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Dorian und Kilian brachen in lautes Gelächter aus, während ich frustriert an der Tischtennisplatte lehnte. Ich verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, schob meine Unterlippe vor. Natürlich schmollte ich. Deren Reaktion war nicht gerade höflich, dabei wusste ich selbst, wie witzig das aus deren Perspektive sein musste. Nur für mich nicht, denn ich musste mit dem Druck zurechtkommen. Es allein schaffen.

„Hört auf zu lachen!", meckerte ich.

„Sorry, aber ..." Dorian gluckste und tat so, als würde er sich eine Lachträne unter dem Auge wegstreichen. So ein Vollidiot. „Also ich werde das nicht zu meinem Problem machen", meinte er amüsiert. Ihm war die Belustigung deutlich anzusehen. Die Feuchtigkeit in seinen Augen, das breite Grinsen, das ehrliche Lachen.

„Ich eh nicht!", warf Kilian prompt lachend ein und winkte ab. „Klär das mit Valentin." Er ignorierte meinen Versuch, ihn auf den Arm zu schlagen. Meine Faust erreichte ihn nicht einmal ansatzweise. Kilian saß mittig auf der Tischtennisplatte, die Beine von sich ausgestreckt.

„Ihr seid ja so witzig!" Ich verdrehte die Augen und schnaubte.

„Ey, du hast uns erzählt, dass du Valentin den Schwanz gewichst hast und er dich nicht gefickt hat", triezte Dorian grinsend. Er holte seine Zigarettenschachtel hervor und nahm eine heraus. „Ich werde nicht mehr mit dir schlafen, Ti. Komm mit Valentin in die Puschen, dann brauchst du keinen anderen Kerl mehr."

Kilian gab einen zustimmenden Laut von sich. „Mach's wie bei uns. Hast uns doch auch immer gezeigt, was du willst."

„Ihr nervt mich gerade wirklich. Das ist doch was ganz anderes", maulte ich schlecht gelaunt.

„Ist es jetzt, weil du seit gestern wie eine rollige Katze rumrennst und dich keiner nimmt." Dorian stieß mich leicht an, grinste noch immer. Damit hatte er nicht einmal unrecht. Ich fühlte mich fürchterlich, weil ich so viel Druck verspürte und keine Befriedigung erhielt. Dass Valentin und ich nicht im selben Bett geschlafen hatten, nicht zum Sex gekommen waren, hatte einzig an mir und meinem Zusammenbruch gelegen. Wär ich nur nicht so empfindlich, wenn es um Miriam ging, hätten Valentin und ich eine schlaflose Nacht verbringen können. Jetzt musste ich mit der Geilheit klarkommen, die ich nicht loswurde und mir meine beiden Freunde nicht nehmen wollten.

„Fickt euch doch." Ich seufzte und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Das Gefühl war neu. So dringend hatte ich Sex noch nie benötigt und wusste damit nicht umzugehen. Normalerweise hatte ich Kilian oder Dorian angerufen, war zu ihnen gegangen und dann hatten wir miteinander geschlafen. Nicht mehr und nicht weniger. Jeder war auf seine Kosten gekommen, hatte ein bisschen Spaß gehabt. Doch jetzt wollten sie nicht mehr herhalten, mit mir schlafen und meinen Druck verschwinden lassen. In deren Augen hatte ich Valentin an meiner Seite, der das übernehmen musste.

Aber Valentin und ich waren noch lange nicht an diesem Punkt angelangt.

„Warum wolltest du dich hier treffen?", hakte Kilian schließlich nach und beendete das vorherige Thema abrupt. „Vor allem auf dem Spielplatz bei mir in der Ecke?"

Das war das eigentliche Thema. Ich hatte die beiden nicht umsonst angerufen und gebeten sich mit mir zu treffen. Der Vormittag hatte mich bereits viel Kraft gekostet, die ich viel dringender für mein Vorhaben benötigte.

Für einen Moment schwieg ich, zögerte die Antwort hinaus. Nicht nur, dass mir ein Gespräch mit Valentin bevorstand, um die Dinge zwischen uns zu bereinigen und zu klären, hatte ich am frühen Mittag Abschied von meinem Bruder und meinem Cousin nehmen müssen. Beide waren nach Hause gefahren, Valentin zur Arbeit und ich war allein zurückgeblieben.

Ich hatte Valentin am Morgen nicht in die Augen sehen können. Zu groß war die Scham gewesen, dass ich in meinem Bett eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht war, ohne mit ihm über das zu sprechen, was ich gestern getan hatte. Es war merkwürdig, ihm gegenüberzutreten, wenn zwischen uns noch so viel ungeklärt war. Immer wieder waren die Bilder vor mir aufgetaucht, wie ich ihn an die Wand gedrängt und meine Hand unter seine Hose geschoben hatte, sodass ich in seiner Anwesenheit ständig rot angelaufen war. Für Valentin war klar, wir würden heute miteinander reden und endlich Klarheit schaffen, doch davor hatte ich mächtig Angst.

Warum leben?Where stories live. Discover now