Kapitel 33

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Orientierungslos irrte ich im Wald umher, auf der panischen Suche nach meiner Schwester. Ash lief dicht hinter mir, was mich vermutlich als Einziges noch bei Verstand hielt. Wir waren mitten im Wald, ohne Kompass oder dergleichen und der Schrei meines Zwillings hatte zweifellos verstört geklungen. Was mochte passiert sein, wenn sie in der Gegenwart ihres Gefährten, der ein sehr starker Lykaner und noch dazu zukünftiger Alpha, eine solche Angst verspürte? Mein Puls schnellte erneut nach oben.

Entschieden schüttelte ich den Kopf und versuchte mich auf den Weg zu konzentrieren, doch ich war zu lange gerannt, ohne auf den Weg zu achten, sodass ich nun nicht mehr den leisesten Schimmer hatte, wo genau wir uns befanden. Fahrig fuhr ich mir mit der Hand über das Gesicht, um nicht vor Frustration ebenfalls laut aufzuschreien.

Ash blieb dicht hinter mir stehen und legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter. Ich atmete tief durch und konnte gleich ein wenig klarer denken, doch meine Besorgnis blieb bestehen. Als ich mich zu meinem Gefährten umdrehte schien auch er beunruhigt zu sein. Eine steile Sorgenfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet und er horchte angestrengt in den Wald hinein.

„Es ist nur leise, aber ich glaube, ich kann sie hören. Sie müssten in der Richtung sein", meinte er nach ein paar Sekunden und zeigte in besagte Richtung, während wir beide uns schon in Bewegung setzten. Wir joggten quer durch den Wald, bis auch ich leise, dennoch hektisch diskutierende Stimme hörte. Wir bogen nach rechts, rutschten einen kleinen Hang hinunter und landeten schlussendlich stolpernd und keuchend in einer kleinen Senke.

Unsere Ankunft hatte die beiden Personen, welche zuvor noch in eine hitzige Diskussion vertieft waren, aufgeschreckt. Erleichtert atmete ich auf, als ich erkannte, dass es sich bei den beiden um Caleb und Vanessa handelte. Verwirrt drehte ich mich zu Ash um, als dieser eine Art ersticktes Keuchen von sich gab. Sein Gesicht wirkte blass und sein Blick verstört. Als ich diesem folgte, setzte mein Herz vor Schock für einen Schlag aus. Mein Herz blieb für einen Moment stehen, bevor es doppelt so schnell weiterschlug.

Vor unserer kleinen Gruppe waberte ein bedrohlicher, undurchsichtiger und rabenschwarzer Nebel. Es war keineswegs ein normaler Nebel, das war vermutlich jedem von uns klar. Er bildete eine Art Glocke. mindestens fünfzehn Meter hoch und mit einem Radius von um die zwanzig Meter, über der Senke, sodass ich es vielleicht für Smog gehalten hätte, wäre der Nebel nicht so dunkel und undurchsichtig. Er bewegte sich vor und zurück, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er auf uns zukommen sollte oder nicht. Das riesige Teil strahlte pure Bedrohung aus und die Temperatur schien hier erheblich niedriger zu sein, als im restlichen Teil des Waldes.

„Was um alles in der Welt ist das?", hauchte ich fassungslos und blickte die anderen an. Auch sie sahen so ratlos und verängstigt aus, wie ich mich fühlte. Eine Antwort sollte ich jedoch nicht bekommen, da sich eine Art Tentakel aus dem nebligen Gebilde herauslöste und vor uns auf den Boden peitschte. Erschrocken schrie ich auf, taumelte fassungslos nach hinten gegen den Körper meines Gefährten, der gespannt wie eine Bogensehne war. Er stieß ein paar Verwünschungen aus und schob mich blitzschnell hinter sich, als ein weiterer Tentakel mit unfassbarer Geschwindigkeit, die man nicht von Nebel erwarten würde, auf die Stelle schnellte, an der ich noch ein paar Sekunden zuvor gestanden hatte.

„Das hat es vorhin aber noch nicht gemacht!", wimmerte Nessa und versuchte dem inzwischen fünften Tentakel auszuweichen, doch sie war der Schnelligkeit des Nebels nicht gewachsen. Peitschend schnellte das Etwas in ihre Richtung, wickelte sich um ihre Hüfte und zog sie mit einem kraftvollen Ruck in seine Richtung. Calebs Reflexen war es zu verdanken, dass sie noch nicht vom Nebel verschluckt wurde, denn er war in Sekundenschnelle vorgesprungen, hatte ihre Arme gepackt, die Füße in den Boden gestemmt und versuchte mit seinem ganzen Körpergewicht sie aus den Fängen des Nebeltentakels zu zerren. Wimmernd und vor nackter Angst schreiend klammerte sie sich an seine Arme, doch so wurden nur beide in die Richtung der Nebelglocke gezerrt.

Torn between WorldsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora