Prolog

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1808

Die Finger des Pianisten flogen nur so über seinen prächtigen Flügel und die Geiger spielten so schnell, dass meine Augen die Bewegungen kaum wahrnehmen konnten. Ich atmete tief ein und versuchte die Musik in mir aufzunehmen. Diesen wunderschönen Klang in mir zu verinnerlichen. Sie zu einem Teil von mir werden zu lassen. Die Musikanten wurden schneller und schneller und umso mehr spürte ich sie, die Musik. Sie klang in mir nach. In meinem Kopf und in jeder einzelnen Faser meines Körpers. Sein Händedruck wurde stärker und er lenkte mich, so schnell wie die Musik es uns vorgab, in eine elegante Linksdrehung. Er war ein exzellenter Tänzer im Gegensatz zu mir. Ich musste schrecklich aufpassen, dass ich nicht über meine eigenen Füße stolperte oder auf mein ausladendes Kleid trat, dass mir so im Weg umging. Ich war viel zu sehr mit der Musik beschäftigt. Ich wollte sie immer noch aufsagen, damit ich sie niemals vergaß.

"Es gefällt Ihnen." Er holte mich aus meinen Gedanken zurück. Ich strahlte ihn an. "Es ist mein Lieblingsstück von Mozart." Sein Lächeln wurde noch breiter, als hätte ich ihm mit dieser Aussage eine überaus große Freude bereitet. Der Pianist der meiner Meinung nach Mozart in nichts nachstand, ließ mich auch die ganzen Menschen um mich herum vergessen. Das sie uns zusahen, um uns herumtanzten, das wir den Mittelpunkt bildeten. Das Stück wurde immer schneller und schneller und würde zweifelsfrei bald den Höhepunkt erreichen. Als hätte er meine Gedanken gelesen, packte er mich an der Taille, so gut wie es bei diesem Kleid möglich war. Ich mochte es nicht, doch als ich gesehen habe, wie er mich mit diesem Funkeln in den Augen betrachtet hatte, als ich gekommen war, war alles vergessen.

"Passen Sie auf", flüsterte er an mein Ohr und sein Atem streifte mich. Ich wollte noch etwas einwenden, doch da stemmt er mich schon in die Luft. Reflexartig streckte ich meine Arme seitlich aus und vergaß fast zu atmen, bei der unfassbaren Schönheit, die ich sah. Ein Meer aus bunten, wirbelnden Kleider und Kreisen aus Paaren, die um uns herum tanzten, perfekt aufeinander abgestimmt. Das Funkeln der Kronleuchter hoch oben an der Decke war atemberaubend. Und da fragte ich mich, wie ich so etwas hassen konnte. Es fühlte sich an, als müsste ich vor Glück platzen. Manche Leute sahen zu mir auf, auch noch als ich langsam wieder heruntergelassen wurde. Die Musik wurde leiser und langsamer. Es war vorbei, doch das wollte ich nicht. Manche Paare hörten schon auf zu tanzen. Er zog mich zu ihm hin. Seine goldbraunen Augen fanden meine. "Noch nie habe ich einen derart schönen Tanz gehabt." Ich errötete. Er strich mir ein Haar aus dem Gesicht. "Ich habe auch noch nie einen so wunderschöne und intelligente Frau, wie Sie getroffen." Ich hatte das Gefühl, jemand drückte meine Luftzufuhr ab oder vielleicht wusste ich auch einfach nicht mehr, wie das Atmen funktionierte.

"Würden sie mir nochmal einen Tanz schenken?" Sein Lächeln war das Schönste, das mir je untergekommen war. "Wie könnte ich da nur nein sagen. Aber bitte, nennen Sie mich doch Annea" Und schon waren wir wieder unterwegs und dann streifte mich der Gedanken, dass könnte ich bis in alle Ewigkeit tun. Mit ihm zu Mozart zu tanzen und währenddessen in diese unsagbar hübschen Augen blicken....

Between You and HellOù les histoires vivent. Découvrez maintenant