3. Die Winkelgasse

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Während der Beginn des Schuljahres näher rückte, wuchsen allerdings auch wieder Remus' Sorgen. Er hatte sich geschworen, niemals das Risiko einzugehen, während einer Vollmondnacht auch nur in die Nähe von Menschen zu gehen und er konnte nicht verstehen, warum Professor Dumbledore sich so viel Mühe machte, nur damit eine Kreatur wie er nach Hogwarts gehen konnte. In seinem Kopf spielten sich Szenarien ab, was schiefgehen könnte, zumal er nicht wusste wie der für Verwandlungen in Werwölfe geeignete Ort  aussehen mochte. Dafür machte Lyall ihm Mut und bestärkte ihn darin, Professor Dumbledore zu vertrauen. 

Als an einem Morgen in den Sommerferien dann die Liste mit Dingen, die Remus für sein erstes Jahr in Hogwarts brauchte, per Eulenpost ankam, konnte er nicht umhin, sich zu freuen und Lyall versprach, sich in der kommenden Woche einen Tag freizuhalten und mit Remus in die Winkelgasse zu gehen, um alles zu besorgen. Die Winkelgasse war eine hinter einem Pub in London versteckte Straße, in der man alles bekam, was man zum Zaubern so brauchte. Remus war schon ein paar Mal mit seinen Eltern dort gewesen, als er noch kleiner gewesen war, aber daran konnte er sich nicht mehr wirklich gut erinnern. Deswegen fand er es jetzt umso aufregender und konnte es kaum noch abwarten. 

Als es dann endlich soweit war, packte Lyall das kaum genutzte Flohpulver, was in einem Döschen auf dem Kamin stand, wieder aus. Er selbst apparierte zur Arbeit, er verschwand also an einer Stelle, um sofort an einer anderen wiederaufzutauchen, daher nutzte er es nicht, aber um mit Remus in die Winkelgasse zu reisen, war es ideal. Remus hatte noch nie Flohpulver benutzt und kratzte sich nervös am Kopf. 

„Du nimmst einfach eine Handvoll, stellst dich in den Kamin und sagst ‚Winkelgasse', dann solltest du im Tropfenden Kessel rauskommen. Das ist der Pub, hinter dem der Eingang zur Winkelgasse liegt und gleichzeitig der Ort, an dem alle Flohpulverreisenden ankommen. Keine Angst", fügte Lyall noch hinzu. 

Also nahm Remus sich etwas von dem hellen Pulver und kletterte in den Kamin, er holte tief Luft, warf das Pulver auf die Holzscheite zu seinen Füßen und sagte „Winkelgasse". 

Einen Moment sah er, wie grüne Flammen zu seinen Füßen aufloderten. Das darauffolgende Gefühl konnte Remus nicht anders beschreiben, als dass es sich anfühlte, wie in einen viel zu engen Tunnel gesaugt zu werden, nur um mit viel zu viel Schwung auf der anderen Seite wieder herauszuschießen. 

So landete er ziemlich unsanft und voller Ruß auf dem Boden des Tropfenden Kessels. Vorsichtig rappelte er sich auf und klopfte sich den Schmutz von den Kleidern. Einige der im Pub anwesenden Gäste hatten sich bei seiner Bruchlandung umgedreht, aber die meisten hatte sich mittlerweile wieder ihren Gesprächspartnern oder einer Ausgabe des Tagespropheten zugewandt, schließlich kamen andauernd Leute aus dem Kamin. 

Remus sah sich um. Der kleine Raum war mit massiven Tischen vollgestellt, an denen viele Zauberer und Hexen saßen, aber augenscheinlich auch andere magische Wesen, die Remus nicht ganz zuordnen konnte und vermummte Gestalten, was das Ganze etwas gruselig wirken ließ. Auf einem Schild neben dem Eingang stand „Jetzt neu! Unser frischer Kesselkuchen!". Der Pub wirkte etwas heruntergekommen und düster, als hätte man ihn seit ziemlich langer Zeit nicht mehr ordentlich geputzt, dennoch fand Remus, war es irgendwie gemütlich. 

Er hatte allerdings kaum Zeit sich einen Eindruck zu verschaffen, als schon sein Dad im Kamin erschien. Er landete nicht wie Remus auf dem Fußboden, sondern erschien stehend im Kamin und trat im Gegensatz zu Remus auch würdevoll hinaus. 

„Und wie war die Reise?", fragte er Remus schmunzelnd. 

„Oh naja, als ich habe schon bessere Dinge erlebt", sagte Remus, „aber auch schon Schlimmere", fügte er hinzu, aber mit einem Lächeln. 

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWhere stories live. Discover now