St. 1: Flg. 14 „Ein teures Eis"

771 61 38
                                    

Es war Montag. Nur noch fünf Tage Schule, dann würden endlich Ferien sein.

Der Unterricht langweilte mich. Es gab noch immer viel zu viel, was ich nicht durchblickte. Deshalb würde ich vermutlich von Shin zu täglichem Lernen verdonnert werden. Außerdem war ich mit meinen Gedanken nicht ganz bei der Sache. Die schwirrten schon wieder in unberechenbaren Flugbahnen durch meinen Kopf, während ich aus dem Klassenfenster blickte.

Suna war heute nicht in der Schule, schwänzte vermutlich wieder. Und mit Atsumu hatte ich seit dem Treffen kein vernünftiges Gespräch mehr geführt. Es war ein wenig unangenehm, schließlich wartete er wahrscheinlich noch immer auf eine Antwort von mir. Doch weil ich ihm eine positive nicht geben konnte, gab ich ihm lieber vorerst gar keine. Anders wusste ich mir in dieser Situation einfach nicht zu helfen.

Nach dem letzten Klingeln des Tages, verließ ich den Hof. Heute ohne Shin. Mit einem Blick auf mein Handy konnte ich keine neuen Nachrichten erkennen. Ein wenig genervt darüber, begab ich mich also auf den Weg zu Suna nach Hause, machte vorher Halt an einem Supermarkt. Er hatte mir keine Informationen darüber gegeben, ob und wann ich heute arbeiten müsste. Und weil er auf meine Nachrichten nicht antwortete, entschied ich eben selbst. Ich hatte schließlich auch noch etwas gut zu machen.

***

Vor der Haustür blieb ich stehen. War es schlau her zu kommen?
Plötzlich kam ich mir komisch vor. Als wäre es seltsam, dass ich bei ihm klingeln würde. Aber naja, die letzen Male hatte er mich auch von selbst reingelassen, warum also heute nicht?
Ich drückte die Klingel.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich endlich die Tür vor meiner ungeduldigen Wenigkeit öffnete. Er sah schrecklich aus. Blass und verschlafen.
„Was machst du denn hier?", fragte er, während seine linke Hand durch sein zerknittertes Gesicht rieb. Stimmt, was genau wollte ich hier überhaupt?
„Also..du hast nicht gesagt, ob ich heute arbeiten soll. Und du warst weder in der Schule, noch hast du mir zurückgeschrieben. Dann hab ich gedacht ich geh lieber auf Nummer sicher." Unsicher grinste ich ihn an. Er sah ein wenig irritiert aus, wie er sich da in die Tür lehnte. „Was hast du da?", war alles, was er sagte, nachdem er die Tüte in meiner Hand entdeckte. Ein Hauch von Verlegenheit schlich sich mir an. „Na unser Essen, Dummkopf", genant sah ich in seinem Gesicht umher, suchte nach einer Reaktion.
Er trat einen Schritt zur Seite. „Komm rein."

„Geht's dir nicht gut?" Ich zog mir meine Schuhe aus und folgte ihm in die Küche, wo ich die Zutaten auf der Inseltheke ablegte.
„Hatte heute morgen nur ein bisschen Kopfschmerzen", er holte ein Glas aus dem Schrank über der Spüle, „Ist aber schon wieder weg." Mir den gefüllten Becher hingestellt, lief er rüber zum Fernseher, schaltete dort eine Stereoanlage an und verband sein Handy mit dieser.

Während im Hintergrund jetzt seine Musik lief, fing ich an das Essen zuzubereiten.
„Soll ich dir helfen?" Langsamen Ganges kam er zu mir rüber gelaufen und sah mir auf die Finger, die eine Frühlingszwiebel in kleine Ringe schnitten. Ich schüttle den Kopf. „Nein, ich mach das schon." Jetzt stand er einfach nur da und sah mir zu, leistete mir Gesellschaft. Mehr brauchte es gar nicht.

Ich erzählte ihm von dem Essen meiner Tante, wie gut es war. Davon, wie ich mich langsam in dieser Stadt einlebte. Und als ich ihm die ein oder andere Geschichte aus Kitas und meiner Kindheit erzählte, lachte er über diese.
Schon wieder hatte ich das Gefühl, ihn ewig zu kennen.

„Sag mal", fing er an, kratzte sich dabei schmunzelnd an der Schläfe, „Wie lief's denn gestern mit Atsumu?" Ich zuckte leicht zusammen, wollte eigentlich ungern drüber reden. Schließlich waren die beiden recht gut befreundet und Atsumu hatte ihm, seines Gesichtsausdruck nach zu urteilen, sicher schon etwas erzählt.

Limerence // Suna Rintarō x OCWhere stories live. Discover now