Kapitel 10

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Irgendwann begann Hermione wieder zu Bewusstsein zu kommen. Ihr Kopf fühlte sich bleiern an. Sie rutschte etwas, als sie versuchte aufzustehen, aber ihre Arme ließen sich nicht bewegen.

Sie erstarrte. Der Nebel in ihrem Verstand schwand, als die Umgebung in der sie sich befand, alarmiert in sich aufzunehmen versuchte.

Das hier war nicht das St. Mungos. Sie war in einem dunklen Raum, gefesselt, ihre Arme an den Stuhl gebunden.

Sie sah sich genau um und notierte innerlich alles, was sie erblicken konnte. Es war das Schlafzimmer eines verlassenen Hauses. Ein uraltes Bett mit einem großen verstaubten Betthimmel befand sich zu ihrer Rechten. Das Licht war trübe, als es das verschmierte Glas und wuchtigen Vorhänge passierte. Es musste Stunden her sein, seit sie ihr Bewusstsein verloren hatte.

Eine erkaltete Feuerstelle lag zu ihrer Linken. Die schwere Tür, die aus dem Raum führte, war leicht geöffnet. Der Raum war seltsam kalt und klamm für einen Sommertag. Es war ein altes Zaubererheim, da war sie sich sicher. Das Gefühl von uralter, verflogener Magie hing über allem, wie ein Leichentuch.

Sie probierte ihre Handgelenkte leicht zu drehen, um die Seile zu testen. Diese schnitten zwar ihren Blutkreislauf nicht ab, aber die Knoten waren dennoch fest und bissen stark genug in ihre Haut, um sie nicht loswerden zu können. Sie verrutschte abermals in ihrem Stuhl. Wenn er alt war, wäre es möglich, dass er brüchig war. Sie zog mit ihren Armen stark an, um zu überprüfen ob er irgendwo morsch war.

Als sie sich drehte um ihre Fesseln zu prüfen, versuchte sie sich zu erinnern. Wer hatte sie entführt? Konnte es eine Rache dafür sein, dass sie das GWR durchgebracht hatte?

Es musste der Tee gewesen sein. Dessen Geschmack war ihr von Anfang an seltsam vorgekommen.

Pansy!

Pansy hatte den Tee auch getrunken.

Sie streckte ihren Hals und versuchte sich umzusehen, ob die Reporterin irgendwo hier im Raum war. Sie war allein.

Erneut versuchte sie sich zu konzentrieren. Ihr Gehirn fühlte sich immer noch etwas unscharf an. Pansy hatte sie ins St. Mungos gebracht, das war das letzte, an das sie sich erinnerte. Irgendwie waren sie wohl auf dem Weg dorthin entführt worden.

Sie zermarterte sich den Kopf, im Versuch, sich an irgendetwas anderes zu erinnern - irgendwelche Details, die sie vergessen hatte.

„Schon wach?"

Sie riss ihre Augen auf.

„Pansy?", keuchte sie und sah die Frau vor sich erstaunt an. Pansy Parkinson sah so zerbrechlich aus, als könne sie jeden Moment in tausend Teile zerspringen. Ihren Zauberstab hielt sie fest, mit einer ihrer Fäuste umklammert. Sie blicke hinunter zu Hermione mit einem unleserlichen Gesichtsausdruck.

„Geht es dir gut?", fragte Hermione, „was ist passiert? Wo sind wir?"

Pansys Gesicht veränderte sich ein wenig.

„Hast du es immer noch nicht kapiert?", ihr Tonfall klang beinahe mitleidig.

Hermione starrte sie an, dann weiteten sich ihre Augen.

„Pansy, was wird das hier?", fragte sie leise.

„Ich rette Draco", antwortete Pansy ihr angespannt.

„Weißt du", erklärte sie, als sie zu dem düsteren Fenster ging, „ich war immer in ihn verliebt, sogar schon vor Hogwarts. Ich war so sicher, dass wir irgendwann zusammenfinden würden. In der Schule habe ich wirklich alles getan, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Aber es hatte nie funktioniert. Ich meine, wir sind miteinander ausgegangen, aber für ihn war das nie etwas ernstes. Und dann, nach dem Krieg, habe ich gedacht, dass wenn ich nur lang genug warte, er nach einer Weile realisieren würde, dass ich immer für ihn da war und dass ich ihm wichtig bin, dass er ohne mich nicht Leben könnte - und dann würde er von selbst zu mir kommen. Und wir würden ein Paar werden, glücklich, bis ans Ende unseres Lebens. Ich bin sogar Journalistin geworden, weil ich dachte, dass das ein Zugewinn für seine Familie wäre. Hermiones Verstand raste. Pansy hatte sie entführt. Wegen Malfoy! Sie konnte nur nicht verstehen warum. Hatte Pansy den Eindruck, dass Hermione irgendeine Art Konkurrenz für sie darstellte und würde Malfoy davor 'retten' seine Blutlinie mit ihr zu beschmutzen?

Liebe und andere UnglückeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt