13. Operation Haustische

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„Nicht so laut, Farin darf nicht aufwachen." 

Es war sehr früh am Donnerstagmorgen. Der Himmel zeigte gerade die ersten Spuren des herannahenden Sonnenaufgangs, im Schloss und auf dem umliegenden Gelände herrschte eine tiefe Ruhe. Die Bäume des Verbotenen Waldes bewegten sich im lauen Septemberwind, doch ansonsten sah man keine Bewegung. Nur im Jungenschlafsaal der Gryffindor-Erstklässler herrschte etwas Hektik und es wurden leise gesprochen. 

„Hast du den Tarnumhang, James?" 

„Natürlich hab' ich den." 

„Okay, dann los." 

Remus, James, Sirius und Peter schlichen sich aus dem Schlafsaal und schlossen so leise wie möglich die Tür hinter sich. 

„Noch ein bisschen lauter und Farin wäre sicher aufgewacht", sagte James. 

„Ich bin gestolpert", sagte Peter. 

„Pscht", machte Sirius. 

Sie liefen die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter und warfen sich dort den Tarnumhang über. Es war gar nicht so einfach, damit durch das Porträtloch zu klettern und nötig gewesen wäre es auch nicht, denn der Korridor war leer. So leise wie möglich schlichen sie durch das Schloss. 

Dennoch erschien Remus jedes Geräusch, das sie machten in den leeren Korridoren unnatürlich laut. Bei Dunkelheit kam ihm das Schloss noch größer und geheimnisvoller vor, als würde es einen nur einladen, es zu erkunden. Er war fasziniert, von all den Geschichten, die diese Mauern verbergen mussten. 

Dieses Mal begegnete ihnen auf dem ganzen Weg niemand, außer dem Fetten Mönch, dem Hausgeist von Hufflepuff, der vorbeischwebte. Trotzdem schauten sie sorgfältig in jeden Korridor und beeilten sich, voranzukommen, denn so ein Desaster wie mit Mrs Moore durfte nicht noch einmal passieren. Vor den Flügeltüren der Großen Halle hielten sie inne. 

„Wir werden wohl die Türen offen lassen müssen, während wir zaubern", sagte Sirius. 

Sie betraten die Halle. Bei Nacht sah sie ganz anders aus, wenn kein heller Schein sie erleuchtete und keine Schüler sich unterhielten und lachten. Sie erschien Remus dadurch noch größer. An der verzauberten Decke dämmerte es schon ein wenig. 

„Dann mal los", sagte James. 

Sie legten den Tarnumhang ab und gemeinsam zauberten sie auf sie erste Bank, bis sie etwa einen halben Meter in der Luft schwebte. Dann bewegten sie sie ganz langsam. Remus' Nerven waren zum Zerreißen gespannt, er wusste, dass er auf keinen Fall seine Konzentration verlieren durfte, sonst würden sie sich verraten. Die Sekunden verstrichen, doch schließlich stand die Bank in der Eingangshalle. 

„Läuft doch super", sagte Sirius. 

Sie gingen zurück in die Große Halle und machten mit dem ersten Tisch weiter. Wieder klappte es. Je mehr Tische und Bänke in der Eingangshalle standen, desto sicherer fühlte Remus sich. Als sie alle Haustische und den Tisch, an dem die Lehrer saßen, in die Eingangshalle hatten schweben lassen, ging schon bald die Sonne auf. 

„Wir sollten uns beeilen", sagte Remus. 

Sie verschlossen die Flügeltüren zur Großen Halle und öffneten das Schlossportal. Der Himmel war im herannahenden Sonnenaufgang bunt gefärbt, Remus fühlte sich wunderbar, obwohl sie gerade dabei waren, einen der riskantesten Streiche, die Hogwarts je gesehen hatte, durchzuführen oder gerade deswegen? 

Die erste Bank schwebte über die Schwelle nach draußen auf das Gelände. Es war gar nicht so einfach, denn auf Sirius' Vorschlag hatten sie den Tarnumhang wieder übergezogen, falls jemand sie vom Fenster aus sehen würde. Vorsichtig liefen sie durch das taufeuchte Gras und setzten die Bank in einiger Entfernung vom Schloss ab. 

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt