Kapitel 8: Ginny Und Hermine

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Die Schüler bewegten sich nicht und blinzelten bei dem seltsamen Anblick.
Nur Ginny und Hermine traten ein paar Schritte nach vorne, sodass sie direkt vor Fred zum Stehen kamen.

Ginny hob ihre Hand, wie um seine Wange zu streicheln, aber sie stoppte Zentimeter entfernt. Ihre Hand schwebte neben ihrem Bruder, der sie traurig ansah. "Es tut mir Leid, Ginny. So sehr."

Ginny biss sich auf die Lippe um nicht loszuweinen. Tränen traten in ihre Augen. "Es ist nicht deine Schuld."

Fred schien das anders zu sehen und wollte gerade antworten, aber Hermines Stimme kam ihm zuvor. Das Mädchen hatte sich zu ihren Hausgenossen umgedreht und sprach sie nun an. "Ihr habt alles gehört, was ihr hören musstet. Gebt ihnen ein bisschen Privatsphäre."

Die Gryffindors begannen zu Murmeln und Flüstern, während sie Hermine düstere Blicke zuwarfen. Sie nahm es entweder nicht wahr oder es störte sie nicht. Stattdessen sah sie den Gryffindors mit vor der Brust verschränkten Armen und Autorität ausstrahlend dabei zu, wie sie sich auf den Weg zu ihren Schlafsäälen machten.

"Es tut so gut zu sehen, dass ihr in Ordnung seid", sagte Fred während er mit leichten Fingern die Wangen seiner Schwester berührte; vorsichtig, um nicht durch sie hindurch zu gleiten. Eine Gänsehaut bildete sich unter Freds kalter, gespenstischer Berührung, und Fred zog ruckartig seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt.

Ginny schluckte und tat so, als hätte sie unter der Berührung von Freds Fingern nicht gerne zittern wollen. "Naja, so in Ordnung, wie man ohne dich nur sein kann, Freddy. Es ist unglaublich, dich zu sehen! Wir müssen das Mum und den anderen erzählen! Und Percy-"
Das enthusiastische Lächeln in Ginnys Gesicht verschwand so schnell wie es gekommen war. "Oh Merlin, Percy. Er steht so neben sich und gibt sich die Schuld... Und George!"

"Bitte", flüsterte Fred. Wenn Ginny das richtig sah, schwammen Tränen in seinen weißen und vernebelten silbrigen Augen. Der ernste Ton seiner Stimme war genug, um Ginny zum Verstummen zu bringen. Fred schluckte und sah an Ginnys Schulter vorbei, Blickkontakt vermeidend. Sogar seine geflüstert Worte waren kurz davor zu Brechen. "Erinnere mich nicht."

Wenn keiner der Weasleys das Gespräch weiterführte, traute James - der es endlich geschafft hatte, seine Haare von Sirius zu befreien- sich aufzusprechen.
"Ähm... Was ist m... Ist... Äh, Harry nicht auf Hogwarts?"

Freds Augen schnellten zurück zu Ginny, die gerade Blicke mit Hermine wechselte. "Und Ron, wo ist er?"

Hermine wandte sich an die anderen drei Rumtreiber, die immernoch vor dem Kamin standen. "Harry und Ron haben sich entschieden, nicht für die Wiederholung ihres siebten Schuljahres nach Hogwarts zurückzukommen. Sie haben ihre Ausbildung begonnen, um in der Abteilung zur magischen Strafverfolgung im Ministerium zu arbeiten."
Ihre Augen wanderten zu James und sie nahm sein Aussehen auf. Obwohl Hermine nur den silbrigen Geist eines jungen Mannes sah, konnte man mit Leichtigkeit erkennen, dass er und Harry verwandt waren. Sie sahen wie Zwillinge aus.

James schluckte. Gemischte Gefühle machten sich in seiner Brust breit.
Einerseits war er erleichtert, weil er noch Zeit hatte, Harry die Neuigkeiten langsam und schonend beizubringen.
Andererseits war er enttäuscht, weil er Harry nicht treffen würde. Nach siebzehn Jahren schmerzte sein Körper beinahe physisch bei dem Gedanken an seinen Sohn, was ironisch war, da James gar keinen physischen Körper hatte. James wollte seinen Sohn sehen, mit ihm reden, ihn umarmen und nie wieder loslassen.

James versuchte zu ignorieren, dass er nicht alles von dem Erwähnten tun können würde. Nicht jetzt, wo er nur die armselige Ausrede eines wirklichen Lebens hatte.
"Oh", sagte er einfach.

"Aber ich werde ihm eine Eule schicken", beeilte Hermine sich zu sagen. "Ich kann ihm sagen, dass etwas hier in der Schule passiert ist und dass er so schnell wie möglich kommen soll, wenn du willst?"

James schluckte. Er wollte seinen Sohn sehen, aber Merlin, war er nervös.

"Ja, danke dir." Es war nicht James der sprach, sondern Sirius. "Aber ich denke, dass Ginny diesen Brief schicken sollte, in dem sie Harry und ihrer ganzen Familie sagt, dass sie kommen sollten."

Remus nickte, seine Augen vernebelt. Es war als würde er in eine Welt blicken, die nur er sehen konnte.
"Als Geister von Hogwarts können wir das Gelände nicht verlassen. Also muss jeder den wir kennen hier her eingeladen werden." Er blinzelte und richtete seinen Fokus auf Ginny. "Würde es dir etwas ausmachen, eine Eule an Andromeda zu schicken?"

Ginny schüttelte ihren Kopf. "Nein, natürlich nicht. Ich möchte, dass ihr alle wieder jeden treffen könnt."

"Danke." James lächelte. "Ich weiß, diese Situation ist komisch, aber das bedeutet uns wirklich viel."

Remus schnaubte und verschränkte seine Arme. "Es muss ja wenigstens einen einzigen Vorteil haben, als Geist zurückzukehren."

Hermine hob eine Augenbraue. Ihre aufmerksamen Augen folgten Remus dabei, wie er durch den Saal tigerte.
Dann sah sie zu den anderen Geistern. "'Einen einzigen Vorteil'?"

Sirius seufzte. "Nun... Ja. Wir haben uns ja nicht gerade ausgesucht, Geister zu sein, wie ihr wisst."

Fred nickte, sein Blick traf erneut den seiner Schwester. "Es ist wundervoll, dich wieder zu sehen, aber trotzdem gleichzeitig furchtbar. Und das Schlimmste ist, dass wir unsere Trauer gar nicht zeigen werden können, um alle anderen glücklich zu machen."

James seufzte. Er sah zu Remus, den Gedanken seines besten Freundes sehr bewusst. Er hatte die selben. "Es ist, als hätten Hogwarts' Geister die Werte von Leben auf die Waage gestellt. Unsere auf der einen Seite, und die der Schüler auf der anderen. Ich nehme an, sie sind zu dem Schluss gekommen, dass ihre Leben, ihr Glück, mehr wert sind als unsere."

Hermine und Ginny sahen einander an, ziemlich schockiert, diese Worte gehört zu haben.
Hermine sah in die traurigen Gesichter vor ihr. "Also... Wollt ihr gar nicht wirklich hier sein? Am Leben?" Sie fragte zaghaft und vorsichtig. Die junge Hexe wusste, dass das ein sensibles Thema war, aber ihre Frage musste gestellt werden. Sie konnte nur helfen, wenn sie das Problem kannte.

"Ja und nein", antwortete Fred mit einem entschuldigenden Blick zu seiner kleinen Schwester. "Ich will hier sein, will ich wirklich. Wir alle wollen das. Aber einfach nicht....", er seufzte und zeigte an sich auf und ab. Der Körper eines Siebzehnjährigen Jungens, weiß, silbrig und neblig. Er hatte keinen richtigen Körper, aber für Fred sah es aus, als hätte er. Er konnte sich selbst in Farbe sehen und er lief wirklich auf dem Boden und setzte sich wirklich, die Möbel berührend, hin. Er schwebte nicht oder benahm sich wie andere Geister. Trotzdem, er war nicht am Leben. "Einfach nicht so."

Remus nickte langsam. "Kann man das überhaupt 'am Leben sein' nennen? Wir können nicht essen, trinken oder irgendetwas berühren. Wir können nichts benutzen und unsere Existenz hat von nun an nur noch eine einzige Bedeutung. Wir können nicht wirklich leben. Das ist nicht am Leben sein."

Erneut traten Tränen in Ginnys Augen. "Es tut mir Leid. Für euch alle."

Hermine seufzte mit einem mitfühlenden Gesichtsausdruck. "Das hört sich wirklich furchtbar an und ihr alle verdient besseres."
Dann legte sie ihren Kopf schief. Ein Funkeln trat in ihre Augen. "Ginny, leg los und schreibe die Briefe, ja? Und ihr drei", sie sah die Rumtreiber an. Eine Idee formte sich in ihrem Kopf und sie konnte sich das Lächeln, dass sich auf ihren Lippen bildete, nicht verkneifen. "Diese Situation mag grauenvoll scheinen und ich verstehe eure Situation, aber.... Wer hat euch gesagt, dass ihr euer Leben nicht so leben könnt wie ihr wollt? Es in vollen Zügen zu genießen und auszuleben? Wer hat die Regeln gemacht? Aber noch viel wichtiger, seit wann hören die Rumtreiber auf Regeln?"















Soo, Ferien, also mehr Updates!

Ich hoffe, es gefällt euch so weit!
Danke fürs Lesen!

Stay happy!
Xoxo, euer Fangirl

Missetat Noch Nicht BegangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt