KAPITEL 48

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Y O O N G I

Nach einiger Zeit der Stille, in welcher Jimin und ich immer noch saßen, räusperte ich mich. „Möchtest du vielleicht was Essen?" Jimin drehte sich zu mir und schüttelte mit dem Kopf. Hatte er nach den Stunden und dem Schlaf, gar keinen Hunger?

Weiter saßen wir in dem ruhigen Wonhzimmer, Jimin schaute abwesend auf seine Füße, meine Augen beobachteten ihn dabei. Ich biss mir erneut auf die Lippen, ging im Kopf meine nächsten Worte durch. Ich wollte ihn so vieles fragen, hatte aber Angst, vor der Reaktion, die kommen könnte. Das diese uns wieder voneinander entfernen oder ihn sogar verletzen könnten. Ich sah mich etwas um, bis ich die Fernbedienung, welche einige Zentimeter neben mir lag, bemerkte. „Wollen wir..mal schauen, was so kommt?", fragte ich in die Stille, woraufhin Jimin seinen Kopf hob.

Zögernd nickte er. „Du kannst es dir ruhig bequem machen, Jimin." Leicht lächelte ich ihn an, als er sich, noch etwas zögerlich, von seiner steifen Position, in eine gemütlichere begab. Derweile schaltete ich durch die Kanäle, bis wir an einem, mir unbekannten Film stehen blieben. Doch dieser fing bei mir nach einiger Zeit eher an, im Hintergrund mit zu laufen, da meine gesamte Aufmerksamkeit der Person neben mir galt. Jimin hatte seinen Arm an der Lehne abgestützt und seinen Kopf gegen seine Hand gelehnt. Gebannt und ruhig sah er auf den Bildschirm, während ich immer noch nicht wusste, wie der Titel lautete, um was es sich grob handeln könnte und wie lange dieser Film eigentlich noch ging.

Ich wusste langsam nicht, was mit meinen Handlungen und Gedanken zu passieren anfing. Der Jüngere lebte nun seit wenigen Tagen bei mir und es hatte sich so viel verändert. Was unser Verhältnis, so wie meine Meinung ihm gegenüber anging. Doch, natürlich verstand ich nun einige Dinge besser, seitdem ich von Jimin's Situationen zu Hause Bescheid wusste und konnte nachvollziehen, wieso er manchmal so gehandelt hatte, wie er eben gehandelt hat. Auch, wenn es mich freute, ihm helfen zu können und mich besser mit ihm verstand, so machte mich der Gedanke, an Jimin's Verletzungen, Reaktionen und Tränen traurig und wütend zugleich. Das man sowas einem Menschen, dazu noch seinem eigenem Kind, sowas antat, ließ mir Worte fehlen.

Auf einmal fing Jimin an, zu gähnen und lockerte seine Hand, indem er seine Sitzposition änderte. Dabei fiel sein Blick auf mich und er blieb regungslos sitzen. Mir allerdings, stieg die Wärme ins Gesicht und ein beschämendes Gefühl machte sich bei mir breit. Ruhig versuchend, beobachtete ich ihn zurück und überlegte, wie ich nun aus dieser Sache unauffällig rauskommen würde, nachdem er mich so starrend erwischt hatte.

Allerdings sagte er überhaupt nichts, stellte meinen Blick auf ihn gar nicht in Frage und musterte mich nur mit großen Augen zurück. „Gefällt dir der Film nicht?", unterbrach Jimin das Schweigen zwischen uns. „Was? Er ist nicht schlecht, schätze ich..",

„Stresst dich der Film auch irgendwie?", fragte er plötzlich, weshalb ich leicht verwirrt schaute. „Inwiefern?", „Na ja, dort zuzusehen, wie sie nicht aus der Höhle kommen, während einer ihrer Freunde dort halb zerteilt liegt und der Hai mit ihnen dort unten ist." Jimin hatte bereits wieder auf den Bildschirm gesehen, während ich ihn leicht angrinste. Er war wirklich so sehr in den Film vertieft, dass er sich über diesen schon Gedanken gemacht hatte. „Ja, du hast recht", antwortete ich auf seine Aussage und sah nun auch auf den Bildschirm, im Augenwinkel konnte ich Jimins Blick auf mir spüren.

Ich seufzte und drehte mich wieder zu ihm. „Ehrlich gesagt..hab ich nicht hingeschaut. Tut mir leid", gab ich ehrlich zu und machte einen beschämten Gesichtsausdruck. Jimin zog die Augenbrauen hoch, dann setzte er sich auf. „Was hast du dann die ganze Zeit gemacht?"

Dich angesehen.

„Ich..musste an was anderes denken." Ich presste mit einem Grinsen die Lippen zusammen. „Darf ich fragen..um was es geht?", fragte mein Gast neben mir zögernd und schaute mich schon fast besorgt an. Ich kratzte mir am Hinterkopf. „Es geht um jemandem, den ich etwas fragen möchte, aber ich habe noch nicht den Mut gefunden", „Wieso das? Ist es sehr schlimm?" Nachdenklich sah ich zur Decke. „Ich weiß nicht. Ich möchte ihn einfach nicht verletzten oder ähnliches." „Dann denk ich..du solltest die Person einfach fragen." Überrascht drehte ich den Kopf zu genau der Person.

Seine Antwort gab mir etwas Mut, also sammelte ich mich kurz und ignorierte meine Gedanken. „Darf ich dich was fragen?" Ein Nicken. „Wie hat..dein Vater von deiner Sexualität erfahren?" Jimin stockte kurz, seine Augen weiteten sich vor Überraschtheit, schien aber noch gefasst. „Tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen." Ich lächelte in mich hinein, denn ich bemerkte nun, wie weit hergeholt das war.

Jimin wollte ganz sicher nicht an sowas denken und gerade ich, versaute ihm seine innere Ruhe. Da war meine Neugierde oder Sorge keine Entschuldigung. „Nein, ich find das nicht." „Huh?", „Es mag sein, dass mich der Gedanke daran verletzt und traurig macht." Jimin lächelte leicht. „Doch, kann ich das auch nicht ewig verstecken, denn es gehört ja leider irgendwie zu mir."

Jimin ging sich durch die Haare, seufzte, bevor er es, ohne weiter drüber nachzudenken, zwischen das Gespräch warf: „Ich hab es meinen Eltern, an meinem Geburtstag, letztes Jahr gestanden." Ich griff zur Fernbedienung, um den Fernseher auf stumm zu stellen, bevor ich dem Jungen aufmerksam zuhörte. „Ich dachte, es wäre eine gute Idee, es ihnen zu sagen und irgendwie, passierte es, während wir am Tisch saßen. Meine Eltern haben sich über alles mögliche aus meiner Kindheit erzählt und wir hatten so viel Spaß. Und ich, Dummkopf habe den Moment zerstört, um ihnen sowas zu beichten. Ab da war ich dann nicht mehr der..Sohn meines Vaters." Jimin schluckte, bevor ein bedrücktes Lächeln folgte. Er gab sich immer noch die Schuld.

„Hatte er das gesagt?" „Hm. „Der Junge da draußen soll mein Sohn sein? So einen will ich nicht und ab heute wird er es auch nicht mehr sein, merk dir das." Mit offenem Mund starrte ich Jimin an, welcher sich zurück, an die Sofalehne lehnte. Er schien erschöpft und müde von solchen Worten, die er jeden Tag mit sich herumtragen musste. Sowas waren nicht einfach nur Worte, es war die Realität, die Jimin jeden Tag erleben musste, anstatt nur zu hören, obwohl das schon zu viel war.

„Erst fing er nur an, mich zu ignorieren. Als wäre ich gar nicht da. Dann angewiderte Blicke, kleine Schubsereien und irgendwann hat er dann halt die Geduld verloren." Ich sah Jimin aufmerksam an. Er biss sich auf die Lippen, seine Gesichtszüge waren angespannt und seine Haut blass.

Es bereitete mir Sorgen.

„Jimin, du musst mir nicht alles erzählen, ist schon okay. Ich sehe, dass es an dir nagt", warf ich nun ein, bevor Jimin wieder zum reden ansetzen wollte. Ich habe schon genug gehört und gesehen. Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich schulde dir das. Du hast mich einfach aufgenommen, ohne zu wissen, was wirklich Sache war."

„Zu sehen, was er dir angetan hat, ist genug für mich zu wissen."

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Where stories live. Discover now