischen blau- violetten Fleck zierte.

Hatte Yoongi das etwa gesehen?

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Donde viven las historias. Descúbrelo ahora