Einleitung

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Wir schreiben das Jahr 2953 des Dritten Zeitalters. In weniger als 70 Jahren wird der Ringkrieg beginnen und bald wird das Ende von dem Mittelerde wie wir es kennen kommen. Doch von alldem wissen wir noch nichts, denn die Geschichte des Mädchens, die wir erzählen, beginnt Jahrhunderte früher in Weißfurchen im Auenland.

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Auf einem nicht allzu großen Hof, am Rande von Weißfurchen, lebte ein Bauer mit seiner Familie. Das waren er, seine Frau und ihre vier Kinder. Sie führten ein einfaches und abgeschiedenes Leben, welches ihnen auch allen recht gut gefiel. Allen bis auf eine. Naira. Die zweitälteste Tochter von Bert dem Bauern. Sie sehnte sich stets nach einem Abenteuer, das sie jedoch nie bekam, denn so gut wie niemand kam jemals an ihrem Zuhause, nördlich der Hügel, vorbei. Und wenn doch, waren es höchstens Wanderer oder Bauern, die ins Auenland oder nach Bree unterwegs waren. Nur mit ein paar Hobbits die in der Nähe wohnten unterhielt sie sich regelmäßig.

Naira war von Grund auf anders als ihre Eltern, ihre Schwestern Calen und Ilmare oder ihr Bruder Aldon. Sie wollte hinaus in die Welt, Abenteuer erleben, neue Bekanntschaften machen, aber vor allem wollte sie endlich frei sein. Frei das zu tun was sie wollte, sich nicht bevormunden lassen.

An einem heißen Tag im Sommer also, an dem die Geschichte der jungen Naira begann, schuftete eben diese gerade auf einem Feld und buddelte Kartoffeln aus der staubigen Erde. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und rann ihr in die Augen, sie wischte mit der Hand darüber und trocknete diese an ihrem langen grauen Wollrock. Darunter war es heiß und sie schwitzte noch mehr. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich warum sie keine Hosen tragen durfte. Das werde ich auf die Liste der Dinge setzen die ich tun werde wenn ich endlich fort von hier bin, dachte sie bei sich.

Neben Naira arbeiteten ihre Schwester und ihr Bruder. Ilmare war nicht dabei, sie saß im Haus und erledigte mit ihrer Mutter die tägliche Hausarbeit. Das wäre nichts für Naira. Den ganzen Tag im Haus, nur stickige abgestandene Luft atmen. Wenn sie schon bei ihrer Familie gefangen war, so wollte sie sich doch die frische Luft nicht entgehen lassen. Noch war sie hier gefangen. Aber bald war sie frei. Endlich.

Beim Abendessen wurde nicht viel geredet, nur der Vater beschwerte sich wiedermal das die Preise für Saatgut in der Stadt Bree erneut gestiegen waren. Naira löffelte nur still ihre Suppe und verschlang dabei große Mengen hartes Brot. Sie brauchte Energie, viel Energie. Sie stürzte ihr Glas mit verdünntem Rotwein herunter und stand so abrupt auf, dass fast der Stuhl umgefallen wäre. Alle bei Tisch starrten das Mädchen verdutzt an, sie wurde prompt rot. „Ich bin müde, darf ich bitte zu Bett gehen?", sie blickte bittend ihren Vater an. Dieser neigte zustimmend den Kopf und gestattete ihr, mit einer Geste, dient Tisch zu verlassen. Zügig nahm Naira ihr Geschirr, stellte es neben einen großen Wasserbottich am anderen Ende des Raums und stieg die Leiter auf den Dachboden hinauf. Die ganze Zeit spürte sie die stechenden Blicke ihres Vaters und Calens im Rücken.

Auf dem ehemaligen Heuboden, indem nun die Schlafplätze der Kinder waren, war es warm und stickig. Staubpartikel schwebten im Mondlicht und durch ein kleines Loch im Dach konnte Naira die Sterne funkeln sehen. Seufzend riss sie sich von dem herrlichen Anblick los und huschte zu ihrem Bett aus Stoff und Stroh. Darauf hatte sich ihre Katze niedergelassen und schnarchte vor sich hin. Ihr weißes Fell strahlte im Licht des Mondes. Vorsichtig strich sie ihr über den Kopf. „Leb wohl", flüsterte sie und wandte sich ab. In einem Leinenrucksack verstaute sie allerlei nützliche Dinge wie Feuersteine, ein kleines Messer und einen Lederbeutel mit Wasser darin. Sie schlich sich zur Kleidertruhe ihres Bruders und zog Hose und Hemd daraus hervor. Schnell waren die Sachen angezogen und das Kleid ihm Rucksack verstaut. Aus ihrem Geheimversteck nahm sie noch etwas Proviant und legte sich dann ins Bett, da die Schritte ihrer Geschwister auf der Leiter zu hören waren. Die Decke bis ans Kinn gezogen, stellte sie sich schlafend bis ihre Geschwister eingeschlafen waren. Doch das dauerte eine ganze Weile, da sie sich zunächst noch über den vergangenen Tag austauschten. Als endlich ihre gleichmäßigen Atemzüge zu vernehmen waren, stand Naira vorsichtig auf, griff leise ihre Sachen und ging zum Dachgiebel. Dort hatte sie schon vor Tagen heimlich eine Strickleiter angehangen an der sie sich nun zu schaffen machte. Sie kletterte durch das Fenster und ertastete die erste Leitersprosse mit dem Fuß. Als dieser halbwegs festen Stand hatte, zog Naira sich komplett ins Freie und stieg Schritt für Schritt hinab. Zum Glück hatte sie keine Höhenangst, sonst wäre der erste Schritt ihres Plans vermutlich fehlgeschlagen. Wieder auf dem Boden packte sie die Tasche fester und schlich sich geduckt im kniehohen Gras zum Stall. Auf dem Weg sammelte sie allerlei Kletten und Grassamen an ihrer Kleidung auf. Am Haus vorbei über den Hof, immer in Deckung, um eventuellen Blicken zu entgehen, stahl sie sich zum Stall indem ihr Hengst stand. Das große vordere Tor konnte sie unmöglich öffnen, es würde zu viel Lärm machen, also ging sie um das Gebäude herum und hastete durch eine offene Pferdeboxentür. Im Pferdestall war es angenehm idyllisch, nur das leise und gleichmäßige Atmen der wenigen Tiere war zu hören. Licht spendeten zwei einzelne Laternen um die eine Schar von kleinen Fliegen und Mücken tanzte. Nur eins der Pferde war noch wach, Feanor, Nairas dunkelbrauner Hengst mit weißer Blesse und strubbeliger Mähne. Seine dunklen Augen blitzten sie an und er schnaubte erwartungsvoll. Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, ein paar Schritte dann war sie bei ihm und hielt ihm eine Möhre hin die sie bei der Feldarbeit in ihre Tasche gesteckt hatte. Er nahm sie vorsichtig von ihrer Hand, vorbei er sie mit seinen Haaren kitzelte und aß sie dann mit großer Begeisterung. Währenddessen holte Naira die schon gepackten Satteltaschen aus einem Heuhaufen, die sie dort versteckt hatte, und begann Feanor zu Satteln. Als sie schließlich fertig war und leise mit dem Hengst den Stall verließ war es bereits tiefste Nacht, nur die Sterne und der Mond spendeten noch Licht. In der Nähe hörte sie das Rauschen des Brandyweinflusses und den Ruf einer Eule.

Als das Mädchen sich auf Feanors Rücken schwang, blickte sie noch ein letztes Mal zurück. Dort lag es, ihr Elternhaus. Mit den groben Feldsteinwänden und der Holztür mit der abgeblätterten grünen Farbe. Im Schlafzimmer der Eltern brannte noch eine Kerze auf der Fensterbank, sie waren also noch wach. Kurz überlegte sie ob es vielleicht besser gewesen wäre einen kurzen Abschiedsbrief zu schreiben, doch das hatte sie nicht getan und nun war es zu spät. Das Mädchen wusste nicht was ihre Familie tun würde wenn sie am Morgen aufwachten und Naira weg war. Sie konnte nur hoffen das sie nicht allzu verzweifelt wären.
Und das sie ihr nicht folgen würden.




Updates werden vermutlich sehr unregelmäßig kommen. Schreibt mir gerne euer Feedback :) die ersten 4 Kapitel habe ich allerdings schon vorgeschrieben, dort werde ich dann keine Änderungen vornehmen.
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte!
LG <3
PS: Alle Rechte an der Geschichte liegen bei J.R. Tolkien, außer die von mir erfundenen Charaktere ;)

All left behind (abgebrochen)Where stories live. Discover now