Cleo und Clarke fanden sich auf den Betten einer Krankenstation wieder, ihre Handgelenke gefesselt von eiskalten Handschellen, die sie mit den starren Metallgestellen verbanden. Die Spannung in der Luft war greifbar, als die Tür knarrend aufging und eine Frau in einem weißen Kittel gefolgt von einem älteren Herrn den Raum betrat. Ein schwaches Lichtspiel tanzte über ihre Gesichter, während sie sich den beiden Gestrandeten näherten.
"Herzlich willkommen, Clarke, Cleo", begrüßte die Frau die Mädchen mit einem sanften Lächeln, das in ihren Augen eine Spur von Mitgefühl trug. Ihre Worte versuchten die Kälte des Raumes zu durchbrechen: "Wie geht es deinem Arm und deinem Bauch?" Doch die Mädchen schwiegen, als ob ihre Worte von den kalten Wänden der Station verschluckt wurden. Die Frau trat näher, und mit einem leicht amüsierten Ton fügte sie hinzu: "Ihr seid nicht sehr gesprächig, was?"
Der ältere Herr gesellte sich zu ihnen und meinte mit einer Prise Ironie: "Eine Fähigkeit, die sie offensichtlich von den Wilden übernommen haben. Das ist okay... Maya hat sowieso zuerst etwas zu sagen."
Maya, das Mädchen mit dem bedrohlichen Blick, trat vor. "Ihr wärt die nächsten gewesen, die aus der Quarantäne gekommen wärt. Noch zehn Minuten und ihr..." begann sie, bevor der ältere Herr sich mit einem Räuspern zu Wort meldete. Maya sprach aus, was sie eigentlich sagen wollte: "Ich werde keine Anzeige erstatten."
Der ältere Herr stellte sich als Dante Wallace vor und deutete Clarke an, ihm die Hand zu reichen. Clarke ergriff sie und entdeckte dabei schwarze Punkte, wie Ölfarbe, auf seiner Hand. "Das ist Ölfarbe", erklärte Wallace. "Ja, richtig. Du bist auch eine Künstlerin." Clarke erhob sich neugierig und fragte: "Woher wissen Sie das?"
"Von euren Leuten", antwortete Präsident Wallace mit einem durchdringenden Blick. "Sie sagen alle, du seist auch ihr Anführer. Sieht so aus, als hätten du und ich viel gemeinsam. Und du," er wandte sich an die braunhaarige junge Frau, "ihre stille, aber fähige Beraterin."
"Wo ist meine Uhr?" fragte Clarke, und Cleo griff automatisch an ihren Hals – die Kette war weg. "Tut mir leid. Aber wir können keine kontaminierten Gegenstände in Mount Weather lassen", erklärte Präsident Wallace. "Das können wir nicht riskieren. Unsere Regeln sind sehr streng, Clarke, Cleo. Sicherheit geht immer vor Sentimentalität." Cleos Blick wurde sofort traurig und wütend zugleich; sie hatte es ihrer Mutter versprochen – es war das letzte, was sie von ihr hatte.
"Wie viele von uns haben Sie verhaftet?" wollte Clarke wissen. "Achtundvierzig, euch eingeschlossen", antwortete der Präsident. "Aber ihr habt das falsch verstanden. Sie sind keine Gefangenen. Wir haben euch gerettet."
"Dann können wir ja gehen", entgegnete Clarke. "Wenn wir achtundvierzig sind, dann gibt es da draußen noch viele mehr."
"Die Patrouille hat jeden mitgenommen, den sie gefunden hat", erklärte Präsident Wallace. "Was ist mit der Ark? Sie kam letzte Nacht herunter", hakte die Blondine nach, während Cleo unsicher nickte. Konnten sie diesen Leuten wirklich vertrauen?
"Wir haben es gesehen. Zahlreiche Einschläge über 250 Quadratkilometer verstreut. Wenn es Überlebende gibt, werden wir sie auch herbringen. Ihr habt mein Wort."
"Ich will... Wir wollen unsere Leute sehen", forderte Clarke, und Cleo nickte heftig mit dem Kopf.
"Ja, natürlich. Das würde ich auch wollen", sagte der Präsident. Ein Koffer wurde hereingerollt, geöffnet, und darin befanden sich Kleidung, Schuhe und Schmuck. Die beiden Mädchen waren erstaunt. Sie hatten nicht viel auf der Ark und noch weniger auf der Erde, vor allem nicht an Kleidung.
"Zieht euch um, wir sehen uns in der Halle", sagte Wallace. "Kommt, lasst uns gehen. Lassen wir Clarke und Cleo etwas Privatsphäre."
Cleo ließ ihren Blick über die Auswahl an Kleidungsstücken in dem geöffneten Koffer schweifen. Inmitten der begrenzten Möglichkeiten auf der Ark und den spärlichen Habseligkeiten auf der Erde erkannte sie die Chance, sich zumindest für einen Moment ein Stück Normalität zurückzuholen. Nachdenklich strich sie über die Stoffe, bevor ihre Finger schließlich an einer schwarzen, eng anliegenden Jeans hängenblieben. Die Textur fühlte sich vertraut an, und sie ahnte, dass diese Hose nicht nur ihre Beine umschließen, sondern auch eine Art Schutzschild für ihre Gefühle sein könnte.

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CLEOPATRA || ᵗʰᵉ ¹⁰⁰
Fanfiction"𝐖𝐄 𝐀𝐑𝐄 𝐉𝐔𝐒𝐓 𝐇𝐔𝐍𝐓𝐄𝐃 𝐁𝐘 𝐓𝐇𝐄 𝐓𝐇𝐈𝐍𝐆𝐒 𝐖𝐄 𝐃𝐎 𝐍𝐎𝐓 𝐖𝐀𝐍𝐓 𝐓𝐎 𝐀𝐂𝐂𝐄𝐏𝐓." Cleo und Bellamy. Bellamy und Cleo. Man könnte fast sagen, sie sind Jack und Rose auf einem sterbenden Schiff, nur eben im Weltraum. Sie aus de...