4 - Wahllos

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"Ich habe gar keine Wahl, richtig?" Noch nicht ganz sicher, ob ich das süß oder anstrengend finden sollte, nestelte ich an meiner Sporttasche herum. Eigentlich hatte ich die nur für den Schulsport dabei gehabt, war im Nachhinein aber durchaus dankbar dafür.

Kenma zuckte mit den Schultern. „Mich schleppt er seit Jahren mit zum Training, aber es stört mich auch nicht sonderlich. Ab und an macht es sogar tatsächlich Spaß. Kommt ganz drauf an, gegen wen wir spielen."

„Ach, dann bist du also auch nicht ganz freiwillig hier? Wer schleppt dich denn zum Volleyball?"

Wir liefen mittlerweile einige Straßen entfernt unsere Schule durch die Gassen Tokios und ich genoss die letzten Sonnenstrahlen, die mich an der Nasenspitze kitzelten.

„Kuroo." Der Blonde warf mir einen vielsagenden Blick zu. „Wer denn sonst? Dich hat er jetzt schließlich auch am Hacken."

So hätte ich das jetzt zwar nicht ausgedrückt, aber ich widersprach ihm auch nicht. „Kennt ihr euch schon lange?"

„Sehr lange." Beinahe schmunzelte er, während er kunstvoll die Augen verdrehte. „Wir sind unser Leben lang schon Nachbarn. War wohl Schicksal, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. So funktioniert das bei besten Freunden wohl."

Beste Freunde also. Ich hatte eine gewisse Zuneigung zwischen den beiden ausmachen können, hatte aber nicht gewusst, sie richtig zuzuordnen.
Das ergab irgendwie Sinn.

„Klingt perfekt", gab ich unbedacht zurück und merkte sofort, dass Kozume mir einen schiefen Seitenblick zuwarf. „Also, dass ihr nebeneinander lebt. Sorry", nervös fuhr ich mir durchs Haar, „das klang merkwürdig. Ich rede oft, bevor ich denke."

Er lachte leise in sich hinein. „Von der Sorte kenne ich noch einen."

„Kuroo wirkt durchaus sehr überzeugt von seiner Meinung", nahm ich den Gesprächsfaden weiter auf. „Ich schätze also, aus der Nummer komme ich nicht mehr wirklich raus."

Kenma zuckte erneut nur mit den Schultern. „Vermutlich. Würdest du es schlimm finden?"

In seiner Gegenwart fühlte es sich nicht falsch an, lange nachzudenken, weshalb ich mir tatsächlich die Zeit nahm, mich ernsthaft mit seiner Frage zu beschäftigen. Schließlich schüttelte ich den Kopf. „Ich glaube nicht. Ihr seid ein sympathischer Haufen."

„Ein sympathischer Haufen Idioten." Er zwinkerte mir zu, wodurch ich rot wurde. „Ich weiß doch, dass es dir auf der Zunge lag."

Unschuldig hob ich die Hände. „Das waren jetzt deine Worte, nicht meine, aber wenn ich so drüber nachdenke, habe ich schon sehr viele Idioten getroffen und niemand davon war mir gegenüber so offen oder überhaupt nett gewesen, wie ihr."

„Klingt nach einer geilen Kindheit", Kenma klang trotz des trockenen Tonfalls irgendwelche verständnisvoll.

„Du hörst dich an, als könntest du mir da auch einige Geschichten erzählen", buxierte ich das Thema schön von mir zu ihm. Ganz unauffällig.

Kenma hingegen war keineswegs unauffällig, als er antwortete. „Lass uns nicht mit so einem Scheißthema den Abend beenden. Wir leben schließlich jetzt und nicht vor zwei, drei Jahren."

Da hatte er recht, aber für eine ausgiebige Konversation darüber fehlte uns ohnehin die Zeit, denn die nächste Gabelung teilte unsere Wege.

„Dann sehen wir uns in der Schule, denke ich mal", verabschiedete ich mich lahm und Kenma grinste schon wieder.

„Noch enthusiastischer kann man auch nicht mehr klingen", merkte er an und sah seine Straße entlang. Dabei sackten seine Schultern ein. „Nicht, dass ich so viel besser wäre, aber immerhin bin ich ein netter Kerl. Wenn ich dich morgen auf dem Gang rumirren sehe, werde ich dich immerhin adoptieren und deine Leibgarde spielen." Sein Grinsen wurde schüchterner. „Deine sehr schwächliche Leibgarde."

***

Auf dem restlichen Weg nach Hause hatten meine Gedanken gerast, dabei waren es höchstens noch fünf Minuten gewesen. Dafür aber sehr ausgiebige fünf Minuten.

Kenma Kozume schien ein angenehmer Mensch zu sein. Nicht allzu emotional und erst recht nicht euphorisch, aber dennoch ziemlich sympathisch.

Daneben hatte ich vor Kuroo hingegen einen gewissen Respekt. Der Typ war wesentlich größer als ich, mindestens doppelt so trainiert wie ich und einen ganzen Haufen selbstbewusster als ich. Das war ja alles gut und schön für ihn, aber mich verunsicherte es - zu recht, wie ich fand. Ich hatte mit Typen wie ihm schlechte Erfahrungen gemacht, die ich definitiv nicht wiederholen wollte, daher war ich lieber vorsichtig.

Als ich vor meinem neuen Zuhause stand, daran musste ich mich noch gewöhnen, merkte ich, dass ich nicht alleine vor der geschlossenen Tür stand.
Chica, die kleine Perserkatze der Familie, schenkte mir einen filmreifen Dackelblick - oder Perserblick, wie man es nehmen wollte - und schmiss sich mit einer solchen unerwarteten Entschlossenheit gegen meine Beine, dass ich erschrocken einen Schritt nach hinten stolperte.

"An deiner Stelle würde ich sie reinlassen." Bei seiner dunklen Stimme schrak ich zusammen.

————

Also ich wäre ja schon freiwillig in Nekomas Volleyball Club, da bin ich ganz ehrlich.

Du nicht auch? 😉

Ich konnte natürlich die Nekoma Geschichte nicht ohne Katzen lassen. So here you go! Chica! Ich liiiieeebe Perserkatzen! 🐱🐱

Peace out and bye bye ✌🏻

Deine Leah 🌼

SternengewitterWhere stories live. Discover now