Kapitel 17

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Sobald ich auch nur einen Fuß auf den Boden aufsetzte und mir schützend meine Jacke überzog, drehten sich alle Köpfe zu mir um und etliche Augenpaare richteten sich feindselig auf mich. Keiner von ihnen hatte mehr eine anderweitige Beschäftigung und statt Getuschel waren nun halblaute Beleidigungen zu hören. Ich zog mir die Kapuze meiner Lederjacke tiefer ins Gesicht und stiefelte mit gesenktem Kopf über den Hof. Ich war mir dabei mehr als bewusst, dass mir all die Leute wütend mit ihren Augen folgten und mich anknurrten, doch mein einziges Ziel war es unversehrt das Innere des Schulgebäude zu erreichen.

Im Schulflur hingegen wurde es fast noch schlimmer als draußen auf dem Schulhof, weil mir so gut wie jeder auf einem viel engeren Platz wütend nachstarrte oder auch Beleidigungen zuzischte, die deutlich hörbarer waren und die definitiv an mich gerichtet waren. Was mich jedoch am meisten daran störte war jedoch die Tatsache, dass nicht ein Einziger einen Handfesten Beweis hatte, dass ich tatsächlich die Schuld am Verschwinden der Lykaner trug und stattdessen ihren ungezähmten Zorn aufgrund eines unwahren Gerüchts gegen mich richteten. Noch dazu hatte bisher keiner den Mumm aufgebracht mir etwas ins Gesicht zu sagen und zogen es lieber vor hinter meinem Rücken und oftmals hinter vorgehaltener Hand über mich zu lästern

Ich wurde kurz darauf mehr als nur unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als mich jemand an den Schultern packte und so heftig gegen die Spinde zu meiner Rechten stieß, sodass ich kurz schmerzerfüllt aufstöhnte. Meine ganze rechte Seite fühlte sich an, als hätte sie jemand mit einem Baseballschläger bearbeitet und somit einen Großteil der Luft aus meinen Lungen gepresst. Die Zeit reichte kaum um mich ein weiteres Mal in meinen Gedanken zu verlieren, denn gleich darauf schloss sich eine starke Hand um meine Kehle und drückte zu, was mich dazu veranlasste, elendig zu röcheln um die sowieso schon minimierte Luft zurück in meine Lungen zu bekommen.

„Wo ist sie? Wohin hast du meine Gefährtin verschleppt, du Miststück?", knurrte mein Gegenüber, wobei er so animalisch klang, dass ich mir sicher war, dass seine instinktgeleitete Seite kurz davor war die Kontrolle zu übernehmen. Und dann könnte ich mich gleich von meinem Leben verabschieden. Es war ihm egal, ob ich tatsächlich die Schuld daran trug, seine Gefährtin war verschwunden und alle Hinweise zeigten auf mich, dabei hatte er mich noch nie auch nur gesehen, geschweige denn meine Persönlichkeit kennengelernt. Vermutlich war das einer der Gründe, weshalb er mir sowas überhaupt erst zutraute.

„Ich war es nicht, versprochen!", versuchte ich in dennoch eine krächzige Erklärung hervorzubringen, da mir langsam aber sicher die Luft zum Atmen ausging und schon schwarze Punkte anfingen in meinem Sichtfeld zu tanzen und diese nach und nach völlig einzunehmen. „Ja natürlich und in Wahrheit verbringt sie ihre Zeit gerade im Disneyland und macht Fotos mit Mickey Maus und Cinderella", blaffte er und seine blauen Augen versprühten dabei eine unfassbare Kälte. Würde nicht bald jemand dazwischen gehen, würde sein innerer Wolf wohl kaum zögern, mir endgültig die Luft abzuschnüren und da dieser eindeutig die Oberhand über den Körper des Jungen hatte, stand es um mich ziemlich schlecht. 

Keiner der Umstehenden sah nur ansatzweise so aus als wolle er mir helfen, noch eher würden sie ihn anfeuern, schließlich sah nicht wirklich einer von ihnen schockiert aus. Zu meinem persönlichen Glück wurde die Hand jedoch plötzlich gewaltsam von meiner Kehle gerissen und es strömte wieder Sauerstoff in meine Lungen, die ich nicht schnell genug wieder japsend einatmen konnte. Nach Luft ringend stützte ich mich mit einer Hand an der Wand ein und wartete bis sich mein Sichtfeld wieder einigermaßen klärte.

„Greif sie noch einmal an Ryan, und ich schwöre dir, und du kannst dein blaues Wunder erleben!", brüllte Asher, der sich beschützend vor mich gestellt hatte und mich somit vor dem Jungen abschirmte, wofür ich ihm sehr dankbar war. Die im Gang stehenden Schüler sahen nun deutlich verängstigt aus, so als könne der Lykaner, der mir gerade vermutlich einen frühzeitigen Tod erspart hatte, sie jeden Moment in Tausend Fetzen zerreißen. Seiner Mimik zu urteilen, war das wohl nicht einmal so unwahrscheinlich, doch ich war vermutlich die Einzige, die den Grund dafür nicht verstand.

„Sie hat meine Gefährtin entführt Ash, du kannst doch nicht ernsthaft glauben, ich würde sie so einfach davonkommen lassen! Hättest du eine Gefährtin, könntest du  ich verstehen, doch so verteidigst du eine Psychopatin, die du vielleicht ganz hübsch findest!", brüllte dieser rasend vor Zorn zurück und begab sich wieder in Angriffshaltung, was ihm der Lykaner vor mir gleichtat. In ihm war nach Ryans Antwort ein wahrer Wandel vorgefallen. Wo er zuvor noch ansatzweise gelassen gewirkt hatte, war er nun durch und durch aggressiv, so als wolle er den anderen Lykaner jeden Moment aufgrund dessen Aussage angreifen. So hatte ich Calebs Bruder noch nie erlebt. Er wirkte stets besonnen und rational, doch nun ging er scheinbar fast unter einer Welle aus Emotionen unter.

„Das hat sie nicht! Wenn du auch nur für einen Moment deine lykanthropische Seite zurückdrängst und nachdenkst, wirst du erkennen, dass es keinen Beweis gibt, der eindeutig belegt, dass sie es gewesen ist! Du hast sie wegen eines Gerüchtes gewürgt und hättest sie in der Schule umgebracht, wäre ich nicht dazwischen gegangen", versuchte der Bruder des Alphas dem Jüngeren Lykaner vor ihm klarzumachen. Scheinbar konnte er trotz seiner Wut noch rational denken. Eine Eigenschaft, die ich sehr bewunderte. Jedes mal wenn ich mit starken Emotionen nicht klar kam, übernahmen sie die Kontrolle über mich, was nicht selten fatale Folgen hatte.

 Seine Worte verfehlten jedoch die gewünschte Wirkung und Ryan stürzte sich mit einem markerschütterndem Brüllen an Asher vorbei direkt auf mich zu. Dabei fletschte er die Zähne, welche sich schon in Reißzähne verwandelt hatten, und wie man sie bei Wölfen sah. Vor Schreck wie gelähmt, blieb mir nichts anderes übrig, als im letzten Moment schützend die Arme hochzureißen um Schadensbegrenzung zu betreiben und mein Gesicht zu schützen. Deshalb bemerkte ich zu spät, wie sich etwas in meinem Geist regte und meine Hexenmagie ohne mein Zutun förmlich aus mir herausbrach und eine gigantische Druckwelle durch die Luft sandte, die alle im Umkreis von ein paar Metern mit einer ungeheuren Kraft gegen die Wand schleuderte und auf die ein ungeheuer lauter Krach ertönte, als Resultat der ganzen Körper, wie sie gegen die Metalltüren der Spinde krachten.

„Oh mein Gott", würgte ich heraus, als ich meine Arme verstört sinken ließ und mich im Schulflur umsah, um den Schaden zu betrachten, den ich mal wieder angerichtet hatte. So gut wie jeder in meiner Nähe lag stöhnend vor Schmerz auf dem Boden, wo jeder irgendein Körperteil hielten, das es besonders hart getroffen hatte, doch meine Augen hafteten besonders geschockt auf dem Lykaner, der mich eigentlich hatte beschützen wollen. 

Jetzt aber lag er vor Schmerz gekrümmt neben mir auf dem Boden und sah so aus, als hätte es ihn am Schlimmsten von allen hier Anwesenden erwischt. Er hielt sich den Brustkorb und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die seine Schmerzen nur allzu deutlich zur Schau stellten. Bei jeder noch so kleinen Bewegung zuckte sein Körper zusammen, als hatte man ihn mit einem Taser berührt. Mit jeder Sekunde, in der ich regungslos im Flur stand, unfähig etwas zu tun, außer das Ausmaß der Zerstörung, die ich angerichtet hatte, desto übler wurde mehr und der Drang, von hier zu verschwinden, wuchs immer mehr. Nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, tat ich das was ich in solchen Situationen schon immer am Besten konnte. Ich floh aus dem Gebäude und ließ Asher, sowie die restlichen Schüler zurück.

Hey meine Lieben, heute wieder etwas später mit dem neuen Kapitel, doch über den Lernstress hatte ich so gut wie jedes Zeitgefühl verloren. Noch dazu findet heute das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft der EM statt und das wollte ich auf keinen Fall verpassen. Mögt ihr Fußball oder guckt ihr so wie ich  nur EM und WM oder sogar gar nicht? Ich selbst bin ja eine totale Niete, was Fußball angeht, aber sowas ist in unserer Familie ein muss.

Ab Donnerstag habe ich endlich wieder den Kopf frei um das Kapitel pünktlich hochzuladen und bis dahin sage ich erstmal Tschüss!

Eure Julia😎✌

Torn between WorldsWhere stories live. Discover now