30. Hagrid

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Remus kletterte vorsichtig durch das Poträtloch in den Gemeinschaftsraum. Es war später Nachmittag, einige Schüler waren hier, viele allerdings auch in der Bibliothek oder auf dem Schlossgelände. James, Sirius und Peter jedoch entdeckte er nicht allzu weit vom Kamin entfernt in drei flauschigen Ohrensesseln und ging zu ihnen hinüber. 

„Hey", sagte er. 

Sie drehten sich zu ihm um und einen Moment lang blickten die Drei ihn bloß an. Dann sprach James: „Remus, wir müssen Klartext reden. Was ist los? Wohin verschwindest du ständig?" 

Darauf war Remus nicht vorbereitet gewesen. Seit er an seinem Geburtstag das Gespräch seiner Freunde überhört hatte, hatte er darauf gewartet, dass sie ihn fragen würden, wohin er immer verschwand, doch die darauffolgenden Tage hatten sie sich ganz normal verhalten und das Thema nicht mal angekratzt. 

Stattdessen hatten sie weiter überlegt, wofür sie die Stinkbombe verwenden könnten, Sirius hatte sich in Zaubertränke Ärger mit Professor Slughorn eingehandelt, weil er Avery mit einer Pfauenleber beworfen hatte und Peter war von Professor McGonagall angepflaumt worden, weil er es immer noch nicht schaffte, einen Ball in ein Wollknäul zu verwandeln. 

Als Remus seinen Freunden am Tag seiner Verwandlung dann erklärt hatte, dass er wieder nach Hause fahren würde, um seine Mutter zu besuchen, hatten sie nur genickt und ihm alles Gute für die Heimreise gewünscht. 

Dass sie ihn jetzt auf sein Verschwinden ansprachen, überrumpelte Remus etwas. „Das wisst ihr doch, ich habe meine Mum besucht", machte er einen recht kläglichen Versuch, die Situation zu retten. 

„Ja, aber was hat deine Mum denn überhaupt?", fragte Peter. 

„Und wieso geht es dir immer so schlecht, wenn du zurückkommst? Jedes Mal bist du krank", warf Sirius ein. 

„Ich...", setzte Remus an. 

Plötzlich überkam ihn Verzweiflung. Was sollte er bloß sagen? Er hatte darüber nachgedacht, was er sagen würde, sollten seine Freunde nachhaken und er hatte sich überlegt, wenn er einfach steif und fest bei seiner Geschichte blieb, konnten James, Sirius und Peter ihm ja nicht beweisen, dass das nicht stimmte. Doch nun, wo sie ihn alle drei ernst und erwartungsvoll ansahen, war das gar nicht so einfach. Er hatte keine Ahnung was er sagen sollte. 

„Remus, was ist los?", fragte James eindringlich. 

Remus merkte wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Warum musste das denn passieren? Er fühlte sich nach der Verwandlung immer noch sehr erschöpft, er hatte Madam Pomfrey anbetteln müssen, ihn überhaupt heute aus dem Krankenflügel gehen zu lassen, denn es ging ihm eigentlich noch nicht so gut. 

„Das geht euch doch überhaupt nichts an", stieß Remus schließlich hervor, etwas heftiger, als er es vorgehabt hatte. 

Er machte auf dem Absatz kehrt und kletterte durch das Porträtloch zurück in den Gang. Er wusste nicht, ob James oder Sirius oder Peter ihm folgten, er drehte sich nicht um. Seine Füße trugen ihn schließlich nach draußen, wo er sich in der Märzsonne unter einen Baum setzte. Ihm tat alles weh und er musste sich erst mal abregen, er konnte ja nicht klar denken. 

Er hatte immer noch die Tasche mit den Büchern, die er mit im Krankenflügel gehabt hatte, dabei, er zog Die nützlichsten Verteidigungszauber und –banne hervor und begann zu lesen:

Der Entwaffnungszauber Expelliarmus ist einer der nützlichsten Duellierzauber, da er den Gegner zuverlässig entwaffnet, falls dieser den Fluch nicht abblockt. Die Zauberformel „Expelliarmus" wird von einer schnellen, s-förigen Bewegung des Zauberstabes begleitet, der dabei auf das Gegenüber gerichtet bleibt. Bei idealer Ausführung spürt der Gegner einen Rückstoß und der Zauberstab wird ihm aus der Hand gerissen, wobei dieser im besten Fall direkt beim Ausführer des Zaubers landet. Somit kann einem Expelliarmus im Zweifelsfall die Mühe eines langwierigen Duells ersparen, da man es einfach beendet, bevor es überhaupt angefangen hat.

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWhere stories live. Discover now