Kapitel 14

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Ich hastete zu meiner Kommode und zog eine blaue Jeans und ein einfaches weißes Shirt raus. Als ich mich in die Hose zwängte, verlor ich fast das Gleichgewicht, woraufhin mich Lukas auslachte und sich scheinbar köstlich amüsierte. Idiot! Ich streifte mir das Shirt über den Kopf, was meine Haare noch mehr zum Abstehen brachte, weshalb ich danach mühsam versuchte sie mit der Haarbürste zu bändigen. Man sollte meinen, mit glatten Haaren hätte ich weniger Probleme, sie zu kämmen, als mit lockigen Haaren, doch jeden morgen waren sie derart verknotet, dass ich recht lange brauchte, bis alle Knoten gelöst waren.

Als ich schließlich ein paar Minuten später fertig umgezogen war, verabschiedete ich mich von meinem besten Freund und schaute in den Spiegel, der über dem Waschbecken im Bad hing. Als ich mich jedoch im Spiegel betrachtete, erschrak ich ziemlich heftig. Das konnte doch unmöglich ich sein! Mein Spiegelbild hatte zwar die gleichen äußerlichen Merkmale, doch diese Augenringe waren fast schon so tief wie der Marianengraben und die waren ganz bestimmt nicht Teil meines normalen Erscheinungsbildes!

Ich kramte also aus einer Schublade des Badschrankes eine kleine Tube Concealer und versuchte diese Mörderteile so gut es ging zu überdecken. Als ich wieder einigermaßen normal aussah, hastete ich in mein Zimmer, stopfte alle nötigen Sachen in meine Schultasche und flitzte dann die Treppe runter in die Küche, in der Schon meine Schwester und mein Vater saßen. Auf dem Weg dorthin, wäre ich auf der Treppe so einige Male fast gestolpert und konnte mich gerade so im letzten Moment an der Wand festhalten und mein Gleichgewicht wahren. So wie es aussah, war Mom schon zur Arbeit aufgebrochen, was mittlerweile normal war. Als Kind hatte ich mich immer gewundert, wieso meine Mutter immer so früh gehen musste, während Dad immer eine bis zwei Stunden später losmusste.

„Sollen wir los?", fragte ich ein bisschen atemlos an Vanessa gewandt und stand leicht keuchend im Türrahmen, an den ich mich anlehnte. „Klar. Warte noch kurz, ich räume die Schüssel noch in die Spüle. Du kannst dir ja währenddessen was für den Weg mitnehmen."

Nickend folgte ich ihrem Rat und nahm mir eine Banane aus dem Obstkorb und legte sie in meine Tasche während ich in den Flur zurücklief, wo ich in meine weißen Chucks schlüpfte und meine Jeansjacke vom Hake nahm. Zeitgleich kam mein Zwilling aus der Küche und wir liefen zum Wagen um zur Schule zu fahren. Dort ließ ich mich erschöpft in den Wagen fallen und schloss kurz die Augen. Wie konnte es sein, dass ich so kurz nach dem Aufstehen schon wieder müde war? Oder war ich das immer noch? So genau wusste ich es nicht und genoss einfach das stetige Brummen des Motors, während Vanessa, leise vor sich hin summend, den Wagen in Richtung Schule steuerte.

Wir kamen auf den letzten Drücker und unter dem mahnenden Blick der Lehrerin im Klassenraum für Geschichte an und ließen uns gehetzt neben Caleb auf unsere Stühle fallen, der nur amüsiert den Kopf schüttelte. Er war es wohl schon gewohnt. Es lag bekanntermaßen in unserer Familie, dass wir einen Hang zur Unpünktlichkeit hatten und oftmals nur knapp pünktlich ankamen. Bei den Lehrern kam des leider nicht ganz so gut an.

Direkt hinter uns kam unsere Geschichtslehrerin in den Raum und ließ ihre Aktentasche auf den Lehrerpult plumpsen. Anscheinend war auch sie nur sehr schwer aus den Federn gekommen, denn sie gähnte beinahe pausenlos und hielt eine große Tasse Kaffee in Händen. „Guten Morgen meine Lieben. Wie ihr wisst, wenn ihr am Schulanfang aufgepasst habt, was ich bei einigen von euch leider stark bezweifle, behandeln wir dieses Jahr Themen, die sich primär im letzten Jahrhundert ereignet haben und noch heute große Auswirkungen in unserer Gesellschaft haben. Hat schon jemand eine Idee, worum es geht?"

Ein Mädchen aus der vorletzten Reihe hob ihre Hand und nannte den ersten und zweiten Weltkrieg. Man hörte vereinzeltes Kichern und ich vernahm aus der Reihe vor mir ein „Das lernt man doch schon in der achten Klasse!", woraufhin eine weitere Person mit den Augen rollte. Auch unsere Lehrerin war nicht zufrieden mit dieser Antwort und glitten suchend im Raum umher, darauf wartend, dass jemand die richtige Antwort nannte.

„Zeitgleich zum zweiten Weltkrieg gab es einen brutalen Krieg zwischen Hexen und Werwölfen, der sehr viele Opfer gefordert hat. Nach mehreren Jahren haben schließlich die Lykaner gewonnen und seitdem gibt es keine Hexenzirkel mehr. Früher waren Hexen unglaublich mächtig, aber heute leben sie versteckt. Was genau passiert ist, dass die Hexen verloren haben, obwohl sie zu Anfang die Oberhand hatten, ist unter Lykanern nicht wirklich bekannt. Das wissen vermutlich nur die Hexen selbst, aber da sie unter dem Radar leben, kommt niemand an diese Informationen heran", ertönte eine angenehm tiefe Stimme zu Calebs Linken, die ich als Asher ausmachte. Ich war durchaus beeindruckt, dass er so viel darüber wusste, denn ich hatte bisher kaum einen Lykaner gesehen, der so gut darüber informiert war. Er musste sich sehr mit dem Thema auseinandergesetzt haben, um solch ein beträchtliches Wissen darüber anzuhäufen. Meistens waren es nur die Hexen, die so viel darüber wussten da man als solche damit aufwuchs zu lernen, seine Kräfte versteckt zu halten und nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Zu groß war die Angst unter meinen Leuten. noch einmal solch eine Schmach zu erleben, bei der ein Großteil unserer Art dahinschied.

„Sehr gut Asher. Du hast vollkommen recht, der Krieg zwischen Hexen und Lykanern wird für die nächsten Monate unser Thema sein. Für den Rest von euch: Ihr Klassenkamerad hat auch so einige interessante und richtige Fakten über diesen Rassenkrieg genannt, von denen ich mir sehr wünsche, dass ihr sie im Hinterkopf behaltet. Und nun seien sie endlich still, ich würde gerne mit dem Unterricht fortfahren!", war ihre strenge Antwort mit der sie die heutige Unterrichtsstunde startete. Bei der Laune, würde die Stunde bestimmt ein Spaß werden!

Hallo ihr Lieben, da bin ich wieder! Heute habe ich euch jedoch nicht viel zu sagen und wünsche euch deshalb einfach ein schönes Wochenende.

Eure Julia😎✌

Torn between WorldsWhere stories live. Discover now