12 - Kuroo-ig

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"Aus diesem Grund haben wir eine gebrochen-rationale Funktion. Das sollte jetzt jedem klar sein, oder nicht? Ansonsten bitte ich euch, auf euch aufmerksam zu machen." Unsere Lehrerin stand mal wieder vor einer beinahe stummen Klasse. Nach einer knappen Woche an dieser Schule konnte ich schon bestätigten, dass Mathe nicht das Interesse der meisten weckte. Allerdings war das genauso wie in meiner alten Klasse. Nicht wirklich überraschend.

"Weiß jemand, was wir daran ändern müssten, damit wir eine Hyperbel erhalten würden?"

Sofort schoss eine ganz bestimmte Hand nach oben, die ich mittlerweile bereits im Augenwinkel identifizieren konnte.

„Niemand außer Kuroo? Ich weiß, dass er mir dabei helfen kann. Was ist mit euch anderen?" Sie schaute flehend durch die Reihen, aber keiner rührte auch nur eine Wimper. „Was ist mir dir, Kigawa? Was denkst du?"

Erschrocken sah ich nach oben. Röte stieg mir in die Wangen, wofür ich mich am liebsten Tausend Mal verflucht hätte. Natürlich lag Kuroos Aufmerksamkeit jetzt auf mir. Wieso tat sie mir das an?

„Wir müssen die Potenz von x auf einen geraden Exponenten bringen?"

Sie schaute beinahe stolz. „Ganz genau. Sehr gut! Probieren wir es doch gleich mal aus."

Und so ging der Unterricht weiter. Ich traute mich, mehr zu sagen, was es tatsächlich um einiges interessanter machte. Außerdem merkte ich, dass mir Kuroo einige bewundernde Blicke zuwarf, die ich nicht ganz deuten konnte, aber die mich irgendwie nervös machten. Es war beinahe eine two-man-Show, weil sich sonst keiner zu Wort meldete.

Als dann endlich der Gong einsetzte, packte ich eilig zusammen. Jetzt war ich nämlich doch extrem aufgefallen - also musste ich mich hinter meinen Haaren verstecken. Ganz offensichtlich.

"Der kleine Hase kann also Mathe." Seine dunkle Stimme riss meinen Kopf nach oben. Natürlich stand Er vor mir. Wer auch sonst? Auf einmal nahm ich meinen Herzschlag stärker in meiner Brust wahr. Alles wirkte auf einmal intensiver. Aber vor allem wirkte seine Nähe irgendwie ... näher.
"Du siehst aus, als hätte ich dir die Sprache verschlagen."

"Wisch dir dieses Grinsen sofort wieder aus dem Gesicht, Kuroo. Es liegt daran, dass ich einfach ein wenig müde bin", verteidigte ich wie aus der Pistole geschossen, was ich an seinen blitzenden Augen ablesen konnte.

"Dann muss das ein ganz schöner Alptraum gewesen sein, so wie du schaust."

Seufzend fuhr ich mir übers Gesicht. Tatsächlich war meine Antwort zwar Ausrede, aber nicht wirklich eine Lüge gewesen. Wie so oft hatte ich von meinem Vater geträumt - und wie so oft war ich schweißgebadet wieder aufgewacht. Die Erinnerung an ihn brachte mich zurück in diese Zeit. Die Gefühle fraßen mich regelrecht auf, sobald ich sie zu lange zuließ. Daher tat ich das auch nicht.

"War es, glaub mir." Das erste Mal erwiderte ich seinen Blickkontakt ohne zu zögern. "Können wir dieses Thema bitte lassen? Ich habe meine Gründe, hier zu sein." Ehrlich gesagt hatte ich ihn schon mehr preisgegeben, als mir lieb war. Es wäre besser für ihn jetzt zu schweigen. Sonst würde sein Hässchen nicht länger ein Hässchen bleiben. Oh verdammt, jetzt nannte ich mich schon selber so.

Kuroo musterte mich interessierter als zuvor. Jedenfalls bildetet ich mir das sein. Hatte er gemerkt, wie kalt ich geworden war?
"Dann lassen wir das lieber. Wir müssen sowieso weiter. Chemie ist in den 400er Räumen, richtig?"

Er hatte recht. Natürlich hatte er das. Allerdings hatte ich Physik statt der Chemie gewählt, weshalb er diesen Pfad wohl alleine bestreiten musste.

"Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber unsere Wege trennen sich hier. Ich gehe zu Physik", antwortet ich schüchtern und bekam die Kuroo-igste Antwort, die ich mir in der Situation hatte vorstellen können.

"Du verlässt mich für so eine nutzlose Wissenschaft?" Sein Entsetzen brachte mich zum Lachen. "Schämen solltest du dich. Hoffentlich triffst du beim Training später die bessere Entscheidungen. Ansonsten wirst du mir also doch noch zu Füßen liegen."

Weil er jetzt auf diese Aussage meinerseits vor ein paar Tagen zurückkam, errötete ich leicht.
Er zwinkerte mir wissend zu, bevor er sich umdrehte und verschwand.

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⏰ Last updated: Jan 17, 2023 ⏰

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