Kapitel 2

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Vertonung unten im Kapitel

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Als er über das Flohnetzwerk nach Hause gereist war, fühlte sich Draco Malfoy, als würde er erfrieren. Erst am Morgen hatte er die Dosierung seiner Tränke verdoppelt, bevor er das Manor verlassen hatte. Aber ihre Wirkung hatte quasi in dem Moment nachgelassen, als Granger sich dazu entschied ihn anzufassen. Er war immer sehr vorsichtig gewesen, was das betraf und hatte immer mindestens eine Armlänge Abstand zu ihr gewahrt.

Nach Monaten von schleichenden Qualen, hatten ihre Hände auf ihm plötzlich alles gerade gerückt. Sie war so warm und sanft und ihre Berührung allein brachte die Farbe zurück in seine Welt. Sie anzuschnauzen, um sie von ihm fernzuhalten hatte sich angefühlt als würde er sterben. Er hätte sich genauso gut das Herz aus seiner Brust reißen können, um es ihr darzubieten. Jede Faser seines Körpers schrie danach sie an sich zu reißen und sein Gesicht in diesem absurd lockigem Haar zu versenken. Es hätte den Schmerzen Einhalt geboten, wenn auch nur für den Moment.

Alles im Manor schien unglaublich dämmrig, als er den Kamin verließ. Aber als der Lumos Maximus das Zimmer nicht erhellte, bemerkte er verzweifelt, dass er kaum noch sehen konnte.

„Miffy", rief er und die Hauselfe apparierte in den Raum. Zumindest glaubte er, dass die Elfe appariert war, auch wenn er das Geräusch, das beim Apparieren verursacht wurde, nicht wahrgenommen hatte. „Hol meinen Trank, die doppelte Menge der aktuellen Dosis."

Sein Magen rebellierte bei dem Gedanken, auch nur einen weiteren Tropfen von diesem grässlichen Zeug zu konsumieren. Er hatte bisher eine Flasche alle sechs Stunden eingenommen. Miffy tauchte wieder auf und wrang ihre Hände.

„Es tut Miffy Leid, es gibt nicht genug Trank um die Dosis zu verdoppeln. Miffy kann nur anderthalb Dosen bringen."

„Gut", sagte er und schnappte sich den großen Becher aus ihren Händen, „geh zu Jenkins und lass ihn wissen, dass ich eine weitere Palette brauche und zwar innerhalb der nächsten sechs Stunden. Und sag ihm auch, dass ich die Dosierung weiter erhöhen muss."

Miffy verschwand und Draco ließ sich selbst für einen Moment gegen den Kaminsims sacken, bevor er sich zwang den Becher gegen seine Lippen zu pressen.

Es fühlte sich an, als tränke er Maden. Der Trank war schleimig und blubberte, als er langsam über seine Zunge kroch und anschließend seine Kehle hinab rann. Das was dem Trank vom Geruch her am nächsten kam, war eine Mischung aus Blut, Schmutz und einer öffentlichen Toilette. Und schmecken tat er, als wären Sardinen mit Zitronenschalen püriert worden. Er zwang sich dazu, sich nicht auf den Perserteppich zu übergeben. Aus Erfahrung wusste er, dass es noch schlimmer war, wenn es wieder hoch kam.

Als sich sein Magen beruhigt hatte, schloss er seine Augen und spürte, wie der Trank langsam zu wirken begann. Er hörte auf zu zittern und der Raum wurde durch ein warmes Licht erleuchtet, als er seine Augen erneut öffnete.

„Draco?" Er drehte sich um. Seine Mutter starrte ihn an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht wirkte angespannt und gequält. Als er ihrem Blick nach unten folgte, bemerkte er, dass sie auf den großen Becher in seinen Händen starrte. Er ließ ihn sofort hinter seinem Rücken verschwinden.

„Du bist heute früh zu Hause. Ist alles ok mit dir?" Ihre Stimme zitterte. Sie schien immer zu zittern, wenn sie mit ihm sprach. Zumindest, seit sie ihm einmal zugesehen hatte, als er blind in den Salon gestolpert war und nach Miffy rief, damit sie ihm seinen Trank brachte. Erst nachdem er ihn genommen hatte, war ihm klar geworden, dass er vor seinen Eltern gestanden hatte, die ihn im stillen Entsetzen angesehen hatten, während sie begriffen. Seine Mutter hatte danach über Tage hinweg in ihrem Zimmer geweint.

Liebe und andere UnglückeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt