KAPITEL 33

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J I M I N

Mit leicht lächelndem Gesicht, legte ich meine Schultasche neben meinem Schreibtisch und den Schal von Yoongi auf diesen ab. Zwar war der Fakt, dass es seiner war, noch etwas ungewöhnlich, da wir jetzt nicht die besten Freunde waren, doch das er diesen gar nicht wiederhaben wollte, ließ mich irgendwie kribbelnde Gefühle hervorheben. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, so fing ich langsam an, Yoongi zu mögen. Natürlich, nicht auf romantische Weise, aber doch auf freundschaftliche.

Ich ließ mich ausgelassen auf meinen Stuhl fallen und fummelte noch etwas an dem Stoff, des schwarzen Schals rum, bis plötzlich mein kleines Grinsen, was ich die ganze Zeit unbewusst auf meinen Lippen trug, mit dem öffnen der Tür verschwand. Diese fiel nach hinten gegen die Wand und im Türrahmen stand mein Vater, welcher mich mit starren Augen musterte. Ich nahm meine Hand vom Schal und setzte mich richtig auf, um ihn ängstlich und wartend anzusehen. Plötzlich fühlte ich nicht mehr diese ausgelassene Art und spürte die regelrechte Panik aufkommen.

Auch als er anfing, zwischen Yoongis Schal und mir hin und her zusehen, brachte ihn dazu, sich vom Türrahmen wegzubewegen und auf mich zuzukommen. Immer schneller lief er über den Teppich, hatte nicht einmal seine Schuhe ausgezogen und packte mich augenblicklich am Arm, um mich auf den Boden zu schubsen. Ruhig versuchte ich an mir zu halten, als er wie aus dem nichts, anfing auf mich einzutreten, was durch seine Schuhe mehr weh tat, als die ganzen anderen Male. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich versuchte, kein Geräusch von mir zugeben, weshalb ich alle Schluchzer, die durch meine ununterbrochenen Tränen verursacht worden, regelrecht verschluckte. Nach einiger Zeit ließ er von mir ab, weshalb ich mich mit einem Arm am Boden abstützte und zu ihm nach oben sah.

Er stand neben meinem Schreibtisch, über welchen er seinen Blick gleiten ließ, bis er genauso wie ich, an dem Schal hängen blieb, welchen er sich sogar noch genauer ansah, als wüsste er, dass dieser nicht mir gehörte. Schluckend rutschte ich einige Meter zurück und überlegte, durch die offene Tür meines Zimmers, nach draußen zu rennen. Doch als ich schon dabei war, den endgültigen Entschluss zu fassen, riss er den warmen Stoff vom Tisch und wickelte diesen auf, während er wieder auf mich zu kam. Ich schüttelte den Kopf und verlor Tränen, die mir die Sicht versperrten. Jedoch ließ er sich davon nicht weich kriegen, packte mich am Kragen, drehte mich um und zog mich, mit samt des Schales an meinem Hals, gegen seine Beine.

Er drückte immer weiter zu, was meine Beine zum strampeln und meine Hände zum zittern brachten. Ich konnte nicht mehr denken, solch eine Angst hatte ich, während der Sauerstoff immer niedriger zu drohen schien. Ich legte also meine Hände an den Schal und versuchte, diesen auszuleihen, obwohl ich es nicht wollte, doch ich wusste nicht weiter. Allerdings kam ich nicht weit damit, denn meine Kraft verließ mich sogleich, ich wurde immer müder und mir wurde kurz schwarz vor Augen.

„A-Ap-pa..", flüsterte ich schon fast bettelnd, ehe er nach wenigen Sekunden von mir abließ, weshalb mein Kopf auf den Boden fiel und meine Augen in das Gesicht meines Vaters starrten. Ich hustete stark, er aber, musterte mich nur angewidert, obwohl ich in einem Moment dachte, er hätte Reue gezeigt. Doch, ich hatte mich geirrt, während er über mich drüber stieg und den Raum mit dem zuhauen der Tür verließ.

Erschöpft blieb ich für einige Minuten so liegen, lockerte den Schal um meinen Hals und drehte mich auf die Seite. Ich versteckte mein Gesicht in dem schönen, weichen schwarzen Stoff und fing ohne zu zögern, erneut an zu weinen, bitterlich. Mein ganzer Körper, sowie mein Inneres tat, wie so oft weh und ich fühlte mich beschämt. Ich hatte die Familie, besonders meinen Vater enttäuscht und durch den Dreck gezogen. Wie hätte ich nur denken können, er würde mich weiterhin akzeptieren und lieben? Wie hätte ich nur erwarten können, dass er aufhören würde? Wenn ich weinend und bettelnd vor ihm knien würde, in der Hoffnung, dass er nicht zutreten würde?

Nach einer gefühlten Ewigkeit, stand ich irgendwann auf und hievte mich auf mein Bett. In diesem, zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte im Internet nach
einer Hilfemöglichkeit. Ich wollte einfach nur hier raus. Schließlich wurde ich schnell fündig und bekam eine Nummer, eines Hilfetelefons angezeigt. Ohne weiter darüber nachzudenken, klickte ich auf die blau geschriebene Telefonnummer und ließ mich auf den Anruf weiterleiten.

Etwas nervös wurde ich schon, als das Tuten erklang, doch so schnell wie es gekommen war, desto schneller verschwand es, als eine unbekannte, freundliche Frauenstimme mich begrüßte. Mein ganzer Bauch fing an zu kribbeln und ich fühlte mich entblößt, weshalb ich erst gar nicht daran dachte, zu antworten, sondern einfach kurz aufschluchzte. „Hallo? Du brauchst keine zu Angst haben. Lass dir Zeit, wenn du mir etwas erzählen möchtest", fing die Unbekannte plötzlich an, weshalb ich erschrocken aufatmete und dabei war, etwas zu sagen, bevor ich einfach wie von selbst auflegte.

In dem Moment, bekam ich ein solch schlechtes Gewissen, bei dem Gedanken jemand anderen, der den Anruf hätte gebrauchen könnte, weggenommen zu haben und auch weil ich es nicht geschafft habe, jemandem meine jetzige Situation zu erzählen.
„So dumm", flüsterte ich also zu mir selbst.

Doch wovor hatte ich Angst? Das mir niemand zuhören würde? Das mir niemand helfen würde? Es war doch ein klarer Fall von häuslicher Gewalt, also wovor zum Teufel, fürchtete ich mich? Und auch wenn, diese Frau von meinen Problem erfuhr, was konnte Sie denn noch groß tun? Ohne noch weiter darüber nachzudenken, stand ich langsam von meinem Bett auf, woraufhin sich ein unangenehmes Ziehen durch meinen Oberkörper erstreckte.

Demnach lief ich zu meinem Kleiderschrankspiegel und zog zögernd mein T-Shirt hoch, um erschrocken die Luft einzuatmen. Mein ganzer Bauch war mit rot- blauen Flecken und Streifen überseht und da es nicht schon schlimm genug war, nahm ich meinen Finger und drückte auf einer der Stellen drauf, was ich sogleich danach bereute, als ich leise aufheulte. Auf einer Stelle konnte man sogar ein Stück des Musters des Schuhes sehen, welcher in meine Haut gedrückt wurde, was mich etwas schmutzig fühlen ließ. Bedrückt ließ ich den Saum meines Oberteils los, um stattdessen den Ärmel hochzuziehen, welcher ebenfalls kleine Griffspuren an meinem oberen Arm aufwies.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel, fing ich an, mich vorsichtig umzuziehen und mich in mein Bett zu legen. Für gewöhnlich hatte ich noch vorgehabt, ins Bad zu gehen, doch ich fühlte mich so ausgelaugt, dass ich mich einfach so ins Kissen legte, das Nachtlicht ausknipste und in einen unruhigen Schlaf fiel.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Where stories live. Discover now