Hört mir zu und schweigt für einen Moment und bedenkt meiner Worte.
Kinder, lasst mir euch erzählen von der verschmähten Liebe.
Reife, lasst mir euch vortragen, wenn der die Göttin die des seinen nimmt.
Alte, lasst mir euch berichten, wenn der Gott sich wendet gegen seine Göttin.
Lasst mich euch von ihrem Kampf berichten.
Wenn die Göttin sich sieht gezwungen zu handeln,
Getrieben von den Eintracht,
Gerufen vom Leben,
Sich ihres Schicksals zu bedienen.
Wenn der Gott sieht die wahre Natur seiner Geliebten
Um zu wissen, was sich in ihr bildet,
Während er die Sicherheit findet und verliert.
Sie wird kommen,
Sie wird fallen,
Er wird sehen,
Er wird verlieren.
Die Göttin wird verfallen ihres Schicksals Drang,
Und der Gott wird sehen seine Not,
Wird kämpfen um der Seinen Recht,
Wird erliegen des auch seinen Drangs.
Und das alles, wenn die Göttin unter uns ist.
Nevas Erwachen
Herbst, 3.123 nach dem Erwachen der Götter
Die leuchtende Morgenröte stieg Melia ins fahle Gesicht, setzte sich auf ihrer noch blassen Haut ab und ertastete mit ihren unscheinbar durchsichtigen Armen jede einzelne Pore ihres Antlitzes. Mit glänzend starren Augen blickte sie dem trügerischen Himmel entgegen und wartete auf das eine Wunder, dass sich nie ergeben würde:
Sie wartete auf seinen brennenden Untergang.
Wenn die Welt, auf der sie lebten, ein jähes Ende fände und die Sonne sich gierig auf die Bewohner dieses Planeten stürzen würde, sie mit Wohlwollen verschlänge, als wären sie Nichts im Vergleich zu den unendlichen Weiten, die hinter den herrschaftlichen Wolken aufzogen. Sie wartete auf ein Zeichen von den Göttern, die dort droben über alles geboten. Ein Zeichen, das ihr sagen würde, wie das Leben mit ihr voranschreiten würde. Ein Zeichen, das ihr zeigen würde, dass sich das Ende zum Guten wendete. Doch insgeheim wusste sie, das eine Antwort auf ihre Fragen nicht zu ihr gelangen konnte. Jeden Abend richtete sie ihre stillen Gebete zu den Göttern. Doch es fühlte sich einsam an mit ihnen sprechen zu wollen, als hätten sie ihr Himmelsreich verlassen.
Melia blinzelte gedankenverloren in die grelle Sonne. Sie war nachdenklich geworden, seit sie die Krankheit aus sich gebannt hatte. Melia schluckte schwer. Sie war nicht die einzige, die sich einer Veränderung unterzogen hatte. Der unscheinbare Barbar wich ihr kaum noch von der Seite, als wäre sie zerbrechlich wie eine Scheibe aus kostbarem Glas. Fast hätte er sie um ihre geliebten Messer gebracht, sie ihr entzogen wie einem kleinen bockigen Kind, doch es war mehr nötig als ein paar strenge Worte um ihr das Liebste zu entreißen. Laut hatte es durch das Wirtshaus geknallt, als sie ihre Hand zum Schlag erhoben und ihm auf die bloße Wangenhaut geschlagen hatte.
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Königstochter
FantasyMelia ist nicht gerade die Prinzessin, die den Vorstellungen entspricht. Im Gegenteil ist sie alles, was eine Prinzessin und Elbin nicht in sich vereint haben sollte. Als ihr Vater sie auch noch mit dem verhassten Erzfeind verheiraten will, dreht si...