Liebe stirbt, wenn Hass und Eifersucht aufblühen (2)

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Ein riesiger Raum kam zum Vorschein, gefüllt mit Hunderten und abertausend geraden, geschwungenen und bemalten Utensilien. Die sich in die Höhe ragenden Regale waren schlicht gehalten, jedoch hatte Caphan die Holzmeister seines Reiches beauftragt einzelne Gravierungen und Erhebungen hinzuzufügen, sodass sie sich von dem Inventar der Niedrigen unter ihm unterschieden.

Gegenüber der Tür befand sich eine riesige Fensterfront. Das ganze Schloss war damit ausgestattet, ohne Licht konnte kein Lebenselb erschaffen. Sie wären fast vollkommen machtlos gegen Feinde, wenn der Mond in der Nacht nicht scheinen würde, um ihnen seine Kraft zur Verfügung zu stellen. Zwar hatten sie eigene Energiereserven, doch durch das Arbeiten mit Licht, dass die Pflanzen zum Wachsen benötigten, wären sie nicht fähig ihre Macht wirken zu lassen, denn sie war stets mit den Lichtstrahlen und den Elementen fest verwoben.

Linus eilte blitzschnell zu einem Regal, kein besonders hübsches, aber gefüllt mit riesigen Behältern für Tinte. Hierfür benutzten sie eingefärbtes Tierblut mit Duftstoffen wie Rose. Nicht jeder konnte es sich leisten, aber hinsichtlich seiner Rangordnung war das für den königlichen Hof kein Problem. Noch einfacher war es für den kaiserlichen Hof. Über allen Arten von Elben standen die Universen. Sie beherrschen jede Art von Kräften, welche die einzelnen Stämme und Königreiche der Elben bändigen konnten. Leider gab es zurzeit keine Universen, da diese erst alle Formen der Elben durchschreiten mussten um als ein Universum wiedergeboren zu werden. Der Zeitpunkt, an dem der erste Elb mit diesen Gaben zur Erde geschickt wurde, wird als Erwachen der Götter bezeichnet und ab diesem Punkt beginnt auch ihre Zeitzählung. Die Göttin Lippina hatte ihnen dieses Geschenk gemacht und durch seinen Mund zu ihnen gesprochen. Aus diesem Ersten entwickelten sich die Mondelben, die einen Teil seiner Gaben mit sich nahmen. Sie besitzen unendliches Wissen und durch eine Erleuchtung sind sie dazu fähig in der Zeit zu reisen, sowie Prophezeiungen und Visionen zu haben. Die direkten Geschwister von ihnen sind die Sonnenelben, welche in die vier Elemente unterteilt werden und diese dementsprechend auch bändigen können. Von den Sonnenelben stammen die Lebenselben ab, welche je nach Können und Begabung Tiere oder Pflanzen erschaffen, sowie die seltene Kategorie Heilen beherrschen. Zuallerletzt gibt es noch die Todelben, welche von den Mondelben abstammen. Sie sind für die Einleitung des Herbsts und Winters zuständig, ein weiterer Punkt ist das Töten, wobei sie das nur begrenzt einsetzten konnten, zu diesem gehört gleichzeitig auch das Wachen über die Todestore.

Caphan hörte das raue Rascheln von Pergament und den leichten Luftzug einer Feder. Schritte hallten ihm entgegen, Linus kam zurück. Mit gebeugtem Kopf lief er an Caphan vorbei und war dabei die zugefallene Tür erneut zu öffnen, um in einen geeigneteren Raum zu wandern, als Caphan ihn mit stumpfer Stimme unterbrach.

„Ich verkünde meine Nachricht hier im Raum, schließe die Türen wieder und hole dir einen Pult zum Schreiben!" Rasche Schritte schlurften über den Boden, ein unangenehmes Quietschen entstand, als Linus einen Pult in Caphans Richtung zog. Das erschöpfte Schnaufen des Sklaven dröhnte durch den Raum, als der Pult endlich vor Caphan zu stehen kam. Der Barbar war noch beim Setzen als der Herrscher bereits mit starrem Blick anfing die Worte zu diktieren, die sein Kopf ersannen hatte. Noch einmal ließ er sich durch den Kopf gehen, ob diese Entscheidung die richtige war, doch wieder kam er zu dem Entschluss, dass seine jetzige Reaktion die beste für alle sei. Linus Hand zuckte und flackerte über das Blatt, schwungvolle Buchstaben zum Besten gebend. Caphan beendete seine Diktierung mit einem erleichterten Seufzer. Die Nachricht war getan, es gab kein Zurück mehr. Linus streckte ihm das Pergament entgegen, dass er eben mit Sand getrocknet hatte, mit demütig gesenktem Kopf darauf wartend, dass Caphan es nahm, um Fehler ausfindig zu machen. Er war es gewohnt, dass sein Herr ihm nicht vertraute und sicher ging, dass seine Worte auch in der Weise aufgeschrieben waren, wie er es verlangte. Langsam glitten Caphans Augen über die sorgfältigen Zeilen. Egal wie erschreckend die Nachricht war, die Wörter schwangen in seinem Kopf hin und her, wundervoll geformt blieben sie in seinem Gedächtnis. Langsam ließ er das Pergament auf den Tisch zurück gleiten Linus hatte seine Aufgabe gut gemacht, er hatte nichts auszusetzten. Er wusste, dass er sich auf den alten Mann verlassen konnte, doch er durfte keine Nachsicht walten lassen, denn sonst würden sie sich bald über ihn stellen. Die Barbaren waren ein gefährliches Volk.

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