33. In Rotterdam

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Auf die Neuigkeiten reagiert mein Körper damit, mein Gefühlschaos noch weiter durcheinander zu bringen. Zu der Verzweiflung, Trauer und Wut über die Sache mit Damiano kommt Freude über meine Annahme beim Eurovision Song Contest und Hoffnung auf die Aussicht, Ethan, Thomas, Vic und Damiano bald wiederzusehen.

Die Wochen bis dahin vergehen wie im Flug. Mein erstes Album wird veröffentlicht und ist ein voller Erfolg. Zumindest für meine Verhältnisse, ich bin ja schließlich noch keine sehr bekannte Sängerin. Es fühlt sich immer noch komisch an, mich selbst so zu bezeichnen.

Aber damit hört die Arbeit nicht auf. Viel eher wird sie nur noch mehr. Für meinen Auftritt beim ESC muss viel geplant werden. Mir macht es Spaß, bei jeder Entscheidung mitreden zu können und mit meinem Team gemeinsam alles vorzubereiten. Ich bin unglaublich aufgeregt, auf dieser riesigen Bühne in Rotterdam vor so vielen Menschen aufzutreten. Obwohl mich Rebecca immer wieder daran erinnert, dass mir durch die Fernsehübertragung auch ganz Europa zuschauen wird. Sie schwärmt davon, welche eine fabelhafte Publicity das für mich sein wird.

Ich werde auch auf die bevorstehenden Interviews vorbereitet. Etwas mulmig ist mir schon bei dem Gedanken, so stark im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen. Das wird eine sehr ungewohnte Situation für mich werden. Hoffentlich kann ich damit gut umgehen.

Ich freue mich aber auch sehr darauf. Wie Rebecca sagt, ist es eine unglaubliche Chance für mich, bekannter zu werden. Und natürlich ist es eine gute Möglichkeit, viele Sängerinnen und Sänger aus anderen Ländern kennenzulernen.

Wenn ich ehrlich bin, kann ich es auch kaum erwarten, Vic, Thomas, Damiano und Ethan wiederzusehen. Ich bin sehr aufgeregt und frage mich ständig, wie unser erstes Treffen wohl ablaufen wird. Etwas Angst habe ich auch davor. Es wird bestimmt etwas komisch werden.

Ich habe zwischendurch mit dem Gedanken gespielt, mal wieder in den Gruppenchat zu schreiben, um anzukündigen, dass wir uns beim ESC sehen werden. Aber das hat sich zu gezwungen angefühlt. Es wäre einfach zu komisch, nach Jahren wieder einen normalen Chat anzufangen. Außerdem müssen sie mittlerweile sowieso mitbekommen haben, dass ich unter den Teilnehmern bin.

Tatsächlich kann es sich nur noch um Tage handeln, bis wir erneut aufeinandertreffen. Momentan befinde ich mich nämlich in einem Flugzeug auf den Weg nach Rotterdam. Jana lässt sich neben mich plumpsen, nachdem sie endlich ihren Rucksack über unseren Köpfen verstaut hat.

Es hat etwas Überredungskunst gebraucht, um sie davon zu überzeugen, mitzukommen. Obwohl ich davon ausgehe, dass die Hälfte davon gespielt war. Jana ist sehr involviert in meine Musikkarriere und bei allem wichtigen dabei. Es hätte sich falsch angefühlt, sie nicht auch in Rotterdam an meiner Seite zu wissen. Außerdem werde ich sie bestimmt für emotionale Unterstützung brauchen.

Auf Rebecca und Noah kann ich mich auch verlassen, aber gerade bei der Sache mit Damiano ist es mir lieber, Jana bei mir zu haben. Auch, weil die Beiden gar nichts darüber wissen. Das wäre auch zu viel auf einmal, ihnen das alles zu erklären.

Die Beiden sitzen in der Reihe vor uns. Ich höre Rebecca aufgeregt murmeln, als das Flugzeug sich in Bewegung setzt und vom Boden abhebt. Der Rest meines Teams ist in Berlin zurückgeblieben. Olivier, ein Stylist, der sich schon bei allen möglichen Fotoshootings und Musikvideodrehs um mich gekümmert hat, wird in Rotterdam zu uns stoßen. Er kommt aus Paris und ist mindestens genauso aufgeregt wie Rebecca, dass ich am ESC teilnehme. Ich freue mich, ihn bald wiederzusehen.

„Hey", sage ich empört, als Jana mich von der Armlehne schubst um ihren eigenen Arm darauf zu platzieren.

„Du hast doch noch die auf der anderen Seite! So kriegen wir jeder eine Armlehne", antwortet sie.

Morirò da ReginaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt