Die trüben Glühbirnen an der Decke der Bar spendeten kaum Licht. Ein dichter Rauchnebel verschlechterte die Sicht umso mehr. Ein süßlicher Duft, der definitiv von Gras kam, hing erdrückend im Raum. Am schlimmsten war allerdings der Geruch nach Schweiß und ungewaschenen Körper, der mir sofort entgegen schlug. Ich hustete und wischte mir schon reflexartig die Schweißtropfen von der Stirn. 6 Monaten hatte ich in einem schwarzen Kokon ohne Körper oder ein Gefühl für die Zeit verbracht. Jetzt war Sommer und ich war absolut nicht drauf vorbereitet. Ich fuhr mir mit den Fingern durch den schwarzen Bob, für den ich mich entschieden hatte.
Ein paar Männer johlten mir irgendetwas hinterher, während ich mich durch die schmutzige Bar kämpften. Doch ich verstand die Sprache nicht, die sie sprachen. "Er ist nicht zu verfehlen. Wenn er so weitermacht, dann werden wir uns eines Tages alle vor ihm fürchten müssen. Besonders auf Frauen wirkt wer verdammt anziehend." , hatte der zahnlose, alte Mann draußen gesagt und ich konnte nicht leugnen, dass mich eine echte Neugierde gepackt hatte. Was war an dieser Seele, die Seele eines einzigen Drogendealers so verlockend, dass der Teufel sie um jeden Preis wollte ?
Langsam merkte ich das beständige Pochen unter meiner Haut, der pulsierende Schlag in meinen Ohren und meine geschärften Sinne. Die Jagd hatte begonnen. Das stille Verlangen erfüllte meinen Körper und verbannte zugleich alle Gefühle, die nichts mit Hass und Bosheit zu tun hatten. Vollkommene Gleichgültigkeit rückte an ihre Stelle und ich ließ es geschehen. Ich hatte es ihm schließlich versprochen. Ich würde alles tun, was du von mir verlangst, mein Lord. Dies waren meine Worten gewesen und nun würde ich sie in die Tat umsetzen.
Ich folgte einfach meinem Instinkt. Er würde mich zweifelsfrei zum Richtigen führen. Wie ferngesteuert führte mich mein Sinn zu jenem jungen Mann, der dazu bestimmt war zu sterben. Der besagte Dealer saß alleine an einem Tisch in der hintersten Ecke und schien seinen Joint zu genießen. Der Rauch roch noch süßlicher, als der der anderen. Oder bildete ich mir das nur ein? Gedankenverloren blickte er an die Wand. Die Pupillen in seiner braunen Iris waren geweitet und doch wirkte sein Bild anwesend und aufmerksam. "Einer der Großen.", hallte die Stimme des fremden Mannes in meinem Kopf wieder. Wollte er sie darum haben?
Ich packte den leeren Stuhl an seinem Tisch und ließ mich drauffallen. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen blies er mir eine neue Ladung Rauch ins Gesicht. Ich fühlte mich auch schon seltsam benebelt.
"Sie sagten mir, ich könnte dich nicht verfehlen. Und tja, sie hatten Recht.", hauchte ich ihm entgegen. Sein Blick glitt langsam und voller Verachtung zu mir hinüber. Als wäre ich nur eine lästige Fliege, die es zu verjagen ging. Voller Erwartung blickte ich ihn an, um ihm klarzumachen, dass ich nicht so schnell das Weite suchen würde.
"Was willst du?" Seine Stimme war viel zu kratzig für einen so jungen Menschen. Entweder hatte er früh angefangen zu rauchen oder er zog einfach zu oft an einer Zigarette. "Was ich will?" Ich lachte. "Was wollen den die meisten Leute von dir?" Er machte ein überraschtes Gesicht, zog noch einmal an seinem Joint und wandte sich dann mir zu. Sein Blick war nun intensiver. Ich hatte seine Aufmerksamkeit. "Ich habe viel zu bieten.", murmelte er ohne mich aus den Augen zu lassen.
Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln. "Kommen die Leute nicht wegen Gras und Spaß zu dir?" Ich fixierte seine Augen und er meine. Es war ein interessanter Flirt. "Das stimmt." Eine neue Ladung Rauch flog mir entgegen. "Aber ich denke, ich muss dir nicht sagen, dass ich bestimmte Damen und ihre Dienste ablehne oder?" Mit gespanntem Erwarten lehnte er sich zurück. Er war gut, verdammt gut. "Woran hast du es erkannt?", fragte ich und wahre Neugier sprach aus mir. "Das du keine Hure bist?", er lachte. "Deine Augen, Süße. Sie sind liebevoll, auch wenn viel Dunkelheit dahintersteckt." Ich zog eine Augenbraune hoch. Auch wenn ich versuchte, meine Bewunderung zu verstecken. Sein arrogantes Lächeln zeigte mir, dass er mich ertappt hatte.
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Between You and Hell
FantasyDoch trotzdem entgingen mir die schwarzen Flecken nicht. Ich sah sie, bevor ich die Person wahrnahm. Ich spürte sie, es glich einem Vibrieren, einem stillen Verlangen. ___________________________________________ Annea hat für die große Liebe, ihre...
