15. Inflamari

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Der Tag der Verwandlung war warm und sonnig, einer der letzten schönen Tage des Jahres. Ein lauer Wind rauschte durch die Blätter der Bäume, die mittlerweile in den unterschiedlichsten Orange-, Rot-, und Brauntönen leuchteten. Kaum eine Wolke war am blauen Himmel zu sehen. 

Remus war mittlerweile ziemlich zittrig. Appetit hatte er auch keinen und die Kopfschmerzen hatten zugenommen. Die Große Halle erschien ihm mittlerweile viel zu laut. Sowohl seine Freunde, als auch Professor Flitwick musterten ihn in Zauberkunst besorgt und Remus musste James, Sirius und Peter erneut versichern, dass alles in Ordnung war, er nur dazu tendierte, etwas kränklich zu sein. 

In Verteidigung gegen die dunklen Künste ließ Professor Larsen sie den Schildzauber üben. „Protego ist ein elementarer Schutzzauber. Er kann auch schwerere Flüche abwehren, wenn der Zauberer, der ihn ausführt, mächtig genug ist. Dazu bedarf es aber viel Übung. Ich denke allerdings, dass Sie in ein paar Unterrichtsstunden alle in der Lage sein sollten, leichtere Zauber abzuwehren. Sollte dann also jemand versuchen, sie mit dem Wabbelbeinfluch zu belegen und Sie sind schneller, prallt der Fluch ab und eventuell sogar auf den Gegner zurück." 

Sie übten wieder zu zweit, einer zauberte den Wabbelbeinfluch (Professor Larsen hatte ihnen mittlerweile auch gezeigt, wie man den Effekt wieder rückgängig machte) und der andere versuchte ihn abzuwehren. Remus fühlte sich wirklich nicht danach, einen schwierigen neuen Zauber zu lernen, aber er war entschlossen, nicht wegen einer herannahenden Verwandlung den Unterricht zu verpassen. Als Peter ihn das erste Mal mit dem Wabbelbeinfluch traf, stolperte er und fiel auf den Boden. 

Professor Larsen befreite ihn von dem Fluch und half ihm auf. „Mr Lupin, Sie müssen nicht hierbleiben, ruhen Sie sich aus." 

Doch Remus schüttelte den Kopf. „Nein, nein das geht schon." 

Tatsächlich gelang ihm der Schildzauber wenige Versuche später. Nach dem Unterricht behielt Professor Larsen ihn noch kurz da. „Das war eine beeindruckende Leistung", sagte er. 

„Danke", sagte Remus. 

Professor Larsen musterte ihn einen Moment. „Was mich betrifft, ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie so kurz vor Vollmond im Unterricht erscheinen, Sie können sich ausruhen." 

„Das ist sehr nett, aber ich möchte nicht noch mehr verpassen und... es lenkt auch ab", fügte Remus hinzu. Er senkte den Kopf und musterte seine Schuhe, als gäbe es im Moment nichts Interessanteres. 

„Sie sind sehr tapfer", sagte Professor Larsen. 

Remus blickte auf. Er entdeckte im Gesicht des Aurors keinerlei Abneigung oder Angst. Er hätte noch vor wenigen Wochen nicht gedacht, dass jemand, der wusste, was er war, das einfach so hinnehmen, ja sogar aufrichtig freundlich zu ihm sein konnte. Lyall ausgenommen. Hogwarts war wirklich ein wunderbarer Ort, Professor Dumbledore, Madam Pomfrey, sie alle versuchten ihm zu helfen, obwohl er letztendlich eine dunkle Kreatur blieb und sich einmal im Monat in ein Monster verwandelte. 

„Danke, dass Sie das sagen", sagte Remus. Er hätte gern mehr gesagt, damit Professor Larsen wusste, wie viel es ihm bedeutete, aber er wusste nicht was. 

„Darf ich fragen, wie alt Sie waren, als Sie gebissen wurden?", fragte Professor Larsen. 

„Ich war acht", sagte Remus. 

Professor Larsen nickte. „Definitiv zu jung."


Das Gespräch mit Professor Larsen war irgendwie unangenehm gewesen, auf der anderen Seite wusste Remus es sehr zu schätzen, dass Professor Larsen sich Sorgen machte und vor allem, dass es ihn nicht im Geringsten zu stören schien, dass Remus ein Werwolf war. Wie er darüber sprach, bekam Remus eher das Gefühl, er würde etwas Großartiges schaffen, dabei lag alles, was vor sich ging, vollkommen außerhalb seiner Kontrolle und vor allem war es ganz und gar nicht großartig. 

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt