Kapitel | 6.

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Seit Tagen, frage ich mich, ob Fabio merkt, dass etwas nicht stimmt und es ihm trotzdem egal ist, oder ob er einfach nichts davon mitbekommt. Vielleicht von beidem ein bisschen. Er fragt mich zwar in letzter Zeit oftmals, ob alles OK ist, wirklich Interesse an mir zeigt er aber deshalb nicht. Er verkriecht sich für die Arbeit in sein Büro und geht dann nahtlos dazu über, seine Onlinegames zu spielen, während ich nach der Uni zu Hause auf der Couch liege und Bücher lese.

Ich studiere Jura im zweiten Semester, eigentlich tue ich mir leicht. Schon immer hatte ich das 'Talent' mir Dinge die der Lehrer oder Vortragende erzählte, zu merken. Nur momentan ist es etwas schwieriger. Ich kann mich so schlecht konzentrieren. Ständig drifte ich ab und denke an Denis. Meine Gedanken wandern wie von selbst immer wieder zu ihm. Es ist zum Haare raufen! Vor einer Woche habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Ich gehe ihm geflissentlich aus dem Weg. Einkaufen gehe ich jetzt zum Supermarkt fünf Straßen weiter. Und jedes Mal, wenn mich Fabio bisher fragte ob wir uns eine Pizza bei unserem Lieblingsitaliener holen, habe ich abgelehnt, weil ich Angst hatte, Denis zu begegnen. Dennoch wütet eine Sehnsucht in mir, die mich dazu treibt, mich schrecklich zu fühlen.

Ich fühle mich einsam, ungeliebt, vernachlässigt. Denis hatte dies alles in kürzester Zeit gelöscht. In seiner Nähe fühle ich mich zwar nicht geliebt und geschätzt, aber beachtet, gewürdigt und ich fühle mich ... begehrenswert.

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue auf den Bildschirm. Katha.

"Hi Süßeee! Na, wie gehts?"

Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. "Ja, ganz okay und dir?"

Ohne meine Frage zu beantworten redet sie direkt weiter. "Wie läuft es mit deinem Lover? Hast du ihn gesehen? Hattet ihr schon Sex?"

Ich reiße die Augen auf. Natürlich kann Fabio im Büro nicht hören, was sie am Telefon sagt, trotzdem blieb mir einen Augenblick das Herz stehen.

"Sag so etwas nicht! Natürlich nicht! Ich habe ihn seit einer Woche nicht mehr gesehen ..."

"WAS? Aber wieso denn nicht?"

"Na, warum wohl? Ich HABE einen Freund, Katha. Was soll ich denn bitte tun?"

Ich höre sie seufzen. "Hast du wenigstens mal mit dem Kerl geredet? Ich meine, vielleicht ist er ja ... dein absoluter Traummann, für dich bestimmt, dein Seelenverwandter, oder so?"

Kichernd antworte ich ihr. "Ja genau. Als ob ..." Ich verdrehe die Augen, obwohl sie es nicht sehen kann.

"Also?"

Nun schnaube ich. "NEIN, wir haben eigentlich noch nie wirklich geredet ..."

Stimmt. Denis und ich haben nie ein richtiges Gespräch geführt. Ich weiß nichts über ihn, und er weiß so gut wie nichts über mich.

"Warum sitzt du dann dumm herum? Du solltest den ersten Schritt machen und mal sehen, ob er überhaupt dazu taugt, mehr zu sein, als ein ... Sexspielzeug."

Jetzt seufze ich. "Ich kann nicht, Katha. Es wäre Fabio gegenüber nicht fair ..."

"IHM gegenüber? Hallo? Komm, sag mir, wo er sich befindet? Nein, lass mich raten. Er ist in seinem tollen Büro und spielt, bis du schon lange schläfst. Dann verkriecht er sich bis er am nächsten Tag wieder in dieses Scheißzimmer verschwindet! Du hast einen Freund, bist aber trotzdem immer alleine! Ich wette, ihr habt schon ewig keinen Sex mehr!"

Ich schließe die Augen.

"Beweg deinen Arsch jetzt zu diesem Kerl und rede mit ihm!", keift sie ins Telefon.

"Hast du nur angerufen, um mir den Kopf zu waschen?"

Sie lacht schallend. "Nein. Nicht nur. Ich wollte dich fragen, ob wir morgen Abend ausgehen?!"

Addicted to youWhere stories live. Discover now