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(Seokjin)

Ich bin perfekt, ich weiß. Für die meisten Leute, die mich nicht wirklich kennen -und das sind die meisten, die mich kennen-, wird es aussehen, als wäre es super einfach perfekt zu sein. Das sollen sie auch denken, das ist mein Ziel, aber so perfekt zu sein, wie ich ist nicht einfach. Ich wiederhole mich, nicht einfach!
Nach der Schule gehe ich sofort mit Leuten in die Stadt, immerhin muss ich mein soziales Leben aufrecht behalten. Ich will nicht enden, wie irgendwelche... Leute. Ich brauche meine Kontakte, sie zeigen mir mit jeder Aktion, mit jedem Wort, dass ich perfekt bin. Diese Bestätigung brauche ich.
Für normale Leute scheine ich unerreichbar, das ist auch eins meiner Ziele. Natürlich bin ich nicht unerreichbar, doch Leute reden es sich ein. Und das ist gut so, sonst würde wirklich jeder mich ansprechen wollen.

Worauf wollte ich eigentlich hinaus?

Ach stimmt, die Zeit nach der Schule.

Nach der Schule habe ich also selten Zeit. Und Abends, da bin ich einfach platt. Kaputt. Fertig. Müde. Finito. Da habe ich wirklich keine Motivation mehr, noch meine Hausaufgaben zu machen oder zu lernen. Zum Glück bin ich nicht dumm, sodass ich das Meiste im Unterricht verstehe. Nur leider ist das mit den Hausaufgaben halt so eine Sache...

"Wirklich, vielen Dank, Sohee! Ohne dich hätte ich bestimmt eine Strafe bekommen. Sollen wir nach der Schule einen Kaffee trinken? Ich bezahle natürlich, weil du mir so nett geholfen hast!" Bedankte ich mich mit meinem besten Gesicht.

Meine Mitschülerin, Sohee, sah mich überfordert an. "Kein Problem.. Und wirklich? Ich würde gerne mit dir in einen Kaffee trinken." Sie spielte leicht mit ihren Haaren und hatte pinke Wangen. Ich gab ihr das Heft zurück, aus dem ich abgeschrieben habe. Fünf Minuten, bevor der Unterricht beginnt. Ja, nennt mich ruhig riskant.

"Natürlich meine ich das wirklich. Außerdem habe ich Jimin und Jungkook schon lange nicht mehr bei einem Kaffee dabei gehabt."

"Jimin und Jungkook..? Oh, die kommen mit." Stellte sie fest. Es tut mir schon etwas leid, sie kann nichts dafür.

"Ja. Dann bis nach der Schule, okay?" Ich stand auf und ging in die Richtung von meinem Platz.

"Okay!" Rief sie und lächelte wieder leicht. Wahrscheinlich ist sie erleichtert, dass sie überhaupt mit mir in die Stadt kommt. Ich habe es vielleicht schon mal erwähnt, aber die meisten Leute denken, ich bin unerreichbar.

"Pass doch auf." Schnauzte eine unfreundliche Stimme. Oh, da ich so in meinen Gedanken war, habe ich gar nicht bemerkt, dass ich gegen jemanden gestoßen bin.

"Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen." Entschuldigte ich mich mit höflicher Stimme, doch innerlich schrie ich ihn an und rollte meine Augen. Arschloch.

Für Min Yoongi bin ich nicht unerreichbar. Er behandelt mich wie- wie sonst jemanden! Er ist wie ein Dorn im Auge. Nervig. Doch er wird nie herausfinden, dass ich auch nur einen Gedanken an ihn verschwende. Er soll nicht denken, ich bettle darum, dass er mich mag, denn das tue ich nicht. Würde ich niemals tun. Es ist sein Pech, wenn er mich nicht mag. Sein verdammtes Pech.

Ohne etwas Weiteres zu sagen, ging er an mir vorbei und setzte sich an seinen Platz. Ich setzte mich auch an meinen Platz, zwei reihen vor ihn.

Mathematik haben wir jetzt. In der Theorie ist Mathematik wirklich einfach. Man hat eine Formel, gibt die Zahlen, die man hat, in den Taschenrechner ein und fertig. Mehr doch eigentlich nicht. So hat es jedenfalls jeder Mathelehrer gesagt, denn ich je hatte. (Natürlich neben dem Satz "Mathematiker sind faul. Also gibt es dieses Zeichen-")

Aber bei mir klappt es einfach nicht. Ich weiß nicht einmal, warum es nicht klappt! Es müsste doch eigentlich total einfach sein!

Durch den Fakt, dass ich Mathematik überhaupt nicht kann, ging diese Stunde wirklich ätzend langsam vorbei. Und dann auch noch die Stimme des Lehrers! Zum Einschlafen.
Als der Lehrer mich drannahm und ich die Antwort nicht wusste, hat er sich etwas aufgeschrieben. Von da an ist meine Stimmung noch schlechter geworden. Mit jeder Sekunde mehr und mehr... und dann noch mehr.

Und nun stehe ich vor ihm, während der Rest der Klasse schon auf dem Weg zur Mensa oder so ist. Ich will mit raus, zu meinen Freunden gehen.

"Seokjin, du bist ein guter Kerl, das weißt du." Sagte mein Lehrer. Ich lächelte nur leicht, da ich keine Antwort darauf hatte. Wenn ein Schüler das gesagt hätte, hätte ich spielerisch zugestimmt, doch das da ist ein Lehrer! Da weiß ich echt nicht, was ich sagen soll. ("Ich weiß", "Eifersüchtig"? Wohl besser nicht...) "Aber wenn deine Mathematischen Fähigkeiten dieses Jahr genau so bleiben, wie letztes Jahr... Dann reichen diese nicht für den Abschluss." Bitte was? Darf er sowas überhaupt sagen?! Was eine Frechheit!

"Oh."

"Ja, oh. Ich sage dir das wirklich nur, weil ich dir helfen will. Such dir am besten einen Nachhilfelehrer oder jemand aus der Klasse, der es gut kann. Lass es dir von jemanden erklären, der es auch so erklärt, das du es verstehst. Meine Methoden greifen einfach nicht zu dir durch."

Mein Mundwinkel zuckte, doch ich zwang mir weiterhin mein Lächeln auf.

𝖫𝗈𝗌𝖾𝗋 | ⁿᵃᵐʲⁱⁿWhere stories live. Discover now