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Louisa

Mein Herz schlug mir bis zur Brust als ich mein Kleid angezogen hatte. Raphael würde mir den Reißverschluss noch schließen müssen, dennoch saß es bereits jetzt unfassbar gut. 

Wir hatten uns mittags mit John und Marten besprochen. Auf Fragen der Medien würden wir sagen das ich ein Geschäftspartner war. Die Wahrheit musste niemand erfahren. Das sollte mir nur recht sein!
Die Idee kam von Raphael. Er arbeitete schließlich jeden Tag mit irgendwelchen Menschen zusammen, wieso sollte man uns also nicht glauben?

"Louisa?" rief Raphael von unten.
"Jaaa?" rief ich grinsend zurück.
"Wie lange brauchst du noch?" fragte er.
"Bin soweit fertig. Ich kann nur mein Parfum nicht finden." antwortet ich und griff nach der kleinen Handtasche die perfekte zum Kleid passte.
"Ich hab noch eines von meiner Schwester da, nimm das!" bot er an. Ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte.
"Dann musst du mir nur noch den Reißverschluss zumachen, dann können wir los." lächelte ich als ich die Treppe runter kam.
Raphael war erst nicht zu sehen, kam dann aber eilig aus dem Badezimmer.
"Scheisse schaust du gut aus." murmelte er und musterte mich.
"Danke..." lächelte ich verlegen.
Tatsächlich fühlte ich mich in diesem Kleid auch wirklich schön. Es war bequemer als es aussah und tatsächlich gefiel ich mir darin auch! Eine Seltenheit, denn eigentlich trug ich kaum Kleider, außer bei brütender Hitze.

Als Raphael nach dem Reißverschluss griff hatte er meine Haut gestreift und mir damit eine Gänsehaut auf den Rücken gezaubert.
"Alles gut?" fragte er mit gesenkter Stimme.
Ich nickte, konnte nur schwer Schlucken und versuchte mir nicht anmerken zu lassen das er es mal wieder schaffte, mir ein Gefühl zu geben welches mich zwar verunsicherte, mich aber auch glücklich machte. Es verwirrte mich denn ich trauerte, das durfte ich nicht vergessen!

"Du siehst wirklich Atemberaubend aus." murmelte er nochmal.
"Danke..." flüsterte ich angespannt. Eine Welle der Emotionen überrollte mich. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geschmissen, mir dieses dumme Kleid vom Leib gerissen und mir all die Nähe geholt die mir in den letzten Monaten so sehr gefehlt hatte.
Wir verharrten einen Moment, Raphaels Hand ruhte auf meiner Taille und bewegte sich nicht. Ich konnte nur seinen Atem hören.
"Raphael?" fragte ich flüsternd.
"Ja?" krächzte Er. Ob es ihm gleich ging wie mir?
"Wir sollten los." murmelte ich. Einen Moment war es still dann löste er sich aus der Situation und trat an mir vorbei.
"Sollten wir." stimmte er zu.

-

Ich war erschlagen von all dem Drumherum. Jeder wollte mit Raphael sprechen, Fotos machen oder ein Interview ergattern. Überall waren Kameras zu sehen die auf ihn gerichtet waren und einige fragten tatsächlich nach, wer ich war.
Raphael wirkte dabei unterkühlt, völlig anders als ich ihn bisher erlebt hatte.
Er beantwortete Fragen auf eine Art die ich bewunderte. Nur selten gab er eindeutige Antworten, oft ließ er Dinge auch einfach ein wenig offen.
Als die Sprache auf mich kam, ob ich seine Freundin war, verneinte Raphael gelassen. Er erzählte das wir eine Zeit lang zusammengearbeitet hatten. Wie genau diese Zusammenarbeit aussah ließ er offen.

"Alles gut?" fragte er nach, als sich der Trubel um ihn ein wenig gelegt hatte.
"Ja, es ist nur richtig anstrengend nicht von jemandem über den Haufen gerannt zu werden." lächelte ich und wich erneut aus als jemand auf Raphael zu eilte.
War ich so unsichtbar?

"Das ist übrigens Louisa." stellte Raphael mich vor.
"Oh hi!" nickte der Typ, ignorierte mich dann aber wieder.
Ich schüttelte innerlich den Kopf. Es war schrecklich zu sehen wie sehr alle nach Raphael geierten. Jetzt verstand ich auch was John damals gemeint hatte, als er mir von den Schattenseiten des Fames erzählt hatte.
Wenn sie gekonnt hätten, hätten sie Raphael vermutlich auf die Toilette begleitet und eine Urinprobe verlangt.

"Tut mir leid." murmelte er, als der Typ der es nicht für nötig gehalten hatte sich vorzustellen, endlich abgehauen war.
"Raphael ich weiß nicht wie du das aushalten kannst. Wie unterscheidest du wer dich als Mensch mag und welche nur wegen des ganzen Theaters hier? Ich wäre völlig überfordert.... Ich bin es jetzt schon!" murmelte ich und sah mich um.
Raphael lächelte mich liebevoll an.
"Es gibt Menschen wie dich, sie nehmen ihre Umwelt wahr, nehmen Rücksicht auf die Stimmung seines Gegenübers. Zeigen dabei selbst genauso wie es ihnen Emotional geht. Es gibt aber auch die anderen, so wie der von gerade eben. Er sieht nur mich, nicht meine Begleitung, er fragt und sagt Dinge da weiß ich nach einigen Erfahrungen... Der ist nur so lange in meiner Nähe, bis ich ihm keinen Profit mehr bringe. Wie auch immer das dann wirklich aussieht." erklärte er.

"Lass uns etwas trinken, es ist warm hier... Nicht das du mir umkippst." schlug er vor und schob mich in einen abgesperrten Bereich. Dort sah ich endlich John und Marten. Ich war so erleichtert das ich direkt auf die Beiden zu eilte.
Es war Marten der mich in den Arm nahm.
"Nicht zu John..." murmelte er in mein Ohr.
"Wieso?" fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn.
"Wenn Raphael mit dir zusammen arbeitet... Wieso hängst du dann an John? Die Presse wird das auseinander nehmen." erklärt er kurz angebunden. Die Unterhaltung wurde dann aber auch wieder von Raphael unterbrochen als er eine Hand an meinen Rücken legte in mir ein Glas in die Hand gab.
"Alkoholfrei für den Anfang." stellte er klar bevor er mit mir anstieß.

Wir, in schlechten Zeiten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt